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Punisher: War Zone

Punisher: War Zone

Ein Film von Lexi Alexander

Der Punisher! Ein über 30 Jahre alter Comic-“Held“ aus dem Hause Marvel, drei Realverfilmungen, drei Darsteller, drei Regisseure. Das Remake hat Kollege Gloddi ja hier bereits besprochen, mach ich doch glatt mal mit dem Sequel zum Remake weiter; was aber eigentlich Käse ist, da der Film mit dem Vorgänger bis auf die Comicvorlage eigentlich gar nix gemein hat. Weder knüpft man an Vergangenes an, noch teilt man sich Darsteller. Trotzdem ist dieser quasi Low-Budget-Nachschub der bessere Film, ein grandioser Comic, brachialer Testosterontrip, und das unglaublichste daran: eine junge Deutsche hat den inszeniert! Schlachtplatte ala Frau. Ob das gut geht? Und wie!

Mit Exposition hält sich der Streifen nicht lange auf: Frank Castle, der Punisher, ist mal wieder munter am Leute bestrafen. Heute: Gaitano Cesare. Der Gangsterboss muss auch im Jahre 6 des Punisher-Kreuzzugs zurecht um sein Leben fürchten. Bei einer Mafiaparty macht der Punisher mit den anwesenden Gästen kurzen und blutigen Prozess, in dessen Nachklapp der Cesare-Zögling Russoti im wahrsten Sinne des Wortes sein Gesicht verliert: mithilfe des Punishers landet er in einem Glasflaschenzermaler – ouch! Im Laufe dieses Gefechts erschießt der Punisher unwissentlich einen FBI-Agenten, was ihn in schwere Selbstzweifel stürzt (was umso verwunderlicher ist, wenn man sich die Akten bei der Polizei anschaut, die ein ganzes Stockwerk füllen
), aber bald beginnt er wieder seinen Rachefeldzug, als Russoti seinen nicht minder psychopathischen Bruder befreit, und die Witwe und Tochter des getöteten Agenten als Druckmittel benutzen. Mit seinen wenigen verbliebenen Freunden nimmt er das Gesetz in die eigene Hand und verwandelt die urbane Gegend in die titelgebende War Zone...
Punisher: War ZonePunisher: War ZonePunisher: War Zone
Das klingt jetzt alles komplizierter als es eigentlich in Wirklichkeit ist, denn einwas kann man „Punisher: War Zone“ sicherlich nicht vorwerfen: dass er der Vorlage nicht treu wäre. Lexi Alexanders Film ist ein saubrutaler, schwer unterhaltsamer und ehrlicher Comic in Filmform mit einer grandiosen Optik! Ein Amboß von einem Film! Der Punisher macht endlich keine Gefangenen mehr, selbst komplizierte Pläne wie im Vorgänger werden mit einem lakonischen Spruch beiseite gefegt („So, what's the plan?“ Castle: „I'm going to go in, and getting them.“ -„That's what you call a plan?“ -„It's all I need.“) und überhaupt ist der der Titelcharakter endlich mehr der Antiheld, den man aus der Vorlage kennt (oder auch nicht, so wie ich). Selbst seine Hintergrundgeschichte wird nur kurz angerissen, spielt aber ohnehin keine Rolle: Punisher ist der schwarze Racheengel, nicht auf Seiten des Gesetzes, sich über seine Taten bewusst; niemandem erbarmt er sich. Dadurch resultiert dieser unglaublich brutale Film, der jedoch in seiner Überhöhung und Comicästhetik selten grausam wirkt. Die Gewalt sorgt für den erwachsenen Charakter des Films, ein Werk für Männer und solche die es werden wollen; das Testosteron trieft nur so von der Leinwand. Und das wie gesagt von einer Frau als Regisseurin!

Ray Stevenson als Idealbesetzung, gerade im Vergleich zu Thomas Jane, zu bezeichnen, wäre wohl noch eine Untertreibung. Nicht das Jane seine Sache schlecht gemacht hätte, aber gegen Stevenson wirkt er eher wie ein harmloser Welpe gegenüber einer aggressiven Dogge. Auch dank der mächtigen Schutzweste legt der bullige Stevenson dieses brachiale Aussehen in die Rolle, so dass die Erbarmungslosigkeit der Figur viel glaubwürdiger wird. Die stahlhart gegelten Haare, der Stopelbart, die definierte Physis ohne sich auf oberkörperfrei Shots stützen zu müssen – Stevenson ist der Punisher, ein Panzer auf zwei Beinen, unaufhaltsam! Und das der dann auch keine Gefangenen macht, hab ich oben schon erwähnt: da wird nicht nur Russoti unsanft das Gesicht verunstaltet, auch andere Gesichter müssen leiden. Stuhlbeine werden in Augen getrieben, Gesichter mit blanker Faust eingeschlagen, und in einem unfassbaren Anflug von Brutalität schießt Frank Castle einem Gangster, der sich bereits ergeben hat und unbewaffnet ist, mit einer Schrotflinte den halben Kopf weg!

Unzählige Goons werden niedergemäht (Quellen sprechen von 81 bestätigten Tötungen durch den Punisher), verprügelt, und die röchelnden Schwerverletzten mit weiteren Kugeln und ohne pathetischen Spruch gar niedergestreckt. „War Zone“ lässt endlich wieder blutige Härte in den Actionszenen regieren, erinnert dabei nicht ungefähr an den letzten Rambo Film, bleibt dabei jedoch auch immer als überdrehter Comic für Erwachsene erkennbar, gibt sich also nicht dem grimmigen Ernst des Stallone-Vehikels hin. Denn dass die Charaktere eindeutig aus einem Comicbuch entsprungen sind merkt man schon auf den ersten Blick: Russoti ist der verunstaltete Bösewicht, sein Bruder ebenfalls Irre mit einem ungesunden Appetit auf Menschenfleisch, der Punisher ist die Kampfmaschine, zwei weitere Polizisten dienen ein bisschen als Comic-Relief, und allgemein überdrehte Dramatik dominiert das Geschehen.

Die aufs höchste stilisierte Optik ist dabei neben den krachenden Shootouts das absolute Highlight von Lexi Alexanders Film. Kaum eine Szene vergeht, in der nicht Neonröhren die Umgebung malen, „weils halt gut ausschaut“, bunter Nebel wabert durch die farbenfroh beleuchteten Straßen New York (für das das kanadische Quebec doubelte). Comicstil trifft Film Noir, und zusammen mit der grandiosen Fotografie von Steve Gainer voller faszinierender Winkel entsteht optisch ein Gaumenschmauß, ein echtes Kunstwerk. Style over Substance, aber da die Substance, also Geschichte und Figuren des Streifens ohnehin sehr dünn – aber im positiven Sinne entschlackt – sind, kann das kaum ein Vorwurf sein. Genauso wie im Vorgänger gibt es auch hier nur wenig CGI-Spielereien, aber ebenfalls parallel dazu kann man War Zone genauso vorwerfen, dass er vielleicht einen Tick zu lang ist. Wo der Erstling mit fast 120 Minuten zu Buche schlägt – was deutlichst zu lang ist – dauert Ray Stevensons Rachefeldzug knapp 100 Minuten, von denen man 10 Minuten problemlos hätte kürzen können. Allein der „Handlungsstrang“ mit den drei Parcour-Affen dient eigentlich nur dem Gag mit der Rakete.
Punisher: War ZonePunisher: War ZonePunisher: War Zone
Aber was solls. „Punisher: War Zone“ ist ein brutaler Comic, blutig bis zum Anschlag, zynisch und grimmig wie die Vorlage, aber niemals ausufernd sadistisch wie etwa die aktuelle Folterwelle im Horrorgenre. Ein Film für Erwachsene eben, für das testosterondurstige Publikum. Nicht tiefgründig, nicht intelligent, aber ehrlich, „gerade raus“, und einfach verdammt spaßig. Und die bombastische Optik tut den Rest. Schade dass der Film ebenso brachial im Kino gefloppt ist; er kündigt zwar quasi selbst eine Fortsetzung an, aber diese ist bei weitem nicht in Sicht.

Und wie gesagt: Unfassbar, dass solch ein bluttriefender Selbstjustizkracher von einer Frau ist. Aber Lexi Alexander ist auch die einzige gelernte Regisseurin im Punisher-Franchise.

Eine Rezension von David Kugler
(01. Dezember 2009)
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Daten zum Film
Punisher: War Zone Deutschland, Kanada, USA 2008
(Punisher: War Zone)
Regie Lexi Alexander Drehbuch Nick Santora, Art Marcum, Matt Holloway
Produktion Marvel Knights, Valhalla Motion Pictures, MHF Zweite Academy Film Kamera Steve Gainer
Darsteller Ray Stevenson, Dominic West, Doug Hutchison, Colin Salmon, Wayne Knight, Dash Mihok, Julie Benz, Mark Camacho, Keram Malicki-Sánchez
Länge 98:29 FSK SPIO/JK
Filmmusik Michael Wandmacher
Kommentare zu dieser Kritik
Micha Barbarez sagte am 03.12.2009 um 13:35 Uhr

Hatte mich gewundert, dass dieses Acition machwerk von einer Frau ist. Noch mehr hat mich gewundert, dass die JK den Film so durchgewunken hat. Ich habe jedenfalls kaum Schnitte bemerkt.
Beste Unterhaltung für Freunde der härteren, düsteren Action-Kost....

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