Manche Dinge, die gut anfangen, enden leider gar nicht gut. Ob das vermeintliche Ende sich im Endeffekt nicht doch als Aufhänger für weitere Nachfolger entpuppt ist dann noch einmal eine andere Frage. Der Anfang zumindest konnte sich wirklich sehen lassen. Ursprünglich konzipiert als eine Parodie auf die zahlreichen Superheldencomics, konnte das schräge und düstere Konzept des Comics „Teenage Mutant Ninja Turtles“, das 1984 erstmals erschien, bald eine große Fangemeinde begeistern. Die Geschichte um vier mutierte Schildkröten – benannt nach vier großen Künstlern der Renaissance – fand so großen Anklang, dass eine Zeichentrickserie auf der Basis der Charaktere produziert wurde. Die Serie wurde im Vergleich zu den Comics jedoch stark kindergerecht gestaltet. Blut floss keines und geflucht wurde auch nicht mehr. Der Erfolg blieb dennoch nicht aus, genauso wenig wie die endlosen Merchandiseartikel. Der immense internationale Erfolg rechtfertigte dann auch den 1990 erstmals auf der Leinwand ausgestrahlten Kinofilm. Diesem mit realen Schauspielern gedrehten Film war sogar ein relativ großer Erfolg beschieden, so dass in den Jahren 1991 und 1993 sogleich zwei weitere Filme folgten, die allerdings nicht mehr an die schon im ersten Film eher bescheidene Qualität heranreichten. In der Mitte der 1990er wurde die Zeichentrickserie eingestellt und die Ninja Turtles verschwanden mehr oder weniger in der Versenkung.
Nach fast zehn Jahren Funkstille kam nu
n 2007 ein neuer vollständig computeranimierter Film unter dem Titel „TMNT“ in die Kinos. Verwunderlich ist das nicht, lebt das Genre des Superheldenfilms doch wieder auf. War „Spawn“ 1997 eher ein peinlicher Versuch einer Reanimation, so konnten „X-Men“ und
"Spider-Man" das Kinopublikum fast restlos überzeugen und verhalfen den Comicverfilmungen zu neuer Blüte. Neben jeweils zwei Fortsetzungen von X-Men bzw. Spider-Man fanden noch eine Reihe anderer Comics ihren Weg wieder oder zum ersten Mal auf die Kinoleinwand. So z.B.
„Batman“,
„Superman“, „Hellboy“,
„Sin City“ oder „V wie Vendetta“, um nur einige zu nennen.
Haben die oben genannten Filme allesamt mit einem mehr oder weniger originellem Konzept und einer über die übliche Polarisierung hinausgehende Darstellung überzeugen können, kann man bei TMNT nichts dergleichen entdecken, außer man lässt vollanimierte Computertricktechnik heutzutage noch als originell durchgehen. Spätestens seit „Toy Story“ reicht dies aber nicht mehr aus um die Massen in die Kinos zu locken. Die blieben beim Start von „TMNT“ dann auch zum größten Teil aus. Obwohl wieder düsterer gestaltet, kann nichts über die unerträglich kindlichen Animationen dieses Films hinwegtäuschen, die allenfalls für ein Computerspiel für Kinder akzeptabel gewesen wären.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Die legendären Ninja Turtles haben schon einmal bessere Zeiten gesehen. Ihr Anführer Leonardo befindet sich irgendwo im südamerikanischen Dschungel, um zu sich selbst zu finden, Donatello verdingt sich als IT-Telefonberater, Michelangelo lässt sich regelmäßig auf Kindergeburtstagen von wilden Horden drangsalieren und Raphael weiß augenscheinlich nichts besseres mit sich anzufangen als den ganzen Tag zu schlafen. Als Nightwatcher versucht er aber heimlich nach wie vor New York vor Gangstern zu beschützen. Der müde Haufen von Superhelden hat natürlich nicht den ganzen Film Zeit so vor sich hinzugammeln. Leonardo kehrt zurück und soll das alte Team wieder auf die Beine stellen, wobei alte und neue Differenzen zwischen ihm und Raffael aufbrechen. Gut getimt wird New York just in diesem Moment von großen, seltsamen Monstern heimgesucht, die vor langer Zeit ungewollt von einem mysteriösen Kriegerkönig zum Leben erweckt worden sind.
Ohne behaupten zu wollen, dass ich die schriftlichen und filmischen Vorgänger dieses Machwerks durch eine besonders tiefgründige und anspruchsvolle Geschichte hervorgetan hätten, enttäuscht „TMNT“ in dieser Hinsicht komplett. Angefangen bei einer lächerlichen und pathetischen – im Original von Laurence Fishburne (!) gesprochenen – Einleitung über eine (zu) einfach gestrickte und stark vorhersehbare Rahmenhandlung bis hin zu platten Dialogen hat „TMNT“ alles anzubieten, worauf man auch getrost hätte verzichten können. Durch die mittelmäßigen Animationen kann der Film auch sonst weder Spannung noch Dynamik entfalten. Die Kampfszenen sind langweilig und unspektakulär. Die Gegner seltsam grotesk bis lächerlich komisch. Durch das Fehlen von Shredder und Co. mangelt es „TMNT“ vor allem an einem: An interessanten, sarkastischen und ihren eigenen Charme entwickelnden Bösewichtern. Was ist schon eine Superheldengeschichte ohne einen guten Widerpart für die Helden? Hier lässt man jedoch lieber die Teammitglieder untereinander streiten, so dass diese gegen Ende des Film – oh, welch Überraschung – feststellen können, dass sie nur mit vereinten Kräften gegen ihre Feinde bestehen können. Man könnte nun noch stundenlang weiter schreiben, doch alles Geschriebene liefe schlussendlich auf ein Urteil hinaus. „TMNT“ ist ein schlechter und überflüssiger Film.
Es mag durchaus sein, dass ich zu viel von diesem Film erwartet habe. Vielleicht bin ich auch schon dem Alter entwachsen, in dem man sich von schrulligen, Pizza futternden Mutantenschildkröten hat beeindrucken lassen? Empfehlenswert ist „TMNT“ meines Erachtens höchstens für unbelehrbare Nostalgiker.