Wegen 100 Dollar wird der Vater des kleinen Roy Blood (was für ein Name.....) abgeknallt-von einem Killer, dessen Markenzeichen ein silberner Sattel ist. Der Mörder hat jedoch nicht damit gerechnet, dass der junge Roy ganz gut mit einem Schießeisen umgehen kann. Er wendet dem Knaben leichtsinnigerweise den Rücken zu und will sich auf sein Ross schwingen, als ihn eine volle Ladung Schrot in den Rücken trifft.
Tödlich getroffen sinkt der Halunke zu Boden. Roy schwingt sich auf das „silberne“ Pferd und reitet von dannen - von nun an ist er der „Silbersattel“. Das Blitzen des Silbers in der Sonne kündigt sein Kommen schon von weitem an (zusammen mit einer Mundharmonika Melodie aus dem Soundtrack - woher diese Idee nur stammt? man weiß es nicht…..) und wohin er auch kommt: Leichen pflastern seinen Weg…..
„Silbersattel“ entstand in der letzten Phase des Italowesterns, die Ende der 70er eintrat.
War der Spaghettiwestern in den 60ern das meistgefragte Genre so musste er sich mit dem Hereinbrechen der Siebziger zunehmend das Rampenlicht mit den Gialli teilen.
Es war also ein letztes Aufbäumen eines Genres in dem schon alles gesagt war, was man sagen konnte.
Dennoch sollte man auch diese späte Periode nicht außer Acht lassen. Schafften es doch einige dieser meist sehr düsteren Spätwestern dem Genre noch neue Aspekte abzugewinnen.
Zu den bedeutendsten Meilensteinen dieser allmählichen Dämmerung des Spag
hettiwesterns gehört Enzo G. Castellaris apokalyptisches „Keoma“ mit Franco Nero.
Eine ähnliche Stimmung will auch Regisseur Lucio Fulci mit "Silbersattel" erreichen.
Zumindest haben die beiden Filme etwas gemeinsam: den grausamen Soundtrack in Singer Songwriter Manier.
Sowas brauchten ja nach Peckinpahs „Pat Garrett“ mit dem Dylan- Soundtrack viele Filme, hier ist es gründlich missglückt.
Der Film stellt die vorletzte Arbeit Gemmas in einer Westernrolle dar – erst 1985 konnte man ihn in „Tex und das Geheimnis der Todesgrotten“ wieder in einer Westernrolle sehen.
Deshalb kann man eigentlich auch durchaus von Gemmas letzter ernsthafter Rolle in einem Italowestern sprechen. Ein Genre, das für ihn seit seiner Verkörperung des Antihelden in
Eine Pistole für Ringo und
Ringo kommt zurück soviel Erfolg bedeutet hatte.
Wie es sich für eine letzte Vorstellung gehört, legt er sich mächtig ins Zeug.
Viele seiner Darstellerkollegen in „Silbersattel“ sind da weit weniger überzeugend. Allen voran der nervige Junge den Gemma im Laufe der Handlung mitnimmt.
Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Donal(d) O´Brien, dem Sheriff aus Sergio Sollimas
Lauf um dein Leben.
Nicht nur für Gemma war es ein Abschied von einer Ära. Auch Regisseur Fulci beendete mit diesem Film seinen Ausflug ins Genre des Italowestern.
Zuvor hatte er in den 60ern den durchschnittlichen „Django-Sein Gesangsbuch war der Colt“ und „Verdammt zu Leben, Verdammt zu Sterben“ abgedreht .
An die große Klasse des letzteren kommt er mit „Silbersattel“ leider nicht ganz heran.
Dennoch haben beide Filme einiges gemeinsam.
Sie sind von einer durch und durch pessimistischen Grundstimmung geprägt. Es gibt wenig Hoffnung - es herrscht eine trostlose Stimmung wie zum Weltuntergang.
Zudem sind beide Filme recht brutal.
Allerdings nicht in den Dimensionen für die Fulci später noch berüchtigt werden sollte. Heraushängende Eingeweide sollte man also nicht erwarten - Die Goreeffekte beschränken sich auf ein paar blutige Einschusslöcher.
Fulci braucht das alles hier aber auch gar nicht. Obwohl er sich zahlreicher Klischees bedient, schafft er es seinen Film teils sehr stylisch zu inszenieren. Gelungene Kamerafahrten und flott inszenierte Actioneinlagen fesseln den Zuseher.
Fulci war halt doch ein besserer Regisseur als manche Kritiker wahr haben wollten.
Der Streifen liegt erstmals in seiner vollständigen und ungeschnittenen Fassung in der Koch Media Italowestern Collection vor.
Für den interessierten Fan gibt es in dieser DVD - Version noch ua. zwei lange Featurettes mit dem Filmkomponisten Fabio Frizzi und dem Cutter Bruno Micheli.
Klar, eine Doku über Gemma wäre cooler gewesen, informativ sind diese Gespräche dennoch.
Fazit: Trotz einiger Schwächen und einem Drehbuch dem etwas Straffung gut getan hätte bleibt „Sella d´argento“ für den Westernfan sehenswert und eine schöne Entdeckung.
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
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