Der ein oder andere kennt das vielleicht: Man will endlich wieder einen gefühlvollen (aber nicht gefühlsduseligen!), authentischen Film sehen, der mitreißt, ohne dabei durch zu viel Fantasie seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Man will bewegt, angeregt, aber auch nachdenklich gestimmt werden, eben einen Film für Kopf und Herz sehen. Was also tun, wenn die Hollywoodschublade nur zwar mitreißende, dabei aber ins Unnatürlich ausufernde Streifen zeigt und der deutsche Markt alles tut, um seinem reicheren Vorbild nachzueifern? Hier der Geheimtipp: Einfach mal über den deutschen Tellerrand hinaus, aber nicht zu weit hinaus schauen, in Schweden hängen bleiben und dabei „Wie im Himmel“ ins Auge fassen.
In dem schwedischen Drama geht es um den weltberühmten Dirigenten Daniel Dareus (Michael Nyquist), der seit seiner Kindheit davon träumt, durch die Musik Zugang zu den Herzen der Menschen zu gewinnen. Dieser Traum scheint vorbei, als Daniel während eines großen Auftritts aufgrund eines Herzinfarkts zusammenbricht und seine Karriere schließlich beenden muss. So kehrt Daniel in sein Heimatdorf in Nordschweden zurück, wo jeder jeden kennt und kleinstädtischer Konservatismus herrscht.
Zuerst widerwillig, dann aber immer entschlossener übernimmt Daniel die Leitung des Kirchenchors und spaltet dabei die Gemeinde mit seiner leidenschaftlichen und unkonservativen Art in begeisterte Anhänger und misstrauische Spießer. Daniel aber gewinnt Zugang zu de
n Menschen, lässt den Chor aufleben und erfährt schließlich auch die ein oder anderen Probleme der Dörfler, die gar nicht so biblisch korrekt leben, wie sie vorzugeben versuchen.
In „Wie im Himmel“ treffen verschiedene Geschichten aufeinander. Es geht nicht um Daniel, seinen labilen Gesundheits- und Seelenzustand, sondern auch um gebrochene Herzen, Gewalt in der Familie und die destruktive Eigenschaft religiösen Spießbürgertums auf eine Ehe. Das Zusammenfließen dieser unterschiedlichen Storys sorgt für Unterhaltung und lässt den Zuschauer mitfühlen. Nicht nur die Handlung, sondern auch das Spiel der einzelnen Darsteller ist authentisch und lebensnah, natürlich und dadurch glaubwürdig. Es gibt keine falschen Übertreibungen, keine Gefühle, die nicht nachvollziehbar wären. In der Tat taucht am Rand ein wenig Pathetik auf, die man vielleicht als störend, genauso gut aber auch als das Salz in der Suppe „Wie im Himmel“ sehen könnte.
Was den Film belebt sind zum einen die Rückblenden in Daniels Vergangenheit, mit der er seit dem Einzug in sein Kindheitsdorf konfrontiert wird. Außerdem, und das rundet die Geschichte ab, gibt es einen wunderschönen Soundtrack, was musikbegeisterte Filmfans nur noch mehr mitreißen dürfte. Die harmonischen Chorszenen und die passend gewählten Hintergrundmelodien sind nur die Basis für das einzigartige Titellied, welches interpretiert wird von der schwedischen Sängerin Marie Helen Sjöholm, die hier die verzweifelte Ehefrau und Mutter Gabriella spielt.
Zu Recht erhielt „Wie im Himmel“ verschiedenste Preisnominierungen, allen voran sogar die Nominierung für den Oscar im Bereich bester ausländischer Film. Letztendlich konnte das Drama von Kay Pollak aber „nur“ den Gilde-Filmpreis auf der Filmkunstmesse Leipzig in der gleichen Kategorie mit nach Hause nehmen.
„Wie im Himmel“ ist unbedingt empfehlenswert; dieser Film ist bewegend, aufrüttelnd, gesellschaftskritisch, unterhaltsam und spannend, ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Er bedient sich nur der Farben die das Leben ihm bietet, ohne dabei mit knallbunten Hollywood-Spektakeln verglichen werden zu können.