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Sailor Moon

Sailor Moon

Eine Serie von Junichi Sato

Als gewöhnliches Mädchen kann man Usagi Tsukino (zu deutsch: Mondhase), genannt Bunny, wohl nicht bezeichnen, denn sie ist extrem unpünktlich, extrem faul und extrem unsportlich. Zum Erklimmen der Durchschnittsleiter hilft es da auch nicht, dass eines Tages die sprechende Katze Luna vor ihr steht und dem vierzehnjähirgen Mädchen mit der auffälligen Zopffrisur erklärt, dass gerade sie ein Kämpferin mit Zauberkräften ist und gegen finstere Gestalten antreten muss, die das Leben der Menschen auf der Erde bedrohen. Und so führt Bunny schon bald ein Doppelleben: Zum einen ist sie die schlechteste Schülerin ihrer Klasse, die in ihrer Freizeit gern Videospiele spielt, den blonden Motoki anhimmelt und sich ständig mit dem dunkelhaarigen Studenten Mamoru streitet. Auf der anderen Seite ist sie, sobald das Böse wieder auftaucht, die Kriegerin Sailor Moon und wird zum Symbol für Liebe und Gerechtigkeit. Unterstützung bekommt sie im Laufe der Zeit von immer mehr Mädchen, die sich in Sailor-Kriegerinnen verwandeln können, und von einem myteriösen Smoking-Träger mit weißer Maske und roter Rose…

Die Animationsserie beruht auf den Comics der japanischen Autorin Naoko Takeuchi, die es schaffte, ihr Hobby, das Manga-Zeichnen, zum Beruf zu machen. Erstmalig erschien die Geschichte rund um „Sailor Moon“ in Einzelkapiteln in einem japanischen Manga-Magazin; bald wurden diese aber zu 18 SammelbÃ
¤nden zusammengefasst. Noch im gleichen Jahr wurde vom Toei Animation-Studio eine 200 Folgen umfassende TV-Serie produziert. In den Jahren darauf schaffte die Serie den Sprung nach Amerika und Europa und wurde in Deutschland ab dem 13. Okotber 1995 zunächst im ZDF, dann auf RTL2 regelmäßig ausgestrahlt.


Sailor MoonSailor MoonSailor Moon

„Sailor Moon“ verbindet gekonnt Identifikationspotential und Raum zur Träumerei, was vor allem junge ZuschauerInnen ansprechen dürfte und mitunter wohl auch eine wichtige Zutat zum Erfolgsrezept dieser Serie gewesen sein könnte. Bunny Tsukino ist alles andere als die große Heldin der Serie; ihre Probleme und Sorgen ranken sich um ganz Alltägliches, womit jeder Schüler und jede Schülerin zu kämpfen hat: Prüfungen, Hausaufgaben, Figurprobleme, kleine Brüder, Schwärmereien und die erste große Liebe. Das Besondere an der Protagonistin ist, dass sie ihre Marotten auch nicht ablegt, wenn sie sich in die Kriegerin mit den magischen Kräften verwandelt hat. Auch Sailor Moon ist eine ungeschickte Heulsuse und ein totaler Angsthase – Eigenschaften, die sie nur ganz langsam im Laufe der vielen Folgen abzulegen weiß. Die stärkste der Sailor-Kriegerinnen ist auch gleichzeitig das Mädchen mit den meisten Schwächen in ihrer Persönlichkeit – und gerade dieser Gegensatz macht die Figur so anziehend und spannend.

Trotz enormer Anzahl an weiblichen Hauptfiguren schafft es die Serie, jedem Charakter eine eigene Persönlichkeit mit besonderen Eigenheiten und Talenten zu verleihen. Gerade das ist umso notwendiger, wenn man sich die Zeichenweise der Figuren genauer ansieht. Bis auf die Frisuren, die Augenfarbe und die Körpergröße scheinen alle gegeneinander austauschbar. Im starken Kontrast zu den Zeichnungen von Naoko Takeuchi in ihren Mangas sind in der TV-Serie die Bilder doch recht undetailliert und großflächig eingefärbt. Gut also, dass die Charaktere Wiedererkennungswert aufweisen, der über die Haarlänge hinaus geht.


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Ein ganz besonderes Plus der Serie ist der Umgang mit Geschlechterstereotypen und wie diese ein ums andere Mal ohne weitere Erklärung übergangen werden. Zwar hebt sich dies im Ganzen wohl kaum von der Flut der japanischen Anime-Serien ab, die oftmals gern mit dem Thema Geschlechterrollen spielen, jedoch ist „Sailor Moon“ zugute zu halten, dass sie sich etwas traut, was es in deutschen oder gar amerikanischen Kinderserien dieser Zeit wohl kaum gegeben hat. So gibt es unter den Sailor-Kriegerinnen zwei, die in ihrem alltäglichen Leben als Michiru und Haruka ein Paar sind. Zwar wird dies nie konkret angesprochen, jedoch wird mit ziemlich offensiven Andeutungen der Beziehungsstatus der beiden klar. Süß ist hierbei auch zu beobachten, dass Harukas spaßige Flirtversuche auch bei Bunny und ihren Freundinnen ihre Wirkung nicht verfehlen. Gewitzt ist auch die Identitätsentwicklung der drei Sailor-Star-Kämperinnen, die in der letzten Staffel auftauchen. Sind sie doch als Menschen drei Männer, verwandeln sie sich im Kampf gegen das Böse in Frauen. Die knisternde Atmosphäre, die sich zwischen Bunny und einem von ihnen, Seiya, entwickelt, ändert sich auch nicht, als dieser plötzlich weibliche Formen annimmt. Ein wirklich angenehmer Schachzug der Serie ist es, dass dieses Spiel mit den Geschlechterrollen aber gar nicht weiter thematisiert wird. So gibt es beispielsweise keine Folge, in der zum Beispiel Probleme, die Haruka und Michiru durch ihre lesbische Beziehung haben könnten, angesprochen werden. Warum die Sailor-Star-Kriegerinnen nun in ihrer menschlichen Gestalt eigentlich Männer sind, wird ebenfalls nicht geklärt. Dies verschafft dem Thema eine ungeheure Leichtigkeit und die fortschrittliche Aussage: Ist halt so – genauso „normal“ und „unnormal“ wie alle anderen auch. Die Moral hierbei ist eindeutig: das einem von der Geburt an auferlegte Kategorisierungsmerkmal „Mann“ oder „Frau“ und das damit verbundene, stereotype Rollenverhalten, sind gar nicht so wichtig, um den „Menschen“ in jemandem zu erkennen und zu mögen.

Neben moralischen Werten wie Freundschaft als höchstes Gut und das bedingungslose Einstehen füreinander, sowie Mut als Initiationsprozess und die Erkenntnis, das auch in Gewöhnlichem etwas Besonderes steckt, verbirgt sich hinter der Serie auch ein wenig Lernpotential. Wer die Staffeln von Anfang bis Ende schaut, wird im Nachhinein keine Probleme mehr damit haben, alle Planeten unseres Sonnensystems mit ihren Symbolen zu nennen und grobe Eigenschaften römischer Götter wiederzugeben. Ganz nebenbei ergibt sich sogar die Möglichkeit, auf japanisch bis zehn zählen zu lernen ;-) .


Sailor MoonSailor MoonSailor Moon

Spannung und Rasanz werden bei „Sailor Moon“ sehr groß geschrieben. Da werden Blitze geschleudert und Feuerbälle geworfen, Freunde gefangen genommen und Mitstreiterinnen bedroht. Für die ganz Kleinen scheint die Serie von daher nichts zu sein, denn auch die Staffelenden sind oft relativ tragisch und dramatisch. Optisch ist das Ganze auf Hochglanz gebracht worden, erkennt man doch deutliche Fortschritte zum Anime der sechziger und siebziger Jahre, wie beispielsweise bei der Volleyball-Kultserie „Mila Superstar“ (1969-1971). Allerdings wird dies „Sailor Moon“, gepaart mit einigen anderen Punkten, oft auch zum Verhängnis. Zu schrill, zu bunt, zu laut kommt die Serie oftmals daher und kann bei denjenigen, die es besonnener und weniger kitschig mögen, schon mal schnell zu Reizüberflutung führen. Gerade auch die Synchronisation von Bunny Tsukino (Sabine Bohlmann, Ines Günther) und ihrer kleinen, rosahaarigen Tochter aus der Zukunft Chibi-Usa (Nicola Grupe) dürfte manchmal schon fast außerhalb des erträglichen Frequenzbereichs liegen. Ein netten Ausgleich hierzu bieten da die Stimmen von Bunnys Erzfeind und großer Liebe Mamoru (Matthias von Stegmann, und später Dominik Auer, der u.a. auch den Bud Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“ sprach) und ihre beste Freundin Rei (gesprochen von der deutschen Schauspielerin Julia Haacke).

Trotz ihrer streckenweisen Länge und sich wiederholdenen Themen spricht der Erfolg der Serie für sich: 200 ausgestrahlte Folgen, 3 Filme, eine Realserie, ein Musical und eine Menge Merchandise darf „Sailor Moon“ ihr eigen nennen. Die sympathischen Figuren, die fantasievolle, actionreiche Inszenierung und eine Menge Identifikationspotential für die junge Zuschauerschaft machen „Sailor Moon“ zu Recht zu einer der international erfolgreichsten Anime-Serien.

Eine Rezension von Anja Strilek
(10. Dezember 2009)
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Daten zur Serie
Sailor Moon Japan 1992-1997
(Bishōjo senshi sērā mūn)
Regie Junichi Sato Drehbuch
Produktion Toei Animation
Länge 5 Staffeln, 200 Folgen zu je 20 Minuten FSK
http://sailormoon.channel.or.jp/
Filmmusik Takanori Arisawa
Deutsche Synchronisation: Sabine Bohlmann, Inez Günther, Matthias von Stegmann, Dominik Auer, Stefanie Beba, Julia Haacke, Veronika Neugebauer, Claudia Lössl, Nicola Grupe, Ulla Wagener, Anke Korte, Angela Quest, Ulrike Jennie, Andrea Imme
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