28 Wochen, nachdem ein seltsames Virus in Großbritannien aufgetaucht ist und viele der Inselbewohner zuerst in blutrünstige Zombies verwandelt und anschließend dahingerafft hat, wird ein Teil von Englands Hauptstadt, „District One“, zur sauberen Zone erklärt und re-bevölkert. Betreut von amerikanischen NATO-Truppen und medizinischen Einheiten kehren geflohene Londoner zurück in ihre Heimat – unter ihnen auch Don, der glaubt, seine Frau Alice einst an die Zombies verloren zu haben, und dessen Kinder Andy und Tammy.
Um zu ihrem alten Haus zurück zu kehren, mogeln sich Andy und Tammy an den Soldaten vorbei und gelangen hinaus aus „District One“ und hinein in die noch verbotenen Zonen Londons, wo sie schließlich ihre todgeglaubte Mutter wiederfinden. Wie hat Alice überlebt? Der Schlüssel zu einer Antwort sind ihre unterschiedlich farbigen Augen; ein Merkmal, das auch Andy geerbt hat. Als Don seine Frau küsst und anschließend zum Zombie mutiert, ist klar, dass Alice zwar immun gegen das „Rage“-Virus war, selbst aber Überträgerin dessen ist.
Und so bricht die Krankheit wieder aus und zwingt Andy und Tammy zur erneuten Flucht…
In Spannung und Schnelligkeit steht das Sequel dem ersten Teil „28 days later“ sicherlich in kaum etwas nach. Das liegt vor allem auch daran, dass die flüchtenden noch-nicht-Infizierten nicht nur einen Gegner haben. Da sind zwar auf der einen Seite die Zombies, die nun sogar tagsüber auf Beutezug gehen können, und von denen auch noch der mutierte Vater der Kids die Oberbestie schlechthin ist, hat er doch so eine gewisse Aversion gegen menschliche Augen (detaillierter will ich darauf an dieser Stelle nicht eingehen, um die Rezension möglichst jugendfrei zu halten). Auf der anderen Seite jedoch gibt es auch die Bestie Mensch, die sich hier als klarer Feind entpuppt. So bekommen schließlich die NATO-Soldaten den Auftrag, auf alles zu schießen, was sich bewegt, ohne Rücksicht auf vielleicht noch zu rettende Menschen. Diese unmenschlich erscheinende Politik kommt wahrscheinlich auch einem nicht-Filmfan bekannt vor. Kontrollverlust mit anschließender Schadensbegrenzung belaufen sich letztendlich meistens auf die Frage, ob und wie viele man schließlich opfert, um die Masse zu retten. Somit scheint es hier auch den Vorgesetzten der amerikanischen Soldaten die sicherste und vor allem einfachste Lösung zu sein, die gesamte Insel dem Erdboden gleich zu machen. Was sind schon eine Handvoll Leben gegen die Verbreitung des Virus’ auf der ganzen Welt?
Auch an der schauspielerischen Leistung ist soweit nichts auszusetzen. Hauptsächlich das sportliche Engagement dürfte vor allem den jungen Darstellern hoch anerkannt werden, halten sie doch schließlich die Zuschauer mit ihren ständigen Renn-Szenen in Atmen und den Film in Schwung.
Aufgrund des sehr guten ersten Teils und der dramaturgischen Werkzeuge, denen sich „28 weeks later“ hier bedient, könnte man von einem vielversprechenden Film ausgehen. Leider ist aber die Basis, auf die sich die gesamte Story stützt, so dermaßen wackelig und brüchig, dass sie die ganze Handlung bestimmt und abwertet. Ein Film, und sei es Fantasy oder Science Fiction, muss den Anspruch haben, in sich realistisch und nachvollziehbar zu sein. Von Anfang an kann man nur den Kopf darüber schütteln, wie selten dämlich das Fundament zu „28 weeks later“ konstruiert ist. Auch mit Augen zukneifen und gutem Willen, über die Schwachstellen hinwegzusehen, kommt man nicht umhin, alles für kompletten Blödsinn abzutun.
Beispiele? Wo soll man da anfangen? Zunächst einmal ist da ja die Idee der Wiederbevölkerung Londons. Ganz recht, Londons, nicht Englands und schon gar nicht Großbritanniens. Was bitte bringt die Bevölkerung einer Stadt, die inmitten eines toten Landes auf einer ausgestorbenen Insel liegt? Wer möchte überhaupt dahin zurück? Immerhin geht es hier um ein gefährliches Virus, dem man noch keinerlei Medikation entgegen setzen kann, und welches unweigerlich zum Tod führt. Einfach nur ein paar Wochen abzuwarten, bis der letzte Zombie verhungert ist, und dann die Stadt zu bevölkern, als sei nichts gewesen, ist doch unglaublich dumm, oder nicht? 28 Wochen ist es gerade mal her, dass das Virus das erste Mal ausgebrochen ist. In der Zwischenzeit hat man weder eine Behandlung dieser „Rage“-Erkrankung entwickelt, noch das einst verseuchte Gebiet vollständig gereinigt. Man bietet den Zurückkommern lediglich einen Stadtteil, mit (wie man stolz verkündet) einem Krankenhaus und einem Supermarkt(!). Und im gleichen Atemzug erklärt man den Mutigen Exilengländern, dass sie sich vor wilden, verseuchten Tieren vorsehen sollen. Hallo? Da fragt man sich doch, ob das ganze nur ein dummer Scherz ist.
Mal davon abgesehen, dass „District One“ so unglaublich gut (!) bewacht ist, dass es selbst zwei Teenager schaffen, daraus zu entkommen, hätte es von Anfang an klar sein müssen, dass es irgendwann irgendwer schaffen würde – und sei es nur aus Dummheit – in die Sperrzone Londons vorzudringen und alle anderen erneut in Gefahr zu bringen. Da man so gut wie nichts über das Virus weiß, wie kann man davon ausgehen, dass nicht noch überall Ansteckungsgefahr herrscht? Seien es bissige Viecher, verunreinigtes Wasser, blutige Wände…
Und wenn man schon eine solche Selbstmordaktion plant, warum schickt man dann in der ersten Gruppe der Zurückkehrer gleich auch noch zwei Kinder mit? Mal abgesehen von der Gefahr stellt sich doch die Frage, welche Möglichkeiten ein abgesperrter, von schussbereiten Soldaten bewachter Stadtteil ohne Schule, Lehrkräfte, Gleichaltriger bieten kann.
Die gesamte Wiederbevölkerungsaktion ist somit so wahnsinnig dumm und sinnlos, dass es schon fast wehtut. Eine erneute Katastrophe ist von Anfang an vorprogrammiert.
Das Ende ist zusätzlich auch noch sehr unbefriedigend. (Achtung: SPOILER!). Klar wäre ein Happy End in so einer Art von Film wohl eher unangebracht, man sehnt sich viel mehr nach einem teilweise offenen Ausgang, nach mystischem Unterton oder einfach nur der Gewissheit: Das Virus ist bekämpft – aber nicht für immer. Stattdessen wird der Zuchauer hier mit einer belastenden Endgültigkeit konfrontiert. In der letzten Szene sieht man hungrige Zombies durch Paris rennen – und die sind garantiert nicht auf der Suche nach Baguette und Milchkaffee. Deutlich wird also: Die Welt ist im Eimer. Infizierte werden Europa und Asien überrollen und diesmal dürfen sich wohl die Inseln über ihr abgeschottet sein freuen und sich beispielsweise Japan, Australien, Sylt und Föhr in Sicherheit wiegen. … Es sei denn, es kommt wieder mal ein buntäugiger Halbstarker auf die Idee, die Vernichtung der Menschheit international publik zu machen.
… und wenn es einige Glückliche dennoch schaffen sollten, von der Eurasischen Platte evakuiert zu werden, bleibt nur zu hoffen, dass diesmal etwas länger mit der Wiederbevölkerung gewartet wird. Vielleicht 28 Monate?