Es ist mal wieder soweit:
Geplagt von der brütenden Sommerhitze zieht sich der Verfasser dieser Zeilen in seine abgedunkelte Gruft zurück, um Ihnen, liebe Leser, die nun folgende Rezension des
Splatter-Kultstreifens „Die Geisterstadt der Zombies“ von Großmeister Lucio Fulci zu präsentieren.
Der soeben genannte (und 1996 leider verstorbene) Herr sollte unter passionierten Horrorguckern eigentlich weitreichend bekannt sein, schließlich hat er - nach etlichen Produktionen aus anderen Genrebereichen und einigen
Gialli - mit seinen expliziten Metzel-Exzessen seit Anfang der 80er das Herz jedes
Gore-Hounds höher schlagen lassen...und sogar die hiesigen Jugendschützer bedankten sich bei Fulci für dessen Zuverlässigkeit, indem sie stets dessen Werke nach Erscheinen eifrig bearbeiteten…
Die Geschichte von „The Beyond“, so der oft verwendete Alternativtitel, beginnt in Louisiana im Jahre 1927. Dort hat sich der Maler Schweick (Antoine Saint-John) mit seiner Frau in einem heruntergekommenen Hotel niedergelassen. Während er gerade an einem neuen Bild arbeitet und die Gattin ein eigenartiges Buch mit dem Titel „Eibon“ studiert, haben sich einige Stadtbewohner auf den Weg zu Schweick gemacht. Diese bezichtigen ihn der schwarzen Magie und verstümmeln ihn erstmal entsetzlich, bevor er im Keller des Gebäudes no
ch lebend an die Wand genagelt und mit Ätzkalk überschüttet wird.
Seine Frau hat inzwischen eifrig in ihrem Band geschmökert und dort herausgefunden, dass ihr Hotel auf einem der sieben Tore zur Hölle erbaut worden ist, die nur von Kennern des Geheimnisses unversehrt durchquert werden können.
34 Jahre später hat die junge Liza (Catriona Mac Coll, „
Ein Zombie hing am Glockenseil“) das alte Hotel geerbt und will es komplett renovieren. Doch bereits zu Beginn der Arbeiten stürzt ein Dachdecker vom Gerüst weil ihn seltsame Augen aus einem der Fenster angestarrt haben. Auch einen Handwerker ereilt ein schlimmes - wenn auch ungleich fataleres - Schicksal, als im Keller eine vergammelte Hand aus der Wand dringt und sein Gesicht zerquetscht.
Spätestens als sie die blinde und mysteriöse Emily (Cinzia Monreale, „Buio Omega“) kennenlernt, die ihr dringend rät das Gebäude aufzugeben, und sich weitere tödliche „Zwischenfälle“ dort abspielen, bekommt Liza kalte Füße und beginnt zusammen mit dem Arzt John McCabe (David Warbeck) weitere Nachforschungen anzustellen…
Was sich da zunächst recht interessant und spannend anhört, wird von Italiens
Extrem-Splatter-Papst Lucio Fulci leider über weite Strecken lediglich als Vorwand benutzt, um den zartbesaiteten Zuschauern durch den Einsatz diverser unschöner Szenen das Mittagessen wieder nach oben zu treiben.
Nun galt der Regisseur eigentlich nie als begnadeter Geschichtenerzähler – was man ihm auch nicht unbedingt nachtragen möchte -, doch hätte die „Geisterstadt“ durchaus Potential gehabt, auch abseits des Ekelanteils zu überzeugen.
Diese Möglichkeit ist aber leider nicht wirklich genutzt worden, da die Handlung einfach recht holprig zusammengesetzt worden ist und damit manchmal ein Nachvollziehen der Geschichte schwer fällt.
Aber sei´s drum - schließlich schaut man sich die meisten Fulci-Outputs (von seinen früheren Thrillern wie „
Don't torture a Duckling“ mal abgesehen) ohnehin meist aus den zu Beginn genannten Gründen an, und auch der nicht zu leugnende
Trash-Faktor sorgt für einige heitere Momente wo eigentlich keine sein dürften.
Oft sind die Ideen nämlich so an den Haaren herbeigezogen und überdreht, dass die Nachbarschaft den vor der Flimmerkiste sitzenden und dabei laut lachenden Autoren bis in die späten Abendstunden vernehmen konnte – sowas schaffen oft die besten Komödien nicht!
Hier wäre es allerdings auch sehr ungerecht, Lucio Fulci als Quasi-Witzfigur des Genres hinzustellen, schließlich versteht er es durchaus, in den meisten seiner Filme eine passende Stimmung zu erzeugen und manchmal sogar eine packende Story zu erzählen, wie z.B. bei seinem ´82er Werk „Der New York Ripper“.
Dass der vorliegende Streifen auch in den USA jemals in seiner ungekürzten Form zu bewundern war, hat er übrigens einigen prominenten Fans zu verdanken:
Niemand Geringeres als „
Pulp Fiction“-Schöpfer Quentin Tarantino hat das Werk 1998 zusammen mit Sage Stallone (Sohn von „Rocky“ Sly Stallone) und dem Schnitt-Techniker Bob Murawski im Rahmen ihres
„Grindhouse Releasing“-Labels komplett restauriert und in einigen ausgewählten Kinos des Landes erneut aufgeführt.
Für die Mainstream-Filmfans ist vielleicht mal die Tatsache interessant, dass der erwähnte Murawski auch an den „
Spider-Man“-Filmen beteiligt gewesen ist, und bei dem ersten Leinwand-Abenteuer des
Marvel-Helden eine Einstellung von „Geisterstadt“ während der Traumsequenz eingefügt hat – wer Fulcis Film kennt, dürfte wissen welche Szene dort verwendet worden ist…
Um zum Abschluss eine Wertung vorzunehmen sei angemerkt, dass es hier eine grosse Rolle spielt, ob man sich gelegentlich gern die Zeit mit einem billigen und manchmal absolut sinnlosen
Trash-Feuerwerk totschlägt, oder stets nach dem grossen Anspruch in der weiten Welt der bewegten Bilder sucht.
Denn was des einen Freud ist, wird in diesem Fall des anderen Leid sein…verbleiben wir also mal am besten genau auf der Mittellinie und sprechen individuell eine Empfehlung bzw. Warnung aus.