Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Anything Else
von Woody Allen




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

3. 
Martyrs  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Supernatural  

6. 
Antikörper  

7. 
Das Zeiträtsel  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Kenneth Branagh > Jack Ryan: Shadow Recruit
Jack Ryan: Shadow Recruit RSS 1.0


Jack Ryan: Shadow Recruit

Jack Ryan: Shadow Recruit

Ein Film von Kenneth Branagh


„You Americans like to think of yourselves as direct. Perhaps you are just rude.“
„You Russians like to think you're poets, but perhaps you're just touchy.“



Als im Oktober letzten Jahres mit Tom Clancy einer der einfluss- und erfolgreichsten Bestsellerautoren der Neuzeit verstarb, betrauerte nicht nur seine treue Leserschaft diesen herben Verlust. Denn auch die Figur des von Clancy ins Leben gerufenen Analysten Jack Ryan, welcher sowohl in Buch- wie auch in Filmform schon etliche Abenteuer bestreiten durfte, war plötzlich alleine und stand von einem Tag auf den anderen ohne ihren geistigen Vater da. Welch' immenses Vermächtnis er nun genau hinterließ, wird sich wahrscheinlich erst im Laufe der Zeit zeigen, wenn man sich seines Fehlens gewahr wird. Bis dahin bleibt uns erst einmal nichts anderes übrig, als auf den großen Fundus an Clancy-Büchern zurückzugreifen und erneut die bisher vier Jack-Ryan-Verfilmungen zu sichten. Soviel zum Vergangenen. Wie hingegen alles anfing mit dem findigen Analysten, davon möchte uns aktuell das fünfte Film-Abenteuer „JACK RYAN: SHADOW RECRUIT“ erzählen, das allerdings anstatt auf einer direkten Buchvorlage nun auf einer originären Geschichte basiert. Und das merkt man dem Film am Ende leider auch ein wenig an.


Zurück zu den Anfängen: Nach seiner Zeit als Soldat in Afghanistan möchte Jack Ryan (Chris Pine) es ruhiger angehen lassen, weshalb
er einen ungefährlichen Bürojob an der New Yorker Wall Street annimmt. Doch als ihn eines Tages der CIA-Agent William Harper (Kevin Costner) aufsucht und unmissverständlich erklärt, dass der Geheimdienst dringend auf seine Mithilfe angewiesen sei, ist es bereits vorbei mit der Beschaulichkeit. Denn ein russischer Geschäftsmann (Kenneth Branagh) plant angeblich einen Anschlag auf das Finanzsystem der USA, um den Zusammenbruch des Finanzwesens und der gesamten Ökonomie herbeizuführen. Kann Jack Ryan mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner Ausbildung als Marine Schlimmeres verhindern? Und wie lange wird es ihm wohl gelingen, den geheimen Zweitjob vor seiner Freundin Cathy (Keira Knighley) zu verbergen?


„You didn't pick this life, I did.“
„But I chose you.“



Der einstige Gentleman-Agent James Bond ist im Kino mittlerweile ja zum Mann fürs Grobe herangewachsen, der lieber erst einmal schnell schießt und dann nachfragt. Jack Ryan wurde von Tom Clancy hingegen ganz anders angelegt. Ryan, der Analyst und CIA-Agent, zieht lieber schnelle Schlüsse als einen Revolver und rettet die Welt selbst im neuen Jahrtausend noch mit Cleverness, analytischem Geschick und einer gehörigen Portion Charme. Das macht ihn auf der einen Seite zwar sehr sympathisch, lässt ihn für den interessierten Zuschauer auf der anderen Seite aber auch als etwas altmodischen Helden daherkommen. Dies ist die eher unschöne Kehrseite der Agentenmedaille und gleichzeitig eines der vielen Lose, welche Ryan in diesem Reboot der erfolgreichen Thriller-Reihe ziehen muss. Denn zumindest filmtechnisch ist die Figur, die schon Alec Baldwin, Harrison Ford und Ben Affleck spielten, noch nicht so recht in der modernen Jetztzeit angekommen.


So ist es wiederholt das ach so böse Russland, welches den USA den Kampf ansagt. Im Jahre 2014 findet jedoch kein offenes Wettrüsten der Supermächte mehr statt; vielmehr wird die Konfrontation auf unbekanntem Finanzterrain ausgetragen. Das ist einerseits sicherlich erfrischend, andererseits aber für die meisten Kinobesucher wohl nur schwer verständlich. Denn wenn Jack Ryan plötzlich energisch mit Fachbegriffen jongliert und bloße Zahlen über Leben und Tod entscheiden, dann ist dies – gerade in der englischen Originalversion – der Moment, in dem man sich händeringend wünscht, auch ein erfahrener Analyst zu sein. Das Geschehen wird zum Teil nicht fassbar, sondern versteht sich als finanzpolitischer Spießrutenlauf, in dem einzig die bedrohlich anschwellende Filmmusik anzeigt, dass wohl gerade etwas von größerer Bedeutung geschehen sein muss.

Jack Ryan: Shadow RecruitJack Ryan: Shadow RecruitJack Ryan: Shadow Recruit

Dabei macht Shakespeare-Fan Kenneth Branagh als Regisseur und russischer (!) Filmbösewicht in Personalunion gar keine schlechte Figur. Sein Charakter ist im Nachhinein betrachtet aber auch nicht viel mehr als ein Abziehbild klassischer Gegner-Motive, so dass bis auf den antrainierten russischen Akzent eigene Facetten eher die Ausnahme bleiben. Auch die sehr spärlich gesäten, von Branagh immerhin gekonnt in Szene gesetzten Actionsequenzen, welche die Qualen mit den Zahlen aufzulockern versuchen, bedienen fast ausnahmslos nur bekannte Muster und lassen echten Einfallsreichtum vermissen. Eine Schlägerei hier, eine (kurze) Autoverfolgungsjagd dort: Man muss wahrlich kein Analyst sein, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass diese allein mit wilden Kameraschwenks garnierten Einstellungen im Jahre 2014 niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken...


Weitaus mehr im Gedächtnis des Zuschauers bleibt dann doch der von Chris Pine („Star Trek“ [2009]) sehr solide verkörperte CIA-Analyst, der mit einer souverän-schönen Keira Knightley („Stolz und Vorurteil“ [2005]) händchenhaltend zur Weltenrettung schreitet, die schon drohende Paartherapie durch ein entwaffnend ehrliches „I work for the CIA.“ überflüssig macht (ihre überraschende Reaktion hierauf, bevor sie ihrem Liebsten um den Hals fällt: „And I thought you had an affair...!“) und durch seinen väterlichen Mentor Kevin Costner („Man of Steel“ [2013]) gemaßregelt und angeleitet wird. Der Rest ist hingegen nur bekannte Genrekost von der Stange, die an einem erschreckend schwachen, weil kraftlosen Drehbuch krankt. Die Idee, das bereits fertige Skript um einen unbekannten Geheimdienst-Analysten der bloßen Modernisierung einer bekannten Figur wegen auf diese umzuschreiben, war hier leider nicht die allerbeste. Denn wie man es dreht und wendet: Der Jack Ryan, wie wir ihn kennen, wird doch irgendwie immer ein Kind der 90er bleiben.


Fazit: So sieht er also aus, der neue moderne und irgendwie dann doch recht altmodische Analyst Jack Ryan, dessen nächster Auftrag, sollte er denn kommen, ruhig ein wenig dynamischer ausfallen darf. Tom Clancys Story-Vermächtnis ist zumindest noch längst nicht auserzählt.


Cover & Szenenbilder: © Paramount Pictures Germany


Eine Rezension von Stefan Rackow
(20. Februar 2014)
    Jack Ryan: Shadow Recruit bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Jack Ryan: Shadow Recruit USA, Russland 2014
Regie Kenneth Branagh Drehbuch Adam Cozad, David Koepp
Produktion Paramount Pictures / Skydance Productions / Mace Neufeld Productions / Di Bonaventura Pictures / Buckaroo Entertainment / Etalon Film Kamera Haris Zambarloukos
Darsteller Chris Pine, Kenneth Branagh, Keira Knightley, Kevin Costner, Lenn Kudrjawizki, Gemma Chan, Alec Utgoff, Peter Andersson, Elena Velikanova
Länge 105 Minuten FSK ab 12 Jahren
www.JackRyan-Film.de
Filmmusik Patrick Doyle
Bundesweiter Kinostart: 27.02.2014
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum