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The Stone Angel

The Stone Angel

Ein Film von Kari Skogland

Die 94-jährige Hagar steht am Ende ihres Lebens: ihr Sohn Marvin will sie mit seiner Frau Doris aus dem gemeinsam bewohnten Haus in ein Heim übergeben – Hagar hat Krebs im Endstadium. Die störrische alte Frau weigert sich jedoch und begibt sich nicht nur auf eine gedankliche Reise in ihre Vergangenheit. Sie besorgt sich ein Busticket in ihre alte Heimat Manawaka um sich dort in drei Nächten in der Ruine ihres alten Hauses ihres Lebens zu besinnen – und mit ihm abzuschließen und ins Reine zu kommen. Nicht zuletzt, weil lange Zeit John, ihr zweiter Sohn, ihr Liebling gegenüber Marvin war, sie jedoch nicht ganz unschuldig an seinem frühen Tod war...

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Margaret Laurence, den ich jedoch nicht kenne. Gleichzeitig muss ich vorweg noch sagen, dass ich mit Liebesfilmen und Schmachtfetzen eigentlich in den seltensten Fällen etwas anfangen kann. Andererseits mag ich Filme, die eine Lebensgeschichte in Rückblicken erzählen, sei es Forrest Gump oder auch Big Fish, wirklich sehr. Auch weniger fantastische (d.h. im Sinne von „fantasievolle“) Filme wie Ein amerikanischer Quilt gefallen mir durchaus. Von daher möchte ich dem Film mal eine Chance geben, nicht zuletzt weil das Cover der Rezensions-DVD auch noch mit dem aufstrebenden Star Ellen Page wirbt. Neben Ellen Page gibt es noch einen beeindruckenden Cast mit Ellen Burstyn, Cole Hauser, Kevin Zegers, Dylan Baker und Luke Kirby. Das diese kanadische Indie-Prod
uktion dann aber den Anspruch hat, über 50 Jahre in knapp 120 Minuten zu packen, stimmt allerdings doch etwas skeptisch.

Die Erzählweise von Regisseurin Kari Skogland ist dabei nicht unbedingt konventionell, aber aus dem Genre bekannt und der Geschichte angemessen (minor spoilers): die greise Hagar erlebt quasi die Rahmenhandlung, und erinnert sich immer wieder bruchstückweise an Ereignisse der Vergangenheit. Ihr Großvater gründete die Stadt Manawaka als schottischer Einwanderer, die stolze Highlanderfamilie Currie machte sich schon bald einen Namen. Sie heiratete den Cowboy Bram, worauf sie von ihrem Vater enterbt wurde (Erbe ist in dem Film immer wieder ein Thema), und zwei Söhne bekam: Marvin und John. Marvin ging zur Armee, Bram wurde Alkoholiker, und nach Jahren der Trennung von ihrem Mann, kehrte sie zurück um an seinem Sterbebett zu sitzen. Mit dem tragischen Tod von John endet ihre Lebensgeschichte, die restlichen geschätzten 30 Jahre bleiben im Dunkeln.
Dabei ist jedoch sowohl Regie als auch das Drehbuch an sich fürchterlich zerfahren: viele Ereignisse werden nur angeschnitten (und wirken dadurch überflüssig), als ob man möglichst viel Handlung des Buches in die begrenzte Laufzeit des Films packen wollte. Fragmentarische Erinnerungsfetzen werden für Sekunden eingeblendet, bestimmte, potentiell wichtige Nebenhandlungen wie der Tod von Hagars Bruder bleiben schrecklich bedeutungslos.

Nun könnte man das ein Stilmittel nennen, da Hagar auch an Demenz leidet, aber das hilft dem Film im Sinne eines Unterhaltungsfilms leider auch nicht weiter. Auch das eine schwer krebskranke Frau drei Tage und Nächte in einer Häuserruine ohne Dach übernachten kann, stellt die Geduld des Zuschauers doch deutlich auf die Probe. Dabei ist der Film nicht nur in der Struktur sehr problematisch, auch kann sich Skogland nicht immer für den richtigen Ton entscheiden. Während die Vergangenheit über weite Strecken ernst, tragisch und bedeutungsschwanger ist, bedient die alte Hagar so manchen One-Liner, der leider dem Rest fast gar nicht angemessen scheint. Letztendlich stellt sich der Zuschauer während des Abspanns leicht die Frage: Warum? Was soll das ganze? Was macht diesen Film nun genau sehenswert?

Die Geschichte an sich kann es eigentlich nicht sein; diese bewegt sich in den altbekannten Grenzen des Subgenres, mit der jungen Liebe gegen die Regeln der Gesellschaft, dem stetig zerbrechenden Eheglück sowie die Besinnung und Altersweisheit. Insofern bleibt der Film trotz der fast zwei Stunden an Laufzeit und der wirklich vielen Episoden im Leben von Hagar auf tragische Weise sehr oberflächlich und inhaltslos. Dem Film fehlt aus Sicht des Genusses einfach das gewisse Etwas, der Kniff, der ihn über die zahlreichen ähnlichen Streifen hinaushebt. Interessant sind sicherlich die Zwischentöne; die mürrische alte Frau in Konflikt mit Sohn und Schwiegertochter, die so viel erlebt hat, was sie aber ihrer Nächsten (scheinbar) nicht mitteilt. Das könnte den Zuschauer zur Reflektion anleiten, das hinter jeder mürrischen Dame eine Lebensgeschichte steckt. Aber das sind leider nur Untertöne. Die Biographie Hagars konnte zumindest mich persönlich nicht ansatzweise so berühren, wie es sein müsste, um einen Film dieser Art funktionieren zu lassen.
Was aber ganz wunderbar funktioniert sind die Darstellungsleistungen des Casts: Ellen Burstyn als Hagar ist eine Wucht! Sie erhält der dementen, krebskranken Frau trotz allem eine gewissen Würde. Ellen Page reisst die wenigen Szenen die sie hat ebenso an sich, und Luke Kirby (Tell me you love me) sorgt als glückliches „Vergewaltigungsopfer“ für völlig unpassende, aber witzige Untertöne.

Ich weiß nicht was ich von dem Ganzen halten soll. Einerseits ist das teilweise sehr schön fotografiert, der Soundtrack mit den irisch-schottischen Noten weiß zu begeistern, wie natürlich auch die Darstellerleistungen. Trotzdem hat mich der Streifen doch irgendwo sehr kalt gelassen, da ihm die Signifikanz fehlt, die ihn wirklich zu einer Empfehlung machen würde. Die DVD aus dem Hause Ascot überzeugt dafür mit gutem Bild und englischem Ton, da sich das Synchronstudio in der ansonsten gelungenen deutschen Synchronisation in ein paar wenigen Stimmen etwas vergriffen hat. Darüber hinaus gibt es ein paar Extras wie Interviews, sowie – Gott sei Dank! - ein Wendecover, das den grässlichen FSK 12 Flatschen entfernt. Danke Ascot für das Wendecover und nicht zuletzt für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares. Anzumerken sei noch, dass die DVD nach ca. 103 Minuten einen für ungefähr eine Minuten wiederkehrenden Bildfehler aufweist, den ich erst für ein grauenhaftes Stilmittel gehalten habe, den Gesamteindruck aber nicht schmälert.

Drei Sterne wären vielleicht einen Tick zu wenig, während vier Sterne gerade im Vergleich zu anderen Filmen zu hoch gegriffen sind. Ich gebe ihm trotzdem diese vier, da es nunmal nicht exakt mein Genre ist, ich die Vorlage nicht kenne, und die spielfreudige Besetzung, allen voran Ellen Burstyn, doch so einiges retten.

Eine Rezension von David Kugler
(29. April 2009)
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Daten zum Film
The Stone Angel Kanada 2007
(The Stone Angel)
Regie Kari Skogland Drehbuch Margaret Laurence, Kari Skogland
Produktion Alliance Kamera Bobby Bukowski
Darsteller Ellen Burstyn, Christine Horne, Cole Hauser, Kevin Zegers, Ellen Page, Dylan Baker, Wings Hauser, Luke Kirby
Länge ca. 110 Minuten FSK 12
Filmmusik John McCarthy
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