Als David Nicholls im Jahr 2009 seinen Roman „Zwei an einem Tag“ veröffentlichte, begann augenblicklich ein wahrer Hype um das Buch. Dieses Buch, welches nicht nur eine weitere unterhaltsame Liebesgeschichte des 21. Jahrhunderts darstellt, sondern darüber hinaus voller unaufdringlicher Lebensweisheit, lockerem Humor und bittersüßer Tragik steckt. Ein Werk, das trotz seines altbekannten Erzählmusters in jedem Moment unverbraucht und frisch daherkommt.
Angesichts dieses großen Erfolges ist es also keine Überraschung, dass bereits zwei Jahre später eine Verfilmung des Stoffes folgte, zu dem David Nicholls persönlich das Drehbuch bereitstellte. Die Umsetzung geschah zusammen mit Lone Scherfig, einer dänischen Regisseurin, die bereits Filme wie „An Education“ erfolgreich auf die Leinwand brachte.
Die Geschichte dreht sich um Dex und Em, Dexter Matthews und Emma Morley. Beide lernen sich am 15. Juli 1988, dem Tag ihrer Examensfeier kennen und verbringen daraufhin die Nacht miteinander. Von da an verbindet das ungleiche Paar eine besondere Freundschaft, die mehr als 20 Jahre voller Höhen und Tiefen übersteht, jedoch nie zu dem wird, was beide sich eigentlich wünschen. Der Zuschauer wird Zeuge davon, wie Dexter und Emma jährlich am 15. Juli, dem Tag, an dem alles begann, aufeinander treffen und erfährt lediglich durch Verhalten und Gespräche der beiden, was in der Zwischenzeit geschehen ist.
Bei der filmischen Umsetzung eines so umfangreichen Buches ist es natürlich klar, dass man sich nur auf die wichtigsten Erzählstränge beschränken kann. Vor allem, da der Film auf ein Mainstreampublikum ausgerichtet wurde und deshalb nur eine durchschnittliche Laufzeit aufweist. Die etwaigen Auslassungen fallen beim Verständnis der Geschichte allerdings keineswegs ins Gewicht. Dem Film ist anzumerken, dass er mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Die Dreharbeiten fanden an den Originalschauplätzen des Buches statt, also unter anderem in London und Edinburgh, was für viel authentisches Flair sorgt. Die Musik ist ein harmonisches, ständig wiederkehrendes Thema (passend zur regelmäßigen Begegnung am immer gleichen Tag), die humoristischen Einlagen sind – ganz im Stil der Vorlage -ebenso passend wie ungezwungen. Fans des Buches werden außerdem Freude an einer dem originalen Erzählverlauf folgenden Handlung, sowie mehreren eingestreuten Einzelheiten haben.
Die beiden Hauptdarsteller Anne Hathaway und Jim Sturgess liefern beide eine überzeugende Leistung ab, vor allem Hathaway erweckt ihre Figur bezaubernd wie eh und je zum Leben. Aus der Riege der äußerst treffend besetzten Nebenfiguren stechen besonders Rafe Spall als Emmas Exfreund Ian und Ken Stott als Dexters verwitweter Vater heraus.
Kommen wir nun zum „ABER“:
Wie bereits erwähnt, wurde die Handlung für den Film hier und da eingeschränkt und gestrafft. Man bekommt als Zuschauer eine konzentrierte Variante der Schlüsselmomente in Dexters und Emmas Freundschaft serviert, welche sich durch die vielen aufeinanderfolgenden Zeitsprünge sehr kurzweilig gestalten und nicht so recht miteinander verbinden wollen. Somit wird, auch wenn es einige wirklich berührende Szenen gibt, nie die komplette Intensität erreicht, welche in der Geschichte eigentlich steckt. Vor allem zwischen den beiden Protagonisten, deren Liebe doch im Zentrum steht, will einfach keine wirkliche Chemie entstehen. Denn wir bekommen sie immer nur phasenweise zu Gesicht und können das, was sich innerlich zwischen ihnen abspielt, gar nicht richtig erfassen. Ein Film bietet nun einmal nicht den erzählerischen Spielraum eines Buches, in dem große zeitliche Auslassungen durchaus funktionieren.
Aber nicht nur durch das ständige Unterbrechen des Erzählflusses verliert die Handlung an Tiefe. Es ist dem Film leider nun einmal anzumerken, dass er eine publikumsfreundliche, glattgebügelte Variante des Romans ist. Wer ihn nicht gelesen hat, braucht sich darum natürlich nicht zu scheren, aber mir stellte sich beim Anschauen die Frage, ob man nicht mit weniger Zugeständnissen an die Zuschauer mehr hätte herausholen können. Anne Hathaway ist eine tolle Emma Morley, keine Frage, aber sie spielt eben die Rolle einer typisch schüchternen Schönheit, die sich am Ende voll entfaltet - nicht die der störrischen, unkonventionellen Frau mit Hang zu Weltverbesserungsträumen. Der Film nimmt ebenso keinen Bezug auf die gesellschaftlichen Wandlungen, vor deren Hintergrund die Geschichte spielt, er gleitet gewissermaßen auf der Handlungsoberfläche dahin.
All diese Faktoren bilden letztendlich den Grund dafür, dass „Zwei an einem Tag“ zwar eine solide Liebeskomödie ist, die sich durch eine charmante Umsetzung aus dem Einheitsbrei hervortut, es aber leider nicht schafft, an die Ausdrucksfülle ihrer Vorlage heranzureichen.