Während sich in Hollywood momentan der ganz normale Remake-Wahnsinn weiter ausbreitet und auch sonst größtenteils (Ausnahmen wie „
The Strangers“ bestätigen die Regel…) auf ausgelutschte (und dazu gern noch betont jugendfreie) Konzepte gesetzt wird, halten andere Filmindustrien mit frischen Ideen oder einfach innovativeren Inszenierungen aktuell die Fahne des Horrorgenres hoch.
Neben Asien („
A Tale Of Two Sisters“, „
The Chaser“), Großbritannien („
The Descent - Der Abgrund des Grauens “, „
Eden Lake“) und natürlich Frankreich („
High Tension“, „
Inside“, „
Martyrs“) kommen inzwischen auch wieder vermehrt kleine aber feine Schocker aus
Down Under. Während der harte Terrorstreifen „
Wolf Creek“ 2005 den ersten australischen Beitrag zur neuen Horrorwelle markiert hat, sin
d inzwischen weitere interessante Produktionen wie „Storm Warning“ (2007) oder „
Dying Breed“ (2008) nachgerückt.
Auch „Acolytes“, der nun in Deutschland unter dem Titel „Die Erpresser“ auf DVD erscheint, fühlt sich zwischen den Stühlen
Teenager-Drama und
Horrorthriller sichtlich wohl, aber schaltet - was die Gewaltdarstellung angeht - vergleichsweise einen Gang zurück. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass der hierzulande bereits auf dem „
Fantasy Filmfest 2008“ aufgeführte Film für sensible Gemüter geeignet ist – Regisseur Jon Hewitt legt lediglich mehr Wert auf seine Charaktere und die Story, als auf die Abbildung graphischer Gewalt.
Die hat das Werk über weite Strecken auch gar nicht nötig, denn der Spannungsschraube bohrt sich zunächst recht schmerzhaft in die Köpfe der Zuschauer, lediglich in der zweiten Filmhälfte beginnt das Gewinde ein wenig zu wackeln, da das Geschehen kurzzeitig etwas zu hektisch abgehandelt wird. Aber gehen wir doch zunächst einmal auf den Inhalt von „Die Erpresser“ ein:
Die Teenager Mark (Sebastian Gregory) und James (Joshua Payne) wachsen in einem typisch-langweilig ausschauenden, australischen Vorort auf. Schon zu Beginn wird klar, dass zwischen den Beiden eine gewisse Spannung besteht, die offensichtlich in James´ attraktiver Freundin Chasely (Hanna Mangan Lawrence) begründet ist, auf welche leider auch Mark ein Auge geworfen hat. Allerdings gibt es auch ein gemeinsames Kindheits-Trauma, dass die Freunde innerlich zusammenschweißt: Vor einigen Jahren sind sie von dem brutalen Schläger Gary Parker (Michael Dorman) vergewaltigt worden, der sich nach seiner Haft wieder in der Stadt befindet und in den Beiden noch immer eine Todesangst hervorruft.
Beim Abhängen im Wald beobachtet Mark einen Mann (Joel Edgerton), der etwas im Boden vergräbt und anschließend in einem roten Jeep davonfährt, auf dessen Reserverad ein weißer Schmetterling prangt. Als er James und Chasely von dem Ereignis berichtet, beschließen die Drei, der Sache auf den Grund zu gehen – und stoßen beim Ausgraben auf den Torso eines Mädchens. Sind das wohlmöglich die Überreste der 15-jährigen Kanadierin Tanya Lee, die schon seit längerer Zeit vermisst wird?
Nach dem ersten Schock will Mark zunächst die Polizei verständigen, aber James hat eine ganz andere Idee: Er will den Täter anhand seines Autos im Ort aufspüren und diesen mit einer Meldung bei der Polizei erpressen – wenn die Freunde ihren Mund halten sollen, muss der inzwischen als Ian Wright identifizierte Mann den verhassten Gary Parker töten!
Ein raffinierter Plan - wenn sich die Jugendlichen in ihrem Leichtsinn nicht mit dem Verstand des Psychopathen verschätzt hätten…
Wahrlich schade, dass bei der Entscheidung einer Kinoauswertung eher selten die Qualität eines Streifens die große Rolle spielt, sondern in erster Linie die Kosten der Produktion und Namen der Stars ins Gewicht fallen. Denn wenn man sich Jon Hewitts vierten Spielfilm so anschaut, hätte man mit „Die Erpresser“ bestimmt so einige Genre-Fans in die hiesigen Lichtspielhäuser locken können – in Sachen
Inszenierung und
darstellerische Leistungen braucht sich das Werk nämlich in keiner Weise vor einer US-Produktion verstecken.
Im Gegenteil: Der Film versprüht einen sehr erfrischenden Independent-Charme und begeistert mit einigen visuellen Spielereien, die sehr passende Akzente setzen und nicht die bedrohlich-unangenehme Stimmung zerstören. Sogar der Soundtrack, der ausschließlich aus Songs von eher unbekannten Alternative-Newcomern besteht, weiss wirklich zu gefallen – wer das nicht glaubt, kann
hier selbst mal ein Ohr riskieren!
Neben den Jungschauspielern, bei denen den Zuschauern zum Glück nicht drei aalglatte Schönlinge präsentiert worden sind, glänzen auch Michael Dorman in der Rolle der faschistischen Nemesis Gary Parker und vor allem Joel Edgerton, der den undurchsichtigen Killer Ian Wright mit einer beängstigenden äußeren Ruhe verkörpert.
Da es zum Ende hin noch zu einer nicht gerade innovativen aber dennoch überraschenden Wendung kommt, ist die Auswahl guter Schauspieler wohl auch eine oberste Prämisse bei der Vorproduktion gewesen – schließlich ist das Werk inhaltlich doch komplexer, als man dies wahrscheinlich auf den ersten Blick erwartet hätte, und der Entwicklung der Figuren kommt hier eine große Funktion zu.
Natürlich sollte man jetzt kein Oscar-reifes Charakter-Drama erwarten, aber für solch eine Low-Budget-Produktion liegen die Performances doch weit über der Norm.
Wenn man sich die Inhaltsangabe durchliest, dürfte man sich fragen, warum man den Film jetzt überhaupt dem Horrorgenre zuordnen kann, schließlich deutet doch alles auf einen recht routinierten Thriller hin?! Nun, der Teufel steckt einfach im Detail – es ist die Art, wie der Regisseur seine Story erzählt; wie er zum bösen Ende hin nochmal eine richtig fiese Gänsehaut erzeugt und „Die Erpresser“ in purem Terror ausklingen lässt.
Splatter-Fans sollten jetzt aber bitte kein Blutbad erwarten. Es gibt vereinzelt härtere Szenen zu sehen, die aber wiederum erreichen nie „
Saw“- oder „
Hostel“-Ausmaß – gezeigte Gewalt ist einfach nicht die Intention des Werkes.
Somit kann man den Film – abgesehen von dem modernen Outfit natürlich – durchaus als altmodischen Schocker im Stil der ´70er und ´80er bezeichnen, wo man einen konsequenten Schluss noch nicht für die Sehgewohnheiten eines hippen Publikums opfern musste.
Lediglich der etwas hastige Übergang von der ersten Hälfte zum Ende hin und einige irritierende Entschlüsse der Charaktere können Jon Hewitts Horrorthriller ein wenig negativ angelastet werden.
Alles in allem stimmt aber einfach das Paket – wer auf packende und gleichzeitig stylisch umgesetzte Unterhaltung steht, kann hier eigentlich bedenkenlos zugreifen.
Geheimtip!