Literaturverfilmungen gibt es seit jeher – es begann Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts mit der dramatischen Umsetzung von Klassikern wie „
Faust“ und „
Onkel Toms Hütte“ und kulminierte schließlich darin, alles auf Leinwand zu bannen, was durch die Buchvorlage schon Hype- und Blockbustergarantie gab. So reihen sich im 21. Jahrhundert Verfilmungen der Werke von Joanne K. Rowling („
Harry Potter und der Stein der Weisen“), Dan Brown („
Illuminati“, 2009) und Stephenie Meyer („
Twilight - Biss zum Morgengrauen“, 2008) in stetigen Fortsetzungen munter aneinander und lassen einen spätestens jetzt erkennen: Aha, die Umwandlung von Roman zu Film ist nach wie vor voll im Trend. Wer hätte da also gedacht, dass - so selten im Gegenzug dazu Gedichtverfilmungen sind - eine Ballade nun schon zum zweiten Mal die Ehre bekommt, audiovisuell umgesetzt zu werden? - Johann Wolfgang von Goethe wohl am allerwenigsten. Nach „
Fantasia“ (1940), gibt es nun – ganze 70 Jahre später – die Verkörperung des
Zauberlehrling und seines Meister
s von Darstellern aus Fleisch und Blut.
Bei einem Klassenausflug stolpert der zehnjährige Dave in die geheimnisvoll wirkenden Gefilde des Balthazar Blake – und weiß noch nicht, dass er damit das größte Abenteuer seines Lebens heraufbeschwört, da er soeben auf einen mächtigen Magier und seinen zukünftigen
Herr und Meister getroffen hat. Als Balthazar zehn Jahre später Manhattan vorm Übergriff des Bösen beschützen muss, heißt es für den tollpatschigen, nerdigen Dave, mit Schwung in seinen Zauberring zu schlüpfen und zu lernen, seine Welt mithilfe angewandter Magie zu beschützen – und das am besten
by doing.
Wer „
Harry Potter“ und „
Spider-Man“ mag und spätestens seit „
Con Air“ findet, dass Nicolas Cage mit langem Zottelhaar ganz schön cool aussieht, wird auch an „
Duell der Magier“ (was im Original übrigens tatsächlich „
The Sorcerer’s Apprentice, zu deutsch „Der Zauberlehrling“, heißt) seine helle Freude haben. Jon Turtletaubs Werk ist opulent und zeigt in seiner Bildgewalt die Liebe zum Detail, so dass einige Szenen tatsächlich an die verwinkelten, alten und wundersame Zauberlädchen aus der Welt des Harry Potter erinnern. Dabei erspart man sich bei „
Duell der Magier“ glücklicherweise diese typische Fantasy-Optik, die zwar alles sehr schillernd, dafür aber genauso künstlich präsentiert.
Größte Stärke des Films sind sein selbstironischer Humor und die charismatischen Darsteller, die diesen so mühelos zum Ausdruck bringen, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Vor allem Nicolas Cage merkt man seine Spielfreude an und kann feststellen, dass er sich wohl in kaum einer anderen Rolle durch so viel Ausstrahlung und Präsenz ausgezeichnet hat. Aber vielleicht machen das auch in diesem Fall nur seine goldblonden Strähnen. Woran es auch liegt – Cage als verschrobenem, liebeskummrigen, mächtigen Magier mit Rauschemantel und wolligen Handstulpen zuzusehen ist schon fast unterhaltsam genug. Alfred Molina, den man als
Doktor Oktopus aus „
Spider-Man 2“ kennt, tut in seiner ihm auf den Leib geschneiderten Fieslingrolle sein Übriges, um den Figuren ordentlich Charakterstärke einzuhauchen. Und auch der Zauberlehrlingdarsteller selbst, Jay Baruchel, musste für seine Trottelchenfigur nach „
Zu scharf, um wahr zu sein“ längst nicht mehr neu üben. Die Figuren und ihre engagierten Verkörperungen ergeben eine überaus witzige Mischung; vor allem Bösewichtgehilfe Drake Stone (gespielt von Toby Kebbell) sorgt mit seinem eigenwilligen Styling für einige Lacher. Als ZuschauerIn fragt man sich vielleicht „Ist das nicht der Terminator-Typ aus den
Critters-Filmen?“ und kann nur überrascht auflachen, als es der verwunderte Zauberlehrling auf Drakes Frage „Really? You don’t recognize me?“ es noch besser trifft: „Are you in Depeche Mode?“ Dies ist nur einer von vielen zündenden Wortwitzen, die dem Film, der in seinem Plotverlauf zugegeben hollywoodgetreu und altbacken ist, Leben einhauchen.
Natürlich gibt es außer dem Titel dann noch eine Szene in nettem Gedenken an Goethes Ballade. So versagt Dave bei einer gezauberten Putzaktion und man sieht ihm förmlich an, wie verzweifelt denkt:
„
Ach, er läuft und bringt behände!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.“
Nicht sonderlich anspruchsvoll, nicht neu in seiner Inszenierung, kein großes Meisterwerk liefert „
Duell der Magier“ doch trotzdem das ganze Unterhaltungspaket und Gagfeuerwerk, ohne dabei auf unterirdischen Blödelhumor abzurutschen. Optisch und darstellerisch ist der Film so ansprechend, die Action und Witz so passend und sauber inszeniert, dass man eine Menge Spaß haben kann, wenn man sich einfach in seinen Kinosessel fallen und mitreißen lässt.