Der Film “Die glorreichen Sieben” war seinerzeit ein großes Experiment: der japanische Filmemacher Akira Kurosawa schuf mit “Die sieben Samurai” ein großartiges Werk, das weltweit Anerkennung fand. Konnte das Remake eines Eastern als Western funktionieren?
Ein armes mexikanisches Dorf wird regelmäßig von Calvera (Eli Wallach) und seiner 40-köpfigen Bande geplündert. Um endlich den Kampf aufnehmen zu können, ziehen einige der Bauern los, um Waffen zu kaufen. Über der amerikanischen Grenze treffen sie auf den Revolverhelden Chris (Yul Brynner), der ihnen rät, lieber fähige Männer, die mit Waffen auch umgehen können, zu suchen. Obwohl die Bauern nur 20 Dollar pro Mann zahlen können, ist Chris bereit, ihnen zu helfen. Mit sieben Leuten möchte er Calvera entgegentreten und ihn aus dem Dorf vertreiben. Die kleine Mannschaft um Chris formiert sich allmählich – am Ende haben sich sechs Profikiller zusammengeschlossen: Vin (Steve McQueen) möchte einem eintönigen Leben als Verkäufer entgehen, Bernardo (Charles Bronson) will sein Geld nicht mehr mit Holzfällen verdienen, Harry (Brad Dexter) wittert Gold und Silber, Britt (James Coburn) möchte es sich selbst beweisen und Lee (Robert Vaughn) ist einfach nur pleite und braucht auf die Schnelle 20 Dollar. Auf ihrem Ritt nach Mexiko werden sie unentwegt von Chico (Horst Buchholz) verfolgt, der unbedingt zu ihnen gehören und sich einfach nicht abschütteln lassen will. Nun sind sie komplett, die g
lorreichen Sieben!
Im Dorf angekommen lehren sie die Dorfbewohner mit Waffen umzugehen und zu kämpfen. Sie bauen Mauern, errichten Fallen und warten auf Calvera und seine Bande. Zwischenzeitlich findet ein großes Fest statt, zu dem die Sieben auch eingeladen sind. Sie lernen die Dorfbewohner kennen, das Leben mit Familie, die Verantwortung, die jeder von ihnen trägt. Besonders Bernardo und Chico finden engen Kontakt zu den Einheimischen.
Calvera kommt. Unsere Helden kämpfen prächtig und schlagen die Banditen in die Flucht. Doch was wird Calvera als nächstes tun? Um dies herauszufinden, schleicht sich Chico mutig ins feindliche Lager und hört, dass Calvera und seine Leute am Verhungern sind und das Dorf niemals aufgeben würden. Als Chris und die anderen davon erfahren, beschließen sie, Calvera die Pferde abzunehmen, um sie kampfunfähig zu machen. Als sie zu Calveras Lager kommen, finden sie niemanden vor und kehren beunruhigt ins Dorf zurück. Dort erwartet sie eine unangenehme Überraschung: Calvera und seine Bande wurden in die Häuser eingelassen und umzingeln die Sieben. Da Calvera keine überflüssigen Opfer und auch keine negative Propaganda möchte, ist er bereit, sie unverletzt und kampflos gehen zu lassen. Da unsere Sieben keine andere Alternative sehen, überlassen sie Calvera das Feld. Was nun? Einfach davon reiten – vertrieben und gedemütigt? Kommt nicht in Frage. Den Kopf für ein dummes Bauernvolk hinzuhalten, obwohl kein Gewinn dabei herausspringt? Kommt auch nicht in Frage. Die Wege scheinen sich zu trennen, doch rappeln sich alle bis auf Harry noch einmal auf, um gemeinsam ins Dorf zurückzukehren und bis zum bitteren Ende zu kämpfen.
Unsere Helden geben alles. Und doch stirbt einer nach dem anderen. Auch Harry, der mit den Worten “Chris, ich hol euch hier raus” doch noch angeritten kommt. Als der Kampf vorbei ist, ist Calvera tot und das Dorf befreit. Drei der Sieben haben überlebt: Chris, Vin und Chico. Chris und Vin erkennen, dass nur die Dorfbewohner gewinnen konnten, sie die Verlierer sind. Chico ist hin- und hergerissen zwischen dem Leben als Farmer (denn er hat sich ernsthaft verliebt) und dem Leben als einsamer Profikiller. Auch wenn es ihm schwerfällt, seine beiden Freunde zu verlassen, entscheidet er sich als Einziger für ein sesshaftes und glückliches Leben.
Der Film “Die glorreichen Sieben” ist ein herausragendes Werk in mehrfacher Hinsicht. Es braucht große Zuversicht, einen erfolgreichen asiatischen Film in ein uramerikanisches Genre umzuwandeln. Als er in die US-Kinos kam, wurde er bereits nach einer Woche abgesetzt, so wenig Potential traute man ihm zu. In Europa hingegen wurde der Film ein Hit, so dass er in den USA wieder ins Programm genommen wurde. Kurosawa selbst gefiel der Western gut.
Am auffälligsten an “Die glorreichen Sieben” sind folgende drei Dinge: die Besetzung, die Musik und die Message. Zur Besetzung: Yul Brynner, ein etablierter Schauspieler aus Russland, konnte für die Hauptrolle des Chris gewonnen werden, nachdem dafür erst Anthony Quinn ins Auge gefasst wurde und Brynner die Regie übernehmen sollte. Die weiteren sechs Helden sollten nur Nebenrollen sein. Hierfür wurden Neulinge auf der Kinoleinwand gecastet, die allesamt dank dieses Films den Sprung ins große Geschäft schafften. Am Drehset war die Stimmung angeblich freundschaftlich, doch ließ es sich keiner der sieben Herren nehmen, sich in den Mittelpunkt zu spielen. Besonders Steve McQueen soll dabei unangenehm aufgefallen sein und Brynner große Konkurrenz gemacht haben. Gemeinsam war ihnen allen der große Spaß, wie kleine Jungs Cowboy zu spielen.
Die Musik ist von Elmer Bernstein – einem damals noch jungen Filmkomponisten aus New York, der heute als einer der ganz Großen der Filmmusik gilt. Er wurde mit dreizehn Oscars nominiert und einem geehrt und konnte für die unterschiedlichsten Genres komponieren. Das Hauptthema von “Die glorreichen Sieben” gehört zu seinen besonders originellen Einfällen und ging in die Geschichte der Filmmusik ein. Dabei geht weniger die Melodie selbst ins Ohr, als der markante Rhythmus. Nach eigenen Angaben war der zentrale Einfluss TexMex: “Ich arbeitete mit einer Menge traditioneller mexikanischer Rhythmusinstrumente und der Gitarre. Aber ich benutzte keine Folklore-Themen, ich benutzte Gefühle”.
Die Message des Films ist anders als die aller vorangegangenen Western. In “Die glorreichen Sieben” werden die Helden nicht verherrlicht. Sie sind einsam und unglücklich. Sie sehnen sich im tiefsten Innern nach einem guten Leben und bringen den Bauern, die sich dem wahren Leben stellen, großen Respekt entgegen. Sie wissen, dass sie keine Freunde haben und nur deshalb in Frieden gelassen werden, da sie eine Bedrohung darstellen. Der Film “Die glorreichen Sieben” verzichtet auf viel Dialog und vermittelt den Cowboy als Loser, wie man es von Western nicht unbedingt erwarten würde. Jeder der Sieben mag seine eigene Motivation für den Kampf gegen Calvera haben, doch alle tragen ein Stück Idealismus in sich und versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein gutes Leben zu führen.