Ein Road Movie ist im Normalfall eine Komödie mit dramatischen Untertönen. Dabei werden meistens ein paar skurrile Charaktere auf eine Reise quer durch ein Land geschickt, wo sie mit ihren Problemen konfrontiert werden und diese dann im Laufe des Filmes lösen. Genau nach diesem Schema funktioniert auch der Überraschungshit „Little Miss Sunshine“.
Hierbei wird eine Familie auf die Reise geschickt, die man als durchaus seltsam bezeichnen kann. Das Oberhaupt ist der Motivationskünstler Richard (Greg Kinnear), welcher noch immer vergebens auf seinen Karrieredurchbruch wartet. Die gestresste Mutter Sherly (Toni Collette) plagt sich mit ihrem schwulen Bruder Frank (Steve Carell) herum, der sich wegen einer gescheiterten Liebe das Leben nehmen wollte und deswegen für weiteres bei ihr leben soll. Der Sohn Dwayne (Paul Dano) durchläuft eine sehr melancholische Phase und hat ein Schweigegelübde abgelegt, welches er erst wieder aufhebt, wenn er bei einer Pilotenschule angenommen wird. Die Jüngste im Bunde ist Olive (Abigail Reslin), die gerade erfahren hat, dass sie bei den Little Miss Sunshine Wahlen mitmachen darf. Das letzte Familienmitglied ist der vulgäre und Heroin schnüffelnde Opa (Alan Arkin).
Dieser verrückte „Familiencocktail“ begibt sich auf die Reise zu den vorher genannten Little Miss Sunshine Wahlen in Kalifornien, um der kleinen Olive eine Freude zu machen.
So weit so gut, die Grundlagen für einen unterhaltsame
n Film sind schon mal gelegt. Die Frage ist nur inwiefern sich „Little Miss Sunshine“ von der übrigen Konkurrenz abheben kann, und wie originell die Inszenierung ist.
Das Genre wird nicht unbedingt neu definiert, dafür fehlt ihm der letzte Funken Originalität, aber ansonsten ist der Film schlicht und einfach großartig und für mich eines der Kinohighlights in diesem Jahr.
Denn egal ob Drehbuch, Akteure oder Regie hier passt einfach alles. Die Geschichte ist immer kurzweilig und geratet nie ins stocken. Auch die Balance zwischen Komödie und Tragödie wird perfekt gehalten. Denn immer bevor es den Anschein hat, dass der Film zu dramatisch wird, folgt ein kleiner Witz, welcher die Situation wieder auflockert.
Man wird gerührt, ohne der Gefahr ins Rührselige abzudriften.
Was nützt das beste Skript, wenn die Schauspieler versagen, aber auch hier gibt’s nichts zu meckern. Jeder der einzelnen Charaktere bringt so viel Persönlichkeit mit, um nicht als Abziehbildchen abgestempelt zu werden. Besonders hervorzuheben wäre wohl, Steve Carell der den schwulen und gescheiterten Professor dermaßen überzeugend spielt, dass man schon bald vergisst, dass er eigentlich durch so einen Klamauk wie „The 40 Year Old Vergin“ bekannt wurde. Auch Jungstar Abigail Breslin lässt Olive wie ein richtiges Kind wirken, welches liebenswert und naiv ist und gerade dabei ist die Welt zu entdecken.
Bei dem ganzen Witz darf die Sozialkritik natürlich nicht fehlen, in diesem Fall wird, wie der Titel schon vermuten lässt, der Schönheitswettbewerb mit einem kritischen Auge betrachtet. Ohne irgendwie aufgesetzt zu wirken, gibt’s ein paar zynische Kommentare von den verschiedenen Protagonisten. Und wenn dann Olive, als einzig kindlich wirkendes Mädchen, auf der Bühne neben ihren Konkurrentinnen mit dem aufgesetzten statischen Lächeln und dem Plastikgesichtern steht, kann man durchaus von einer gelungenen Satire sprechen.
Auch inszenatorisch wird alles richtig gemacht, das Regiepärchen Jonathan Dayton und Valerie Faris unterlegen das Gezeigte mit Road Movie typischer Musik und witzigen Ideen. Auch hier gilt, nicht unbedingt bahnbrechend aber durchaus grandios.
Am Ende gibt’s ein amüsantes und herzerwärmendes Finale, welches vielleicht mit einer Spur zu viel Pathos aufkommt, aber treffender nicht sein könnte.
Einmal mehr wird verdeutlich, dass der Weg das Ziel ist, und dass dieser durchaus holprig sein kann, gepflastert mit falschen Hoffnungen und geplatzten Träumen, aber es ist auch möglich diesen zu bewältigen, wenn man seinen eigenen geht.