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Anaconda

Anaconda

Ein Film von Luis Llosa

„There's something down there.”
„I know.”
„No, I really mean it!”
„I really mean it, too.”



Vorbei sind die Zeiten, wo die Filmemacher bei Jennifer Lopez noch Schlange standen, um ihre wohlgeformten Proportionen auf Zelluloid zu bannen. Während sich die Gute in den letzten Jahren zunächst vorwiegend mehr schlecht als recht musikalisch säuselnd über Wasser hielt, um anschließend durch ihr öffentlich zur Schau getragenes Techtelmechtel mit Ben Affleck von sich reden zu machen, hatte ihre Filmkarriere ihren unbestreitbaren Höhepunkt Ende der 90er Jahre. Böse Züngelchen waren jedoch damals wie heute niemals so richtig zufrieden mit ihren schauspielerischen Leistungen, was in der ein oder anderen Nominierung für die Goldene Himbeere seinen Niederschlag fand. So erfolgreich die Filme mitunter auch waren – den ganz großen Wurf oder gar ein Meisterwerk suchte man bisher vergeblich in der Filmographie der rassigen Latino-Schönheit.


Auch „ANACONDA“ bildet hier keine Ausnahme. Schauplatz des eigentlich zunächst recht viel versprechend klingenden Abenteuers ist der Amazonasdschungel, in dem ein National Geographic-Filmteam um den Leiter Dr. Cale (Eric Stoltz) und die hübsche Terri Flores (Jennifer Lopez) eine Dokumentation über einen beinahe unbekannten Indianerstamm drehen will. Das Team hat eine Vermutung, wo sich der Indianerstamm befindet, gerät bei sei
ner Fahrt zum mutmaßlichen Standort aber immer tiefer in den Dschungel, der bald schon etwas Verhängnisvolles preisgibt. Der mysteriöse Paul Sarone (Jon Voight), der schon seit Jahren im Amazonas lebt, kreuzt den Weg der Crew, welche ihn bereitwillig mit an Bord des Schiffes nimmt. Sarone gibt vor, den Standort des Indianerstammes zu kennen, doch allzu schnell muss die Crew feststellen, dass Sarone nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Getrieben von einem unbändigen Drang befindet sich Sarone, der in Wirklichkeit ein Schlangenjäger ist, seit Jahren schon manisch auf der Suche nach einer gigantischen Anakonda, die einer Legende zufolge in den Gewässern des Amazonas hausen soll. Das manische Verlangen Sarones verträgt sich natürlich nicht mit dem Vorhaben der Crew, so dass sich die Stimmung an Bord des Schiffes bald drastisch ändert. Als wäre das nicht genug, häufen sich auf der Fahrt auf einem Seitenarm des Amazonas auch noch mysteriöse Zwischenfälle, die nach und nach immer mehr Opfer fordern. Nach dem obligatorischen Crew-Dezimierungsprozess kommt es in einer verlassenen Mine schließlich zum Showdown zwischen dem Crew-Überbleibsel, dem verrückten Sarone und seiner Nemesis: der riesigen Anakonda.


Nein, der große Wurf ist dieser Film aus dem Jahr 1997 definitiv nicht. Die harmlose Geschichte, an der drei Autoren schrieben, klappert treudoof alle Monstertierfilm-Klischees ab, ohne jemals zu überraschen, geschweige denn den Zuschauer zu fesseln. Die manische Besessenheit einer Person, die letztlich ihren Tribut fordert, wurde schon 1851 eindrucksvoller in Hermann Melvilles Klassiker „Moby Dick“ geschildert und wirkt in Luis Llosas Film mehr plump geklaut als gekonnt kopiert. Zwar bemüht sich Jon Voight, das Beste aus seiner schlecht geschriebenen Rolle herauszuholen, aber selbst der große Schauspieler wirkt in seinem Spiel bis auf wenige Ausnahmen überraschend farb- und kraftlos, teilweise sogar unfreiwillig komisch. Auch La Lopez macht im Grunde nur das, was sie sowieso immer macht, und agiert als Blickfang für die männlichen Zuschauer, die aber ob des abstrusen und überaus vorhersehbaren Spektakels wahrscheinlich schon nach kurzer Zeit den Blick abgewendet haben werden.


Wenig zuträglich ist hier sicherlich auch, dass die spärlich gesäten Computereffekte dann, wenn sie als solche zu erkennen sind, eben das sind: offensichtlich. Die riesige Anakonda, die vorliegend Schrecken und Horror verbreiten soll, wirkt in ihrer Animation wenig überzeugend und eher wie ein wildgewordenes Utensil zur Bewässerung des heimischen Kleingartens. Wer noch nicht das Vergnügen hatte: nein, das ist nicht gruselig. Nur anstrengend. Dasselbe trifft auch auf den kompletten Film zu, wenn man mit der falschen Erwartungshaltung an ihn herangeht. Wer einen ausnahmslos spannenden, atemberaubenden Horror-Thriller mit einem gigantischen Tiermonster erwartet, sollte, um nicht enttäuscht zu werden, seine Erwartungen gehörig zurückschrauben oder am besten gar keine haben. Letzteres vorausgesetzt ist die ganze Chose sogar bis zu einem gewissen Grad unterhaltsam (wenn auch unfreiwillig) und kann immerhin mit ein, zwei spannenden Szenen aufwarten. Alles andere sieht leider nicht nur wie B-Movie aus, sondern lässt den Verdacht aufkommen, dass der Film gar nichts anderes sein will.


Eines steht jedenfalls fest. Llosas Horror-Thriller „ANACONDA“ ist nicht derart schlecht, wie er immer gemacht wird. Aber ebenso wenig ist er ein überzeugendes Paradebeispiel für große Schauspielkunst, große Namen wie Jon Voight hin oder her. Er ist einfach ein kleiner, harmloser Film, der gar keinen Hehl daraus macht, dass er Altbekanntes wiederverwertet. So ist es am Ende, wenn das Boot am Wasserfall vorbeifährt, auch egal, dass nur allzu deutlich wird, dass hier ein schon vorher benutzter Hintergrund seinen letzten großen Auftritt hat. Die Tatsache, dass der Wasserfall hier dieses Mal jedoch allen physikalischen Gesetzen zum Trotz nach oben fließt, vergessen wir ganz einfach mal. (Sch)Lange nicht mehr so gelacht...

Auch interessant:

Anacondas: Die Jagd nach der Blut-Orchidee“ [2004]
Anaconda: Offspring“ [2008]

Eine Rezension von Stefan Rackow
(16. Juli 2007)
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Daten zum Film
Anaconda USA, Peru, Brasilien 1997
(Anaconda)
Regie Luis Llosa Drehbuch Hans Bauer, Jim Cash, Jack Epps Jr.
Produktion Susan Ruskin Kamera Bill Butler
Darsteller Jennifer Lopez, Ice Cube, Jonathan Hyde, Eric Stoltz, Jon Voight, Owen Wilson, Kari Wuhrer
Länge ca. 89 Minuten FSK ab 16 Jahren
Filmmusik Ice Cube, Randy Edelman
Kommentare zu dieser Kritik
Anj TEAM sagte am 16.07.2007 um 16:46 Uhr

Hihi, da schmeißt du ja gleich im ersten Satz mit Wortwitzen um dich... "Schlange stehen" ;-)
Ich glaube, ich fand den Filme trotz aller Mängel recht unterhaltsam und würde schon sagen, dass man sich den angucken kann. Klar, nichts neues, originelles oder sonst was vom-Hocker-reißendes, aber immerhin ein nettes Filmchen für zwischendurch.
Renee TEAM sagte am 17.07.2007 um 11:32 Uhr

Generell unterhaltsam, ja. Aber ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich von der Schlange furchtbar enttäuscht war. Habe schon besseren Tierhorror gesehen.
seba sagte am 13.02.2008 um 03:26 Uhr

Einer der lustigsten Filme aller Zeiten. Die schlechteste Schlange der Welt, Spannung nicht vorhanden, und unterirdisch hölzerne Schauspieler. Kam damals gut an beim Publikum.

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