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G.I. Joe: Die Abrechnung

G.I. Joe: Die Abrechnung

Ein Film von Jon M. Chu

2009 feuerte Hasbro eine weitere Spielzeug-/Comic-Verfilmung auf den Markt. Man nahm viel Geld in die Hand, heuerte einen Action- und Effekt-erfahrenen Regisseur an, stellte ihm einen jungen, aufstrebenden Star an die Seite, und fertig war „G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra“. Ein Film, der bei uns eher schlecht weg kam, der mir aber ziemlich gut gefiel. Denn meiner Meinung nach macht er seine Sache als laute, sinnbefreite Comic-Verfilmung doch ziemlich gut. 4 Jahre später, und nachdem ich mich auf unserer Seite bereits beklagte, man habe mit Dwayne „The Rock“ Johnson doch bereits den nächsten Actionhelden gefunden, steht nun der zweite Teil in den Startlöchern: etliche Millionen Dollar, vier Jahre, neue Regie und neue Darsteller sowie recht furiose Trailer später stellt sich die Frage: Taugt „G.I. Joe: Die Abrechnung“? Oder muss man sich wegen der langen Verschiebung Sorgen machen?

COBRA hat es geschafft: der bösen Geheimorganisation ist es gelungen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten gegen einen Doppelgänger zu tauschen. Nun müssen nur noch Cobra Commander und Destro befreit werden, um letztlich die Weltherrschaft an sich zu reißen – was auch sonst?! Der falsche Präsident befiehlt einen Angriff auf die JOEs, um die Elitesoldaten ein für alle Mal auszulöschen, und hat damit Erfolg. Einzig ein paar versprengte Überlebende können COBRA nun noch die Stirn bieten: Flint, Snake Eyes,
Jaye und der neue Anführer, Roadblock (Dwayne Johnson!). Doch auch COBRA hat ein paar neue Tricks auf Lager. Die Zeit für die freie Welt läuft ab, denn COBRA will alle Atomwaffen abrüsten, um mit ihrem neu entwickelten ZEUS-Satellit alle Atommächte unterwerfen zu können. Doch die JOEs leisten brachialen Widerstand...

„G.I. Joe: Die Abrechnung“ geht auf den ersten Blick einen recht ungewöhnlichen Weg für einen Actionfilm, der über 100 Millionen Dollar gekostet hat: man vertraut die Regie Jon M. Chu an, ein Regisseur, der sich bisher vor allem durch Tanzfilme einen Namen gemacht hat. Böse Zungen könnten auch sagen, dass die Lage noch viel schlimmer ist: immerhin ist Chus letzter Film vor G.I. Joe tatsächlich der Justin Bieber Konzertstreifen gewesen. Nunja. Auf den zweiten Blick allerdings macht die Sache durchaus Sinn: Chu weiß auf jeden Fall, wie man Choreographien einfängt, und moderne Actionszenen sind vor allem das. Besonders zeigt sich dies in einer Szene, die bereits in den Trailers für Furore sorgte: Snake Eyes und Jinx flüchten im Gebirge vor Ninjas, hangeln sich dabei an Seilen entlang und schwingen über Abgründe. Diese Szene ist nicht nur ziemlich fantasievoll und spektakulär, sondern erinnert auch sehr an durchgeplante Tanznummern, mit denen der Regisseur eben jede Menge Erfahrung hat. (Es sei angemerkt, dass die Szene auch recht unübersichtlich ist, aber dazu komme ich später). The Rock als neuer Leading-Man ist natürlich ein Geniestreich, da er einfach das Charisma und inzwischen den Körperbau hat, eine Comic-Figur in eine Realfilm darzustellen. Bruce Willis ist ebenfalls mit Freude bei seinem kurzen Auftritt dabei und hat die Lacher auf seiner Seite. Einzig D.J. Cotrona als Flint macht den Film die ganze Zeit über gar nix.
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Die Unerfahrenheit des Regisseurs zeigt sich allerdings vielleicht daran, dass der Film lange verschoben wurde. Es gibt hier verschiedene Geschichten, warum das passierte. Fakt ist aber, dass der Film einerseits im nachhinein in 3D konvertiert wurde, andererseits es zu Nachdrehs kam, um vor allem weitere Szenen mit Channing Tatum einzubauen; ich vermute in diesem Zusammenhang, dass auch sehr viel am Film rumgeschnippelt wurde, was man dem finalen Produkt leider anmerkt. Aber zuerst zum 3D: der Film profitiert davon überhaupt nicht, und man merkt, dass es hier vor allem darum ging, mehr Geld zu kassieren. Der Film wurde ja in 2D gedreht, was man besonders bei den Actionszenen merkt. Diese sind mit „klassischer“ Wackelkamera inszeniert, wodurch das ganze in der 3D-Konvertierung noch unübersichtlicher wird. Chu hätte – als 3D-erfahrener Regisseur - sicherlich anders gearbeitet, hätte er in 3D gedreht. Ebenso merkt man dem Film an, dass Szenen nachgedreht wurden: besonders auffällig ist das beim Schießwettbewerb zwischen Roadblock und Duke, der überhaupt und völlig offensichtlich nicht zu den Anschlusszenen passt. Weiterhin ist der Film teilweise einfach wirr und „seltsam“: die Anfangsszene endet im nichts, die Auflösung der Empfangsszene von Jaye und dem Präsidenten ist undurchsichtig, und auch die alten Kameraden von Bruce Willis haben ungefähr 3 Sekunden Screen-Time. Unter dieser Zerstückelung leidet der Film dann auch ziemlich; bereits die im nirgendwo versandende Anfangsszene gepaart mit der uneleganten Einführung der Charaktere kann einem die ersten 10 Minuten doch ziemlich madig machen.

Natürlich hat der Film aber weitere Teile, die ihm neben The Rock die Sterne retten. Zum einen möchte ich hier besonders die Ausstattung hervorheben. Die Kostüme finde ich persönlich ziemlich fantastisch. Ich kenne die Comic-Vorlage nicht, aber die Kostüme und Gadgets der Figuren wirken einfach richtig gut comichaft: Firefly mit seinem Lederanzug und den explodierenden Roboterfliegen (ich habe recht lange gebraucht, bis ich seinen Namen kapiert habe...); Snake Eyes in dem Ninja-Panzer; Cobra Commander mit seiner reflektierenden Gesichtsmaske; all das ist einfach toll gemacht, sieht gut aus, und macht beim Hinschauen schon Spaß. Man sieht dem Film ständig sein hohes Budget an, die Produktion ist sehr sauber, und auch die Effekte überzeugen. Natürlich ist die Zerstörung von London eines der bekannten Highlights aus den Trailern und rummst auf der Leinwand so richtig (abgesehen davon, dass das im Film nie wieder erwähnt wird, obwohl da etliche Leute gestorben sein müssen.). Und so stumpf der Film auch ist – kein Vorwurf, der Erstling war auch nicht intelligent, aber dafür unterhaltsam – gelingt es ihm doch, so manches Mal clevere Szenen einzubauen. Beispielsweise ist die Szene, in der nuklear „abgerüstet“ wird, äußerst gelungen. Sie ist spannend, sie ist augenzwinkernd (Stichwort: Nordkorea) und sie überrascht mit ihrer Auflösung. Perfekt ist dabei aber, dass man im Comic-Bereich bleibt und den ausländischen Ministern Koffer in die Hand gibt, die sie scheinbar immer dabei haben, um ihre Raketen zu starten. Köstlich!

„G.I. Joe: Die Abrechnung“ ist – betrachtet man die Trailer – eine kleine Enttäuschung. Die Trailer waren enorm gut gemacht und versprachen Großes; was der Film leider nicht ganz halten konnte. Trotzdem langweilt der Film nicht und ist kein Ärgernis. Sicherlich, mehr als Popcorn-Action ist er auch nicht, aber das will er ja auch gar nicht sein. Die lange Nachbearbeitung und Schnibbelei hat ihm leider nicht gut getan, und ich behaupte, dass er in 2D deutlich besser funktioniert, weil man in den ziemlich guten Actionszenen einfach mehr erkennen wird.
The Rock als Teilzeitwrestler ist eigentlich eine ganz gute Analogie. Wie Wrestling ist Chus Film manchmal schmerzhaft (der Anfang), recht wirr (die Gebirgsszene), grell, laut, aber insgesamt unterhaltsam – sei es, weil man sich schmunzelnd über die Unzulänglichkeiten aufregt, oder weil man das bunte Spektakel mit einem Augenzwinkern ernst nimmt und sich darauf einlässt.

Eine Rezension von David Kugler
(03. April 2013)
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Daten zum Film
G.I. Joe: Die Abrechnung USA 2013
(G.I. Joe: Retaliation)
Regie Jon M. Chu Drehbuch Rhett Reese, Paul Wernick
Produktion Di Bonaventura Pictures, MGM, etc Kamera Stephen F. Windon
Darsteller Dwayne "The Rock" Johnson, Channing Tatum, Jonathan Pryce, Byung-hun Lee, Ray Stevenson, Ray Park, Arnold Vosloo, Walton Goggins, Joseph Mazzello, Adrianne Palicki, D.J. Cotrona, RZA, Elodie Yung
Länge ca. 110 Minuten FSK 16
Filmmusik Henry Jackman
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