Filme schaffen nicht nur Illusionen oder erzählen Geschichten, sie sind auch in der Lage, Denkmäler zu errichten. Während ein Maler durch seine künstlerischen Bilder spricht, bleibt dem Filmschaffenden hierfür das filmische Endprodukt als solches vorbehalten, welches quasi zum bestenfalls unauslöschlichen Zeitdokument gerät, das auch Jahre nach dem Ableben eines Individuums noch von dessen glorreichen Leistungen zu berichten weiß.
Eines der aktuellsten Werke, das den Stempel der Erinnerung trägt, ist die vorliegende Musikkomödie
„SOUL MEN“ aus dem Jahre 2008, in der der im selben Jahr mit nur 50 Jahren viel zu früh verstorbene Schauspieler und Komiker
Bernie Mac („
Bad Santa“ [2003]) seine letzte tragende Hauptrolle gibt. Mac ist Floyd, ein Drittel des ehemaligen Soul-Trios
The Real Deal, das bis hinein in die 70er große Erfolge feiern konnte. Doch das Aus der Gruppe kam so plötzlich wie unerwartet. Und nun, 30 Jahre später, ist nicht mehr viel übriggeblieben vom einstigen Luxus und der vormals innigen Freundschaft. 40.000 Dollar Gage für ein Bühnencomeback zu Ehren des verstorbenen Frontmannes Marcus sind jedoch selbst für Floyds Soulbruder im Geiste, den verarmten Louis (Samuel L. Jackson), ein Grund, die vorherrschende Abneigung gegen seinen Bandkumpanen hintenan zu stellen. Und so macht sich das ungleiche Duo im Cadillac auf den langen, beschwer
lichen Weg nach L.A., der nicht nur mit Zank und altersbedingten Problemen gepflastert ist...
Man sieht schon, dass die Geschichte nicht viel hergibt, und in der Tat erweist sich der Film dem Grunde nach als stereotypes Buddy-Roadmovie, in dem zwei abgehalfterte und sich nicht ausstehen könnende Bühnenrentner, die (O-Ton) „sehr oft das S-Wort benutzen, ansonsten aber sehr nett sind“, mit wenig Feingefühl von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste poltern. Doch zwischen all den amüsanten Zankereien und teils deftigen Obszönitäten, die sich Jackson und Mac routiniert im gefühlten Minutentakt gegenseitig an den Kopf werfen, beweist
„SOUL MEN“ überraschenderweise, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Denn wenn die eingerosteten Hüften der einstigen Draufgänger mehr nach Franzbranntwein denn einem lockeren Schwung zur Seite schreien (und ein Blick in das schmerzverzerrte Gesicht alles sagt), sinniert der Film plötzlich leise, aber deutlich über das Alter, ohne diese Frage ins offensichtlich Lächerliche zu ziehen. Weil die Figuren, so verschroben sie auch erscheinen mögen, mitsamt ihren Problemen ernstgenommen werden. Dies hebt die Komödie zumindest kurzzeitig in die Nähe des feinfühligen, aber nichtsdestotrotz nur an der Oberfläche kratzenden Dramas, da der Tumult und das ungezügelte Verhalten, das Floyd und Louis mit Inbrust zelebrieren, letztlich wieder alles übertönt. Wehe, wenn sie losgelassen...
Hier zeigt sich dann auch das eigentliche Problem des Films: Er möchte vieles sein, führt aber keinen der Aspekte wirklich konsequent zu Ende. Weder ist er besonders lustig – es sei denn, man findet Gefallen an permanenten Verbalentgleisungen – noch in seinen wenigen ruhigen Momenten annähernd so berührend, wie er sein könnte. Dabei sind bzw. waren
Samuel L. Jackson („
Pulp Fiction“ [1994]) und der selige Bernie Mac eigentlich versierte Charaktermimen, denen das Drehbuch vorliegend aber einen dicken Strich durch die damit nicht aufgehende Rechnung macht. Zu gerne möchten die Soul Men es hier den legendären Blues Brothers gleichtun und Anspruch mit purer Lässigkeit kombinieren, haben dem Kultfilm außer souliger Musik, dargeboten in schicken Klamotten, jedoch leider nicht viel entgegenzusetzen. So erweisen sich die Gastauftritte von
John Legend und Soul-Legende
Isaac Hayes, der ebenfalls kurz nach den Dreharbeiten verstarb, auch nur als lediglich nette Abwechslung in einer ansonsten soliden, aber nicht sonderlich memorablen Musikkomödie, deren dramatische Einschläge weniger im Film als vielmehr in den ihn umgebenden Begleitumständen zu verorten sind. Und so wird man sich auch ohne diesen Film an die beiden Größen erinnern, die jeweils auf ihrem Gebiet alles gaben und mit unglaublich viel Herzblut bei der Sache waren. Ein Umstand, dessen sich
„SOUL MEN“ traurigerweise erst während des Abspanns, der einer Huldigung gleichkommt, bewusst wird.
Fazit: Solide musikalische Leistungen und ein spielfreudiges Duo in Gestalt von Jackson und Mac garantieren ein überraschungsfreies Vergnügen, das sich seines selbst gesteckten Anspruchs, mehr als nur unterhaltend zu sein, leider viel zu spät bewusst wird. So bleibt Bernie Macs letzte tragende Hauptrolle vor seinem frühen Tod aufgrund eines nur durchschnittlichen Drehbuchs vielleicht wenig erinnerungswürdig, sein sichtbares Talent und Können demgegenüber aber gänzlich unangetastet. Denn die Erinnerung an ihn lebt weiter...
Zusatzbemerkung: Der bei Ascot Elite Home Entertainment erschienene Film ist bereits seit dem 12.05.2011 im Verleih erhältlich. Der Verkauf auf DVD und Blu-ray erfolgt im Handel ab dem 07.06.2011. Neben dem Hauptfilm in Deutsch (DTS 5.1 / DD 5.1) und Englisch (DD 5.1 mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) finden sich zudem noch verschiedene Featurettes, Interviews, eine Behind the Scenes-Doku, geschnittene Szenen, der Originaltrailer sowie eine Trailershow auf dem prall gefüllten Silberling. Ein Wendecover rundet diese Veröffentlichung schließlich ab.