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Das Wunder von Manhattan

Das Wunder von Manhattan

Ein Film von Les Mayfield

Glaube ist eine wunderbare Sache. An Etwas glauben zu können spendet Trost, schenkt Hoffnung, schafft Zusammenhalt. Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit und bei Weitem nicht immer rational zu erklären oder nachzuvollziehen. Der Wille, sich einer ganz individuellen Wahrheit anzuvertrauen, selbst ohne absolutes Wissen oder tatsächliche Erkenntnis, begleitet den Menschen seit jeher. Jemandem seinen Glauben zu nehmen, kann Welten zerstören; Jemanden in seinen Überzeugungen zu bestärken oder sie mit ihm zu teilen, kann dagegen Berge versetzen. Denn manchmal ist sein Glaube alles, was ein Mensch hat. Oder er ist gerade das, was diesen Menschen so besonders macht.

Eben dies sollen die Bewohner des Big Apple schon in Kürze hautnah miterleben können. An Thanksgiving droht die alljährliche, die Vorweihnachtszeit einläutende Parade von Cole’s, dem ältesten und traditionsreichsten Kaufhaus New Yorks, um ihren Höhepunkt beraubt zu werden, denn der Herr, welcher auf dem Schlußwagen den Weihnachtsmann geben soll, ist betrunken und alles andere als arbeitstauglich. Kurzerhand engagiert Dorey Walker (Elizabeth Perkins), die Verantwortliche der Parade, einen Ersatz frisch von der Straße weg. Kris Kringle (Richard Attenborough), so der Name des Auserwählten, erweist sich schnell als wahrhaftiger Glücksgriff. Denn der freundliche alte Herr, der nun täglich als Santa Claus die Weihnachtswünsche der Kunden bei Cole’s entgegennimmt, zieht di
e Kinder geradezu magisch an und mit ihnen ihre zahlungskräftigen Eltern. Kein Wunder, immerhin ist er tatsächlich der echte Weihnachtsmann. Jedenfalls ist er selbst felsenfest davon überzeugt. Und so selbstverständlich, wie er sich in dieser Rolle präsentiert, fällt es nicht schwer, ihm zu glauben. Selbst Susan (Mara Wilson), Doreys kleine Tochter, verfällt langsam aber sicher seinem Charme, obwohl sie sich schon vor langer Zeit den Skeptizismus ihrer alles andere als wundergläubigen Mutter angeeignet hat. Trotz oder gerade wegen der mitunter etwas eigensinnigen Arbeitsweise des Rotgewandeten steigen die Umsätze des eben noch vom Konkurs bedrohten Kaufhauses in rasante Höhen, was der Konkurrenz von Shopper’s Express natürlich ganz und gar nicht gefällt. Schon wird hier eine Intrige entsponnen, welche Cole’s in den endgültigen Ruin stürzen soll. Dass dabei nicht sämtliche Kinderträume New Yorks mit untergehen, kann schließlich nur noch Anwalt Bryan Bedford (Dylan McDermott) versuchen zu verhindern...

Das Grundgerüst dieser Geschichte ist denkbar einfach: man nehme einen netten älteren Herren, lasse ihn behaupten, er wäre der echte Weihnachtsmann, und führe die übrigen Figuren in einen Reigen aus Vertrauen und Hoffnung, aus Ungläubigkeit und Argwohn. Bereits 1947 schuf George Seaton als Drehbuchautor und Regisseur sein "Miracle on 34th Street", welches zwar noch nicht so oft als Vorlage diente wie manch klassischer Weihnachtsstoff, sich aber dennoch diversen Adaptionsversuchen unterworfen sah: dem Original folgten zwei gleichnamige Neuverfilmungen, die als Fernsehproduktionen ein eher bescheidenes Dasein fristeten, und eine Version, welche den Stoff für eine Episode von "The 20th Century Fox Hour", einer Reihe von einstündigen Filmen, verarbeitete. 1994 schließlich nahm sich Les Mayfield ("Steinzeit Junior") mit der Neubearbeitung von Seatons Drehbuch durch John Hughes ("Kevin - Allein zu Haus") des Stoffes an und schuf damit ein modernes Weihnachtsmärchen, welches sich nicht nur als äußerst gelungenes Remake erweist, sondern als eigenständiger zeitgemäßer Klassiker funktioniert. Mayfields "DAS WUNDER VON MANHATTAN" ist gut gecastet, flüssig erzählt, einfühlsam inszeniert und in oft schlichten, aber dennoch ausdrucksstarken Bildern eingefangen. Lebensfroh und voller Festtags-Zauber richtet sich die Erzählung an große und kleine Weihnachts-Fans und solche, die es werden wollen. Denn auch diese Geschichte beschäftigt sich wie so viele andere mit dem humanitären Geist des Weihnachtsfestes, wobei Dreh- und Angelpunkt der rundlich gemütliche Geschenkebringer ist, der hier auf herzerwärmende Weise der Kraft des Träumens Ausdruck verleiht.

„I’m a symbol of the human ability to be able to suppress the selfish and hateful tendencies that rule the major part of our lives. If you can’t believe, if you can’t accept anything on faith, then you’re doomed for a life dominated by doubt.”

Sich ab und an dem Glauben an etwas hingeben zu können, tut gut. Ständiges Zweifeln ist doch nur eine unnötige Anstrengung, anhaltender Skeptizismus und chronischer Unglaube verschleiern den Blick selbst für jene Alltäglichkeiten, die oft schon ein kleines Wunder für sich sind. Natürlich ist es erlaubt, etwas kritisch zu hinterfragen. Doch manchmal kann es viel schöner sein, dem Herzen mehr zu vertrauen als dem Verstand, wie uns der Film eindrucksvoll demonstriert. In der Geschichte steht Dorey Walker alias Elizabeth Perkins ("Weeds") auf der einen Seite der Skala, Bryan Bedford alias Dylan McDermott ("Practice – Die Anwälte") auf der anderen. Und die zuckersüße Susan alias Mara Wilson ("Matilda") irgendwo dazwischen. Der Zuschauer muß seinen Platz allein finden, wird aber durchaus von beiden Seiten aus angeleitet. Aber: ob der Weihnachtsmann tatsächlich existiert, ist dabei vollkommen unbedeutend. Genaugenommen versucht der Film zu keiner Zeit, diese Frage tatsächlich zu beantworten. Das Zauberwort heißt Glauben. Ob man sich ihm nun hingeben mag oder nicht, bleibt völlig wertungsfrei. Fest steht nur Eines: auch, wenn klar ist, dass Sir Richard Attenborough ("Jurassic Park") hier nur in eine Rolle schlüpft, so ist man angesichts der Mühelosigkeit, mit welcher er eine der beliebtesten mythologischen Figuren der Welt verkörpert, vielleicht nicht unbedingt gewillt, wieder an den Weihnachtsmann zu glauben, aber doch der Hoffnung nahe, dass – wenn es ihn tatsächlich geben sollte – er auch nur halb so liebenswert ist wie Attenboroughs Kris Kringle. Von glauben wollen zu tatsächlich glauben ist es dann gar nicht mehr weit...


~ Weihnachtsskala ~

Besinnlichkeits-Faktor: 8 (schlichtweg herzerwärmend)
Sing-along-Faktor: 5 (der ein oder andere musikalische Weihnachtsklassiker ist dabei)
Klassiker-Potenzial: 7 („nur“ ein Remake, aber mit einem der besten Santas der Filmgeschichte)
Santa-Bonus: aber ja!

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(18. Dezember 2009)
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Daten zum Film
Das Wunder von Manhattan USA 1994
(Miracle on 34th Street)
Regie Les Mayfield Drehbuch John Hughes (basierend auf dem Drehbuch von George Seaton, 1947) Story Valentine Davies
Produktion William S. Beasley, John Hughes, William Ryan (Hughes Entertainment / 20th Century Fox) Kamera Julio Macat
Darsteller Richard Attenborough, Mara Wilson, Elizabeth Perkins, Dylan McDermott, Jane Leeves, James Remar, J. T. Walsh, Robert Prosky, Jack McGee
Länge ca. 114 Min. FSK ohne Altersbeschränkung
Filmmusik Bruce Broughton
Remake des gleichnamigen Films von 1947, Regie George Seaton
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