Dass jeder Mensch, egal, welchen Alters, seine ganz eigenen Probleme mit sich herumträgt, ist nicht neu und dies in einem Film zu zeigen, kommt auch nicht gerade der Erfindung des Rades gleich. Von Bedeutung ist daher nicht, dass ein Film die Absicht hegt, diese Probleme darzustellen, sondern wie er dies tut.
Die charmant-verschrobene Art, mit der uns schon „Garden State“ becircte, erreicht „In the Land of Women“ zwar nicht, dafür spricht er doch eher den Mainstream an. Und trotzdem kann man dem Streifen attestieren, eine erfrischende Art gefunden zu haben, mit den Problemen einzelner Menschen umzugehen.
Wenn wir Carter (Adam Brody) kennen lernen, dürfen wir mit ihm gleich eine sehr unerfreuliche Mitteilung empfangen: seine Freundin Sofia (Elena Anaya) trennt sich von ihm. Bestürzt über dieses Ereignis beschließt er, zu seiner Großmutter Phyllis (Olympia Dukakis) zu fahren, die unter anfänglicher Demenz und Altersstarrsinn leidet und in jeder Sekunde ihres Lebens davon ausgeht, dass sie im nächsten Moment stirbt. Dort angekommen, lernt er Nachbarin Sarah (Meg Ryan) kennen und während er eigentlich noch völlig mit sich selbst und damit, wie er nun wieder mit seinem Single-Dasein klarkommen soll, beschäftigt ist, offenbart sich ihm, dass auch andere Menschen Probleme haben…
„In the Land of Women“ ist ein zwar gut klingender und inhaltlich passender Titel für diesen Film, irgendwie unglücklich wirkt er insgesamt ab
er doch, wobei anzumerken ist, dass er es auf den Punkt trifft: im gesamten Film befindet sich Carter in Gesellschaft aller Altersklassen von Frauen und wird mit den Gedanken, Problemen, Sehnsüchten und Wünschen jeder einzelnen konfrontiert. Das fängt an bei seiner Ex-Freundin, die so alt ist wie er (26 Jahre). Dann seine Oma und aus der Nachbarschaft erst Sarah (Mitte 40) und ihre beiden Töchter Lucy (Kristen Stewart; jugendlich) und Paige (Makenzie Vega; Kind).
In dieses Frauengefüge findet sich Carter mehr und mehr ein, baut Beziehungen zu ihnen auf.
Dabei ist interessant, dass er allen Frauen in gewissen Punkten hilft, sich selbst zu finden bzw. mit ihren Problemen klarzukommen, er selbst allerdings auch Vorteile daraus zieht: gerade der Umgang mit der älteren, aber reifen und attraktiven Rolle Meg Ryans bringen ihn auf Gedanken, die er ansonsten womöglich nie zu denken in der Lage gewesen wäre. Ihre Gesellschaft und die Gespräche mit ihr helfen ihm, über die Trennung seiner Freundin hinwegzukommen und einzusehen, dass dieser Zustand, in dem man denkt, man könne nie wieder so sehr lieben, vorüber geht, wenn die Zeit dafür reif ist.
Erfreulich ist vor allem, dass der Film nicht die gewohnte Schiene fährt und einen auf vorhersehbare dramatische Komödie macht, ganz im Gegenteil. Der Film widmet sich den dargestellten Konflikten, Problemen und Fragen nicht ohne Humor, aber immer mit dem nötigen Respekt und der nötigen Ernsthaftigkeit. Dabei fällt auf, dass Adam Brody gar nicht so schlecht ist wie anfangs befürchtet, Meg Ryan ebenfalls eine wirklich gute Vorstellung gibt und es angenehm ist, dass Kristen Stewart neben dem ganzen „Twilight“-Kram auch noch hin und wieder in Projekten wie diesen mitwirkt, denn die jugendliche Rolle füllt sie absolut überzeugend aus.
Auch liefert Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Kasdan (übrigens der Sohn des Regisseurs und Drehbuchautors Lawrence Kasdan, der das Drehbuch u.a. zu „Star Wars“ V und VI und einem „Indiana Jones“-Teil verfasste und Regie z.B. bei „Silverado“ (1985) führte) in seinem Debüt mitunter keine ganz so gewohnten Szenenabfolgen ab, die man drei Meilen gegen den Wind riechen kann. So haben auch Szenen, die man vorhersehen konnte, meist eine bedeutungsvolle Ebene für die Figuren und das hebt den Film von ganz gewöhnlichen Streifen dieser Art ab.
Natürlich ist „In the Land of Women“, der bereits 2006 entstanden ist und auch schon im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Im Land der Frauen“ lief, allerdings bislang aus unerfindlichen Gründen keine deutsche DVD-Veröffentlichung erfuhr, keine filmische Offenbarung und auch kein Meisterwerk für die Ewigkeit. Aber es ist ein wirklich unterhaltsam gemachter Film, der nie langweilt, ernste Probleme gebührend anspricht und viel Zeit seinen Wirkungsteilen widmet: den Figuren. Und obwohl man sich doch noch etwas mehr Laufzeit gewünscht hätte, damit die einzelnen Charaktere nuancenreicher hätten dargestellt werden können um mehr zu sein als nur halbgar ausgearbeitete Persönchen, nimmt man in Kauf, dass viele unterschiedliche Figuren mit vielen Problemen und Sorgen die Handlung bestimmen und dadurch allesamt ein wenig eindimensional bleiben. Das verwehrt dem Film eine größere Tiefe, andererseits tut es seinem unterhaltenden Charakter gut. Diese Charaktere sind keine besonderen Menschen, sondern Personen des Alltags, wie jeder sie kennt, und daher bezieht der Film dieses große Unterhaltungspotential: wir sind den Figuren nahe, wir denken mit ihnen, wir fühlen mit ihnen und wenn der Film aus ist, dann haben wir sie kennen gelernt und können sie genauso mit einem guten Gefühl wieder loslassen, denn Charaktere für die Ewigkeit sind es nun auch wieder nicht. Genau das ist die Stärke eines Unterhaltungsfilms: Ernsthaftes mit Komischem zu mischen, eine Geschichte zu erzählen, die interessiert, und mittendrin kleine Identifikationsflächen zu bieten. Und darin leistet „In the Land of Women“ hervorragende Arbeit.
So bleibt unterm Strich das Debüt eines jungen Filmemachers, dessen Erstling unterhaltsam ist, Spaß macht und auf Größeres hoffen lässt, der aber auch Schwächen in der bedeutendsten Disziplin dieses Filmgenres hat: der Figurenausarbeitung. Dafür gibt es verdiente vier Sterne, die anregen sollen, dem Film durchaus eine Chance zu geben, die Erwartungen aber nicht zu hoch zu stecken.
Ansehen, gern haben und vielleicht alle paar Jahre mal am Sonntagnachmittag durchlaufen lassen.