Es hat beinahe schon eine subversive Qualität, was die US-amerikanische Produktionsfirma
The Asylum dem Zuschauer im Maschinengewehr-Tempo auftischt. Bereits die Titel der Filme sprechen Bände und machen keinen Hehl daraus, dreiste Rip-Offs erfolgreicher Blockbuster zu sein. In der Filmografie der Firma, die an ihrem hohen Ausschuss gemessen exorbitant erfolgreich im Direct-to-DVD Metier sein muss, finden sich Machwerke wie „Pirates of Treasure Island“ (2006), „2012 Doomsday“, „One Million BC“ (beide 2008), „The Terminators“ (2009) und etliche weitere Plagiate, deren Titel sich bewusst eng an die großen Vorbilder anlehnt. Wahrscheinlich so eng, wie es die Rechtslage nur eben zulässt. Selbst das Cover-Motiv wird so exakt an jene der Blockbuster angelehnt, das ein unaufmerksamer Videotheken-Besucher tatsächlich TRANSMORPHERS mit den
Transformers verwechseln könnte, was nicht zuletzt an der Schriftart des Titels liegt.
Das Konzept scheint aufzugehen – denn obwohl die Filme von Asylum gar nicht erst von der Kritik wahrgenommen werden, erfreuen sie sich großer Bekanntheit und einer weitläufigen internationalen Verbreitung. Und das bei niedrigen Produktionskosten, unbekannten Darstellern und vollkommen unzeitgemäßen Spezialeffekten auf niedrigem TV-Niveau. Die Firma hat sich eine Nische eingerichtet, in der es sich scheinbar aushalten lässt. Ungeachtet der Tatsache, das jeder Film in Online-Datenbanken und dazugehörigen F
oren in den Boden gestampft wird, findet jede neue Produktion erneut reißenden Absatz. So auch TRANSMORPHERS, der 2007 entstand und nun in Deutschland auf DVD veröffentlicht wird und dem kürzlich erst eine Fortsetzung spendiert wurde.
Anders als in Michael Bays
Transformers kommen die Roboter aus dem Weltall nicht in Frieden. Ein kurzer Prolog klärt darüber auf, das nach einer friedlichen Kontaktaufnahme seitens der Menschheit die metallenen Aliens flugs mit der Okkupation der Erde antworteten. Seitdem wird die gesamte Welt von riesigen Robotern regiert, wovon man aber nicht das geringste mitbekommt. Die verbliebenen Menschen haben sich in den Untergrund zurück gezogen und im Verlauf der Jahrhunderte andauernden Besetzung einen Widerstand gegründet. Schwer bewaffnet natürlich und selbst mit moderner Technik ausgerüstet, haben die Kämpfer bessere Karten als zum Beispiel in der Endzeit-Vision eines gewissen James Cameron. Tatsächlich geht die Ausbeutung der Hollywood-Werke so weit, das die amerikanische Presse bereits den Neologismus „Mockbusters“ kreiert hat um das Phänomen in Worte zu fassen.
Im Film selbst passiert dann nicht mehr wirklich viel, die meiste Zeit laufen die profillosen Hauptfiguren durch austauschbare Kulissen, von denen mit cleverer Beleuchtung größtenteils abgelenkt werden soll. Wirkliche Endzeitstimmung kommt hier keinesfalls auf und auch als Trash-Granate will der Film kaum funktionieren. Wenn in wenigen Szenen die so genannten Transmorphers zu sehen sind, wirken die gigantischen Roboter wie aus einem rund fünf Jahre alten Konsolenspiel kopiert und in das Filmmaterial eingefügt. Wirklich drollig, wie rückständig und unbeholfen die Visual Effects eingesetzt werden – da hilft auch das CGI-Team nichts, das laut Coverangabe für die Effete in „Starship Troopers 3: Marauder“ zuständig war. Dort gelangen die Monsterkreationen und Action-Szenen zwar wesentlich besser und plastischer, allerdings stand wohl auch ein ungleich höheres Budget zur Verfügung. Hier leider nicht, so dass an visuellen Spielereien sichtlich gespart wurde.
Wer also auf amüsanten Wahnwitz aus ist, der sollte lieber auf „Mega Shark vs. Giant Octopus“ (ebenfalls aus dem Hause Asylum) warten, immerhin bietet bereits der Trailer einen Ausblick auf ausgemacht absurde Action. Diese bleibt hier aber weitestgehend aus, was auch für logische Pannen und darstellerische Untiefen gibt – in gewisser Weise ist TRANSMORPHERS nämlich ein wirklich solider Film in seiner Preisklasse und vor allem in seinem „Genre“ der Mockbusters. Wer sich auf diese triviale und „kleine“ Unterhaltung einstellen kann und keine State-of-the-Art-Effekte erwartet, erkennt in solch einer Asylum-Produktion vielleicht sogar unfreiwilligen Humor und daraus resultierende Kurzweiligkeit. Selbst die Schauspieler agieren auf erträglichem Niveau, was sich auch über die routinierte Vertonung sagen lässt.
Was nun daran subversiv sein soll? Nun, der Zuschauer befindet sich gewissermaßen auf einem Basar der cineastischen Versatzstücke, die nach Gutdünken aneinander montiert werden. Ein Film wie TRANSMORPHERS gleicht einem Ersatzteillager zweiter Wahl und spielt in einer Welt, in der künstlerische Individualität nicht zu existieren scheint. Im Grunde also eine für sich funktionierende Welt, die unter der verstockt ernsten Oberfläche stets ein schelmisches Augenzwinkern erkennen lässt. Vielleicht ist der konsequente Verzicht auf (Selbst-)Ironie reine Berechnung und ätzender Hollywood-Kommentar, denn die eigenen Produktions-Defizite, die die
Transmorphers von den
Transformers unterscheiden, werden schlichtweg ignoriert. TRANSMORPHERS ist genauso ironiefrei inszeniert wie der große Bruder von Michael Bay – nur ohne dessen unangenehm aufdringliche Militärpropaganda.