Regeln, die einem den Alltag erleichtern und den Job am Laufen halten, könnten einem ganz schnell das Leben retten – wenn man sie denn befolgte. Was daraus wird, wenn man seine sich selbst auferlegten Bestimmungen – zähneknirschend zwar, aber dennoch – ignoriert, wurde einem eindrucksvoll in dem Actionspektakel „The Transporter“ von Regisseur Louis Leterrier unter die Nase gerieben.
Mittlerweile ist Botenfahrer Frank Martin (Jason Statham) von ominösen Regeln wie „Schau niemals in das zu liefernde Päckchen“ oder „Lass dir nie einen Namen nennen“ weit abgekommen und lässt jetzt lieber andere seine Anweisungen befolgen:
1. Respektiere den Fahrer!
2. Grüße den Fahrer!
3. Schnall dich an!
Wie bitte? Wieso hat eine coole Sau wie Frank, der sonst maskierte Bankräuber und in 1,50m langen Reisetaschen verpackte Chinesinnen durch die Gegend kutschierte, plötzlich solche Großmutterregeln in petto? Ah ja – das ist wegen dieses Aushilfsjobs…
Frank Martin spielt nämlich im zweiten Transporter-Teil für eine befristete Zeit den Chauffeur für den Sohn einer reichen Familie und freundet sich mit diesem an. Als der kleine Jack Billings (Hunter Clary) aber entführt wird und die Polizei Frank selbst verdächtigt, legt dieser mal wieder mehr als nur den dritten Gang ein und macht sich auf eigene Faust auf die Suche. So findet er heraus, dass der Terrorist Chellini (Alessandro Gassman), der irgendwas mit Kolumb
ien und Drogen zu tun hat, den Jungen mit einem Virus infiziert hat, damit dieser bei der inszenierten Befreiung seinen Vater ansteckt. Mr. Billings (Matthew Modine) steht nämlich als einflussreichem Politiker eine internationale Drogenkonferenz bevor, auf der er alle Anwesenden unweigerlich und unfreiwillig anstecken wird…
Na ja, in Ordnung. Zumindest gab es für den zweiten Teil auch eine Idee, wie man die Action um ein bisschen Story herum drapieren könnte. Aber auch diesmal gelingt es Drehbuchautoren und Regisseur nicht, eine dramaturgisch lückenlose Handlungsabfolge zu liefern und vielleicht sogar mit überraschenden Wendungen und gewieften Einfällen aufzuwarten. Die Unglaubwürdigkeit der Story fängt schon in den ersten Minuten an, als klar wird, dass Frank nun Kinder zur Schule kutschiert. Zwar nur in Vertretung, aber fragwürdig ist ja dennoch, warum Untergrundprofi Frank sich auf einmal mit solchen Puschijobs abgibt.
Was bei der Story einfach zu wenig vorhanden ist, wird versucht, an anderer Stelle wieder rauszuholen, was dann im Endeffekt wieder reichlich überzogen wirkt. Die Entführer des Jungen Jack sind so überdreht, dass sie nicht beängstigend, sondern eher lächerlich rüberkommen. Absolute Lachnummer ist hierbei ganz klar die psychopathische Geliebte des Terroristen / Entführers / Drogenimporteurs, die die ganze Zeit quasi nackt herumläuft und -ballert und das, was sie an (undurchsichtiger) Kleidung zu wenig hat mit schwarzem (stets verschmiertem) Eyeliner auszugleichen versucht. Dazu rote Highheels, in jeder Hand ’ne Knarre und immer in Bereitschaft, dem Feind Frank übers Gesicht zu lecken, machen aus ihr eine überzeichnete Witzfigur, die viel eher in ein Fantasycomic gepasst hätte.
An bildgewaltigen, toll choreografierten Stunts kann man sich im zweiten Teil aber wieder einmal satt sehen und kommt damit voll auf seine (Action-)Kosten. Das wäre allerdings viel eher zu genießen, wenn die Hälfte der besagten Action nicht einfach so plump inszeniert worden wäre, so dass es beispielsweise ausreicht, ein-, zweimal auf einen Hubschrauber zu schießen, damit dieser explodiert. Desweiteren springt Frank mit seinem Auto von einem Hochhausdach zum nächsten und landet dann sanft am Zielort ohne einen Kratzer zu bekommen. Die Karre scheint überhaupt Stoßdämpfer zu haben, die eine federweiche Landung auch nach metertiefem Fallen zulassen. Und noch immer sieht das Auto aus wie frisch lackiert.
Nett anzusehen sind die Zwei- oder Mehrmannkämpfe auch hier wieder, bedient man sich doch an Inszenierungen, die man in einem anderen Actionspektakel schon einmal gesehen hat. Nämlich im ersten Teil. Klar, somit gibt’s auch hier wieder eine Garantie dafür, dass alles toll aussieht, allerdings geht der Look aufkosten der Spannung und Originalität. Wieder einmal zerreißen Klamotten beim Nahkampf und Äxte stellen sich erneut als eine beliebte Waffe heraus. Und dass man seinen Arm in Öl tauchen kann, damit der Gegner einen nicht greifen kann und abrutscht, hat man bei „
The Transporter“ auch schon gelernt.
Was macht also den großen Unterschied zwischen beiden Teilen aus, die sich doch eigentlich so ähnlich in ihrer Machart sind? Bei beiden ist die Story mau, aber immerhin nicht so aufdringlich dämlich, dass man nicht über sie hinwegsehen könnte. Im ersten Teil wird der fehlende Verstand im Plot allerdings mit Einfallsreichtum, Charme und tollen Bildern kompensiert. Teil zwei hingegen ist lediglich eine Kopie und deswegen auch nicht ganz schlecht, aber eben auch kein Meisterwerk.
Da bleibt zu hoffen, dass "
Transporter 3" mit etwas mehr Neuheiten und eigener (nicht geklauter) Originalität aufwartet…