Ein Ex-Militär, der seine ehemaligen Auftraggeber leid ist, schafft sich nun seine eigenen Regeln…
Jeder hat wohl durch einen gewissen Erfahrungsschatz im bisherigen Leben eines akzeptiert: Ein paar Bestimmungen muss man leider strikt befolgen, sonst gerät die ganze Maschinerie einer routinierten Ordnung außer Kontrolle und man hat womöglich für längere Zeit mit den Folgen zu kämpfen. Deswegen heißt es in einigen WG-Haushalten auch sicherlich, sofort nach dem Essen abzuwaschen, bevor man sich ein paar Tage später stundenlang durch einen Berg eingetrockneter Müslireste kämpfen muss. Anderswo wird das Nutellaglas im Supermarkt gar nicht erst angeschaut, da man weiß: Wenn man einmal schwach wird, futtert man in der kommenden Woche gleich ein Dutzend davon leer und ärgert sich dann über anhaltende Bauchschmerzen und eine freche Waage. Oder aber man verbietet sich von vornherein, das Blog des eigenen Freundes zu lesen, um sich gar nicht erst darüber aufzuregen, wie der liebe Junge von nebenan sich in der Öffentlichkeit als Partykönig mit Alkoholexzessen verkauft.
Ein paar kleine Regeln, die simpel klingen und den Alltag in geordneten Bahnen verlaufen lassen, dürften doch eigentlich gar nicht so schwer zu befolgen sein. Oder etwa doch? Der Amerikaner und ehemalige Elitesoldat Frank Martin (Jason Statham) ist eigentlich die Korrektheit in Person. Nachdem er sich von seinem Soldatensein verabschiedet hat, führt er offiziell ein ruhiges Leben als Frühpensionär an der französischen Mittelmeerküste. Im Geheimen jedoch leitet er ein erfolgreiches Ein-Mann-Transportunternehmen für zwielichtige Kriminelle, was ihm ordentlich Kohle einbringt und ihn wohl noch so einige Jahre beschäftigen könnte, ohne dass die Polizei ihm etwas nachweisen könnte. Denn bei Frank gelten folgende drei Regeln:
1. Ein bestehender Deal wird niemals geändert.
2. Es werden keine Namen genannt.
3. Man darf niemals in das zu transportierende Paket schauen.
Was bei seinen Kunden wohl als ein wenig pingelig rüberkommt, sorgt bei Frank für einen perfekten Ablauf seiner Missionen. Bis er dann eines schönen Tages… doch einmal die Regeln von hinten nach vorn bricht, weil er Mitleid mit seiner 1,50-Meter-langen, zappelnden und quiekenden Ladung hat und somit die hübsche Lai (Shu Qi) entpackt, um ihr etwas zu trinken zu geben. Dieser kleine Regelbruch führt schließlich dazu, dass Franks ruhiges Dasein von einem Moment auf den anderen ein Ende hat und er schließlich nicht nur sein eigenes Leben vor üblen, herumballernden Haudegen retten muss…
Die Story von „The Transporter“ ist so dünn und löchrig, dass man hier nicht näher darauf eingehen muss, da einem auch im Laufe des Films nicht viel mehr Informationen zuteil werden, obwohl man schon gern ein paar mehr Erklärungen bekommen hätte. Das ist aber bei einem Film wie diesem auch kein Weltuntergang, denn „The Transporter“ ist der Inbegriff eines guten Actionfilms. Bildgewaltig wartet das Erstlingswerk von Regisseur Louis Leterrier mit ausgereiften, perfekt choreografierten Kampfszenen und Stunts unter Wasser und in der Luft umgeben von malerischer Landschaft auf und beweist Kreativität, wenn die Sequenzen mal auf fahrenden Lastern, in einem engen Bus oder in verwinkelten Häusern im mediterranen Baustil stattfinden. Somit ist der Film nicht nur wegen der hübschen und natürlichen
Shu Qi und dem attraktiven, markanten
Jason Statham eine wahre Augenweide.
Was einem guten Actioner inhärent sein muss ist auch absolute Coolness. Und davon hat „The Transporter“ auch eine ganze Menge in petto. Nicht nur die witzigen Tricks an Frank Martins schwarzem BMW, der sich durch Eingabe eines vierstelligen Zündcodes starten lässt und der auf Knopfdruck das Nummernschild wechseln kann, sondern auch die Figur des Protagonisten sind einfach cool. Frank Martin rattert ohne mit der Wimper zu zucken seine Regeln herunter, während sich vier maskierte Diebe hektisch in seinen Wagen verkrümeln, um von ihm vom Tatort weg transportiert zu werden. Sirenengeheul im Hintergrund lässt Frank auch nicht aus der Ruhe bringen. Gelassen schaut er in die Runde und erklärt, dass nun mal nur drei Männer mit einem Gesamtgewicht von 154kg transportiert werden sollten. Bevor dieses Detail nicht wieder seine Richtigkeit hat, fährt er eben nicht los.
Während einer rasanten Verfolgungsjagd hat Frank dann auch noch so viel Nerven, kurz mal anzuhalten, damit einer seiner Mitfahrer, dem schlecht geworden ist, nicht die Sitze beschmutzt.
Zum Glück ist die Hauptfigur aber nicht einfach nur abgebrüht und kalt, sondern eben auch mitfühlend und alles andere als ein Schwerstverbrecher, was ihn im Laufe des Films zum absoluten Sympathieträger und Jason Statham selbst zu einem Actionhelden macht.
Zugegeben: ab und an ist der Film dann auch mal ein bisschen dumm, aber wenn die Story nun mal mau ist, gibt es eben auch folglich einige weniger intelligente Szenen. So wird der entführte Flugzeugpilot auf einmal zum Verbündeten und sagt „na klar“, als er einen Kumpel seines Peinigers anrufen soll, der sich gerade mit einem Fallschirm verabschiedet und gar keine Bedrohung mehr darstellt. Und natürlich muss der Held der Geschichte auch mal mit nackigem Oberkörper gegen ein ganzes Dutzend bewaffneter Männer kämpfen. Klar, dass die brutalen Haudegen es nicht einmal in einer Gruppe schaffen, gegen einen einzelnen Mann etwas auszurichten.
Nichtsdestotrotz ist „The Tansporter“ einfach ein Film, der flutscht und Spaß macht. Action pur, nette Hauptakteure und tolle Bilder sorgen einfach für ein ordentliches Maß an anderthalbstündiger Unterhaltung. Schade eigentlich, dass dabei das ganze Potential nicht genutzt wurde. Denn mit einer ausgefeilteren Story und etwas mehr Ironie hätte sich „The Transporter“ ganz sicher unter die ganz Großen des Actiongenres mischen dürfen.
Zweiter Teil: "
Transporter - The Mission"
Dritter Teil: "
Transporter 3"