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Infestation

Infestation

Ein Film von Kyle Rankin

„How do you know so much about these things?“
„I'm a student ... of shiatsu massage.“


In der Welt der bewegten Bilder hat man im weiten Bereich des Tierhorrors schon fast alles zu Gesicht bekommen. Invasionen von kleinen und eher großen Spinnen, Angriffe durch Spinnen, die dieser Bezeichnung spotten, wildgewordene Riesentausendfüßler, Vögel, mordende Killer-Kakerlaken, mächtig böse Krokodile, mutierte Spitzmäuse und Keiler – die Liste ließe sich endlos so weiterführen. Zumindest hinsichtlich der Auswahl potentieller Täter-Tiere ist den Filmemachern hierbei uneingeschränkt Einfallsreichtum zu konstatieren. Über die Qualität des Endproduktes darf man aber zurecht geteilter Meinung sein. Denn wer wuselnden, krabbelnden oder Netze spannenden Mitbewohnern schon in seinen heimischen vier Wänden nichts abgewinnen kann, wir
d im Regelfall keine Ausrufe der Begeisterung erklingen lassen, wenn das Genre des Tierhorrors wieder um einen weiteren Vertreter reicher wird. Dass hin und wieder auch die Hartgesottenen, die die Fliegenklatsche alleine des Adrenalinkicks wegen unter Verschluss halten, bei Begutachtung der neuesten „Errungenschaft“ wenig erfreut sind, soll hingegen nur beiläufig Erwähnung finden und lediglich aufzeigen, dass der Ruf dieses Horror-Subgenres aufgrund etlicher Fehltritte in der Vergangenheit nicht mehr der allzu beste ist. Spaß kann es heutzutage dennoch bereiten, wie uns Regisseur und Drehbuchautor Kyle Rankin („Die Schlachten von Shaker Heights“ [2003]) mit seiner Invasion von monströsen Käfern zeigen will, die die Welt, wie wir sie kennen, unvermittelt, ohne jegliche Vorwarnung ins Wusel-Chaos stürzt.

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Cooper (Christopher Marquette), eher ein Mann der verborgenen Talente, hat heute wahrlich keinen guten Start in den Tag erwischt. Zunächst muss er sich am Telefon von seinem Vater einen sehr einseitigen Vortrag über Karriereversagen anhören, denn angeblich mache sich ein Jahr Bartending in Mexiko nicht sonderlich gut im Lebenslauf. Und auch sein jetziger Job als Call-Center-Knecht (in dem er mehr durch Abwesenheit glänzt) sei nicht gerade ein Sprung auf der Karriereleiter. Doch ehe er auch nur ein Wort erwidern kann, will ihn ein just übersehenes Auto kurzerhand zur neuen Kühlerfigur degradieren. Gut, denkt sich Cooper, viel schlimmer kann es nicht kommen. Aber wie so häufig hat man die Rechnung ohne die Chefin gemacht. Dieser ist Coopers vorsätzliche Arbeitsverweigerung schon lange ein Dorn im Auge, so dass nun mit der fristlosen Kündigung das Unvermeidliche folgt. Gut, denkt sich Cooper zum wiederholten Male, jetzt kann es wirklich nicht mehr schlimmer kommen. Fairerweise muss man eingestehen, dass der unmittelbar folgende, ohrenbetäubende Lärm, der urplötzlich seine Sinne benebelt, wohl unter höhere Gewalt zu fassen ist.
Als Cooper wieder zu sich kommt, staunt er nicht schlecht, denn erst einmal muss er sich aus einer Art klebrigen Kokons befreien, nur um unvermittelt von einem gigantischen Käfer angefallen zu werden. In manchen Tagen ist echt der Wurm drin. Mit Müh und Not entkommt unser sympathischer Antiheld schließlich den Klauen des riesigen Insektes, verlässt hastigen Schrittes das Bürogebäude – und findet seine vormals belebte Stadt völlig menschenleer und konkonübersät vor. Nachdem er kurzerhand einige weitere Menschen aus ihrem eingesponnenen Gefängnis befreit und sich spontan eine kleine Gruppe des Widerstands gegen die durch die Stadt patroullierenden Käferhorden formiert hat, steht für Cooper fest, dass irgendetwas an dem heutigen Tag wahnsinnig schiefgelaufen sein muss. Denn die krabbelnden Invasoren, die aus dem Nichts in die Idylle geplatzt sind, lassen fortan nichts unversucht, der bunt zusammengewürfelten Truppe das Leben schwer zu machen...

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Genauso schnell, wie die Invasion in das Leben der Protagonisten tritt, ist auch der Zuschauer bereits mitten im Geschehen, denn es vergehen keine 10 Minuten bis zum ersten Kontakt mit den unangemeldeten Gästen. Kurz und knackig haben wir bis hierher einen ersten Eindruck von Cooper erhaschen können, dem vermeintlichen Helden, der mit seiner Vorliebe für alberne Büro-Spielereien schon fast die gesamte Belegschaft des Call-Centers angesteckt hat. Ansonsten beschränkt sich sein Arbeitseifer auf alles, nur nicht die Arbeit. Christopher Marquette („Fanboys“ [2008]) gelingt hierbei scheinbar mühelos das Kunststück, diesen klassischen Verlierertypen, der mehr Ecken und Kanten als ein Zauberwürfel hat, innerhalb kürzester Zeit zu etablieren, was ihn auf eine zugegeben zunächst absonderliche, nichtsdestotrotz im Endeffekt amüsante Art und Weise zum Sympathieträger reifen lässt. Denn „INFESTATION“ ist, wie man recht schnell merkt, ein überaus gradliniger Film, der schlicht und einfach hält, was sein Titel verspricht. Wenn mehr oder minder „normale“ Menschen gegen riesenhafte Käfer kämpfen, fehlt eben zwangsläufig eine tiefschürfende Charakterzeichnung. Dafür wird der Versuch, der Invasion Einhalt zu gebieten, umso überzogener bebildert. Regisseur Rankin schöpft hierbei aus dem Vollen, was im Hinblick auf das zugrundeliegende Minimalbudget (aus Kostengründen wurde in Bulgarien gedreht) fast schon feiner Ironie gleichkäme, wenn die teils antiquierten Effekte und die auf solidem TV-Niveau angesiedelte Inszenierung nicht so perfekt zum humorigen Grundton des Films passen würden. „INFESTATION“ ist nämlich bei Weitem keine alberne Parodie auf ein Subgenre, sondern vielmehr eine waschechte Horrorkomödie in B-Movie-Optik, die vor allem aufgrund ihrer wahnwitzigen Ideen mit fortschreitender Laufzeit einen unnachahmlichen Charme ausbrütet. Plötzlich vor die Kamera tretende Mensch-Insekt-Hybriden sprechen für sich.

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Der Widerstandstruppe bleibt damit nichts erspart, und wir sehen amüsiert zu. Denn als wenn die Käferkämpfe nicht schon genug der Aufregung wären, versucht Cooper auch noch auf äußerst plumpe Weise, love interest Brooke Nevin („Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast“ [2006]) für sich zu gewinnen. Hier sprüht der Wortwitz und die Situationskomik, während die insektiöse Belagerung im Kampf gelegentlich ihre Innereien in der Gegend verteilen darf. Ein Hoch auf die Gleichberechtigung. Doch das hohe Tempo, das der Film an den Tag legt, fordert zur Hälfte seinen Tribut in einigen langatmigen Passagen, während derer eigentlich nur gewandert wird und sich wehrende Käfer eher wenig bis gar nicht an der Tagesordnung stehen. Fast erweist sich hier die Prämisse von „INFESTATION“, von Anfang an Vollgas zu geben, als tückischer Fallstrick. Denn es ist generell eine äußerst schwere Angelegenheit, den Adrenalinpegel konstant auf hohem Niveau zu halten. Vor allem mit einem niedrigen Budget, das großangelegte Massenschlachten, die hinsichtlich des Sujets quasi hinter jeder Ecke lauern könnten, von Vornherein ausschließt. Glücklicherweise hat Rankins Krabbel-Horror aber zu diesem Zeitpunkt sein Pulver noch nicht gänzlich verschossen, sondern den Höhepunkt da verortet, wo er hingehört: gegen Ende. Ray Wise („The Flock - Dunkle Triebe“ [2007]) als Coopers Vater sorgt mit seiner verschrobenen Darstellung des grantigen Ex-Marines, der auch im Angesicht der Gefahr seinem Sohn wenig zutraut, für den dringend benötigten Energie- respektive Humor-Schub, um die spaßige Horrorkomödie langsam, aber sicher dem Ende näherzubringen. Dem vermeintlichen zumindest, denn der etwas zu abrupt einsetzende Abspann schreit förmlich nach INFESTATION 2: TOTALLY BUGGED.


Fazit: „INFESTATION“ ist vielleicht kein Meisterwerk intelligenter Unterhaltung geworden, aber welche Käferplage ist das in natura schon?! Kyle Rankin zelebriert mit seiner kleinen, aber feinen Horrorkomödie schlicht und ergreifend die pure Lust an krabbelnden Invasoren. Mal trashig, mal etwas überzogen, aber immer mit einem gesunden Maß an augenzwinkerndem Humor ausgestattet, bereitet die kurzweilige Produktion ordentlich Spaß. Vorausgesetzt, man ist kein Käfer.


Zusatzbemerkung: Der amüsante Krabbelspaß erscheint über capelight (VÖ: 19.11. 2010) auf DVD und Blu-Ray. Die dieser Rezension zugrunde liegende DVD bietet neben dem Hauptfilm in ordentlich abgemischtem Deutsch und Englisch (DD 5.1 mit zuschaltbaren Untertiteln) zusätzlich noch einen spaßigen Audiokommentar von Regisseur Kyle Rankin, ein aussagekräftiges, mehrminütiges Making of, sowie einige Kinotrailer über kommende Veröffentlichungen. Genügend Anschauungsmaterial also für alle Käferhasser und -liebhaber unter uns.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(27. Oktober 2010)
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Daten zum Film
Infestation USA 2009
(Infestation)
Regie Kyle Rankin Drehbuch Kyle Rankin
Produktion Heavy Duty Entertainment / Icon Productions Kamera Thomas E. Ackerman
Darsteller Christopher Marquette, Brooke Nevin, Kinsey Packard, E. Quincy Sloan, Wesley Thompson, Linda Park, Deborah Geffner, Jim Cody Williams, Bru Muller, Ismael 'East' Carlo, Diane Gaeta, Ray Wise
Länge 87 Minuten FSK ab 16 Jahren
http://www.iconmovies.net/infestation/
Filmmusik Steven Gutheinz

Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt von capelight.
Kommentare zu dieser Kritik
Stefan R. TEAM sagte am 02.07.2011 um 14:12 Uhr

Free-TV-Premiere heute um 20.15 Uhr (Wdh. um 02.10 Uhr) auf Tele5.

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