Ungeduldig sitzen die Schüler der East High im Klassenzimmer, starren gebannt auf den sich so quälend langsam fortbewegenden Sekundenzeiger der Wanduhr, die von ihrem Platz über der Tafel aus die Klasse seit einer kleinen Ewigkeit zu verhöhnen scheint. Aber nun sind es nur noch 10 Sekunden, noch 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 – und endlich ertönt er, der erlösende Klang der Pausenklingel, welcher das Ende des Schuljahres und den so lang ersehnten Beginn einer wundervollen Erfindung genannt Sommerferien verkündet. Schluss mit frühem Aufstehen und lästigen Hausaufgaben, der Spaß kann beginnen!
Na ja, zumindest stückweise. Denn Troy (Zac Efron), Gabriella (Vanessa Anne Hudgens) und Co planen eigentlich, einen Teil ihrer Zeit mit einem Ferienjob zu füllen, um Geld für diverse Zukunftspläne und persönliche Träume zusammenzubringen. Was für ein Glück, dass Sharpay (Ashley Tisdale), selbsternannte Herrscherin der Schule, ihren Sommer mit Eltern und Bruder Ryan (Lucas Grabeel) in einem exklusiven Country Club verbringen wird. Da sie immer noch nach Zweisamkeit mit Troy strebt, überzeugt sie den Manager des Country Clubs, ihren Angebeteten in einem Job in diesem Resort unterzubringen, koste es, was es wolle. Troy nimmt das Angebot dankbar und blind gegen jegliche Hintergedanken an, bringt jedoch zu Sharpays Schrecken gleich noch den Rest der Clique mit. Und so beginnt der Sommer zwischen Teller waschen, Golftaschen tragen und Proben für die alljährlich
e, hauseigene Talentshow. Letztere plant Sharpay unter allen Umständen zu gewinnen und damit ihre Siegesserie aus den vergangenen Jahren fortzusetzen. Dabei scheut sie keine Mühen, um sicher zu stellen, dass Troy dieses Mal – freiwillig oder gezwungenermaßen – singend an ihrer Seite steht. Mit Hilfe ihres Vaters (Robert Curtis Brown), der Troy ein College-Stipendium in Aussicht stellt, zieht sie ihn immer weiter in ihre Fänge, während Gabriella, Chad (Corbin Bleu) und der Rest der Clique hilflos und frustriert dabei zusehen müssen, wie ihr Freund sich immer weiter von ihnen entfernt. So ist also auch dieses Mal bei allem fröhlichen Singen und Tanzen wieder jede Menge Ärger vorprogrammiert...
Nach dem in Teenie-Kreisen erstaunlich groß ausgefallenem Erfolg des Disney Channel Movies "
High School Musical" im Jahre 2006 und des folgenden Live-Konzert-Events war die Produktion einer Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Und so finden sich nun alle Darsteller und ihre inzwischen so populären Figuren ein zweites Mal in einer kunterbunten Welt voller Tanz und Gesang, Romantik und Sportsgeist, Intrigen und Eifersucht wieder. Ebenso überdreht in der Figurenzeichnung wie ihr Vorgänger greift die Fortsetzung viele der Elemente, die Teil 1 ausgezeichnet haben, wieder auf (inklusive Sharpays selbstgefälliger Jagd auf Troy, die eigentlich nur der Festigung ihres eigenen Status als Herrscherin der Schule dient, und den ständigen Störungen, die den ersten Kuss von Troy und Gabriella fröhlich weiter hinauszögern). Auch
David Lawrences Musik ist ebenso eingängig, die Tanzeinlagen unter der choreographischen Oberaufsicht von
Kenny Ortega ("
Dirty Dancing") und
Charles Klapow ("Cheetah Girls 2 - Auf nach Spanien!") erneut mit sportlichen Elementen versehen und somit gleichermaßen abwechslungsreich inszeniert.
Ein paar Neuerungen gibt es aber trotzdem zu verzeichnen. So ist die Story diesmal zugegebenermaßen etwas ausgefeilter und ein wenig wendungsreicher. Sie ist zwar immer noch recht simpel gestrickt, aber nicht mehr ganz so vorhersehbar wie es in Teil 1 der Fall war. Eine Neuheit ist dabei auch das Wagnis, zumindest einige der Figuren aus ihrem bis dato eindeutig festgelegtem Charakterbild herauszureißen. So zeigt sich Troy zwischendurch auch mal von seiner egoistischen Seite und vergisst während einiger recht selbstbezogener Aktionen seine Freunde und den so oft gepredigten Teamgeist. Auch Ryan, dessen Rolle bisher auf kaum mehr als die des schmückenden Beiwerks reduziert war, darf sich weiterentwickeln und endlich aus dem Schatten seiner Schwester heraustreten, sich ihr sogar entschlossen und schließlich mehr als erfolgreich entgegenstellen. Dabei macht er jedoch so große und sprunghafte Fortschritte, dass der Unterschied zwischen seiner Metamorphose und den zahlreichen Figuren, welche still und ohne sichtbare Ambitionen in ihrem angestammten Charakterbild ausharren, extrem ins Auge springt. Diese auffallend ungleichmäßige Weiterentwicklung innerhalb der Truppe erscheint somit nicht wirklich natürlich aus dem Innenleben der Charaktere heraus gewachsen, sondern sehr künstlich und forciert aus der Feder eines verzweifelt nach Konfliktpotenzial suchenden Drehbuchautoren entsprungen. Damit schließt sich der Kreis also zu der angesprochenen Orientierung am Original, denn auch
"HIGH SCHOOL MUSICAL 2" bewirft den Zuschauer mit reichlich Ungereimtheiten und allzu erzwungen wirkenden Situationen.
Fazit: eine nur mit kleinen Änderungen nach dem ursprünglichen Rezept zusammengebraute Fortsetzung kann kaum über ihren Vorgänger triumphieren. Zwar ist wie erwähnt diesmal nicht gleich jede Entwicklung vorhersehbar, aber da man sich hier zu sehr an die Konventionen des Originals hält und so wenig Innovation zeigt, fehlt dafür ein wenig der drive, der gewöhnlich durch das Eintauchen in eine noch unbekannte Filmwelt entsteht. Wer "High School Musical" mochte, wird sich sicherlich auch am zweiten Teil erfreuen können. Für alle anderen bietet der Film nur kurzweilige und vor allem nicht mehr als durchschnittliche Unterhaltung.