Erneut muss ich im Vorwort zur Rezension etwas klarstellen: die fünf Sterne, die „Devil“ hier bekommt, zeugen wieder nicht davon, dass dieser Film eine kleine Perle des modernen Horrorkinos ist – ist er nämlich nicht. Denn es handelt sich wieder um eine Wertung, die sich rein auf den Unterhaltungsfaktor bezieht, denn „Devil“ ist wirklich schwer unterhaltsam. Andererseits – als gute Nachricht – beziehen sich die fünf Sterne auch nicht auf „Devil“ als Trashgranate, als würde er seine Unterhaltung aus seiner Schlechtigkeit beziehen. Der Film liegt irgendwo in der Mitte: er ist gut gemacht, er ist manchmal sehr spannend, aber das ein oder andere Mal ist er wirklich auch zum Schreien komisch, ohne das er das wirklich beabsichtigt. Insofern: fünf Sterne reines Entertainment Value, die „objektive“ Wertung für die Qualität des Filmes würde sich wohl eher bei
drei oder vier Sternen einpendeln.
Detective Bowden wird in Philadelphia zu einem Selbstmord gerufen. Eine Leiche liegt auf einem Transporter, offensichtlich fiel sie aus großer Höhe. Schnell wird klar: die Tote sprang aus einem nahe gelegenen Hochhaus. Als Bowden sich dort umsieht, besteigen gerade fünf Otto-Normal-Bürger den Aufzug und bleiben nach kurzer Zeit stecken. Was für die Sicherheitsleute und den Wartungsdienst nach einer Routinestörung in der Aufzugssteuerung aussieht, entpuppt sich schnell als dramatischer Zwischenfall, als sich seltsame Ereignisse im Aufzug m
ehren. Einer der Sicherheitsleute fängt an, steif und fest zu behaupten, der Teufel befände sich unter den Menschen im Aufzug. Bowden rennt die Zeit davon...
„Devil“ stellt den ersten Teil der sogenannten „Night Chronicles“ dar, eine Trilogie die Geschichten mit übernatürlichen Elementen vor urbaner Kulisse erzählen will. „Night“, das deutet auch schon auf einen Urheber hin: für die Geschichte hinter „Devil“ zeigt sich M. Night Shyamalan verantwortlich, während für das Drehbuch angeblich Brian Nelson alleine zuständig war. Dabei ist die grundlegende Storyidee Shyamalans sicherlich sehr gut. Eine überschaubare Gruppe, abgeschottet von der Außenwelt, und seltsame Dinge geschehen. Das könnte eine gute Outer-Limits- oder Twilight-Zone-Episode sein. Ob man das ganze jedoch auf Spielfilmlänge aufblasen kann, scheint fraglich. Denn trotz der sehr kurzen Laufzeit von knappen 80 Minuten ist der Film einigermaßen repetitiv. Der Ablauf des Geschehen ist eigentlich immer der gleiche, wenn der nächste im Lift dran glauben muss, nachdem man gerade über ihn noch etwas erfahren hatte. Und dieses Schema wiederholt sich halt leider immer wieder, so dass man den Film ziemlich gut vorausahnen kann – den obligatorischen Twist natürlich nicht unbedingt, auch wenn mir leider klar war, wer oder was der Teufel ist. Denn es gibt ein Detail schon ziemlich weit am Anfang, dass zu viel verrät, was natürlich nicht bedeutet, dass unbedingt jeder sofort den Twist kennt.
Seinen fantastischen Unterhaltungswert bezieht der Film neben der kurzen Laufzeit und der ziemlich straffen Inszenierung vor allem aus zwei Tatsachen: seiner Spannung sowie seiner Komik.
Das mag verwirrend klingen, aber „Devil“ ist auf jeden Fall in einigen Szenen sehr spannend. Natürlich ist das ganze eigentlich ein wunderbares „Whodunit“ bei dem man munter mitraten kann und „Kandidaten“ von der Liste streicht, wo der Film natürlich in regelmäßigen Abständen munter mithilft. Neben diesem eigentlichen Spannungsbogen der die komplette Geschichte einschließt, besitzt Regisseur Dowdles Streifen aber auch einige Szenen, die an sich wunderbar funktionieren und ziemlich creepy sind. Denn bei aller Wiederholung im Aufbau und Ablauf des Films: wenn wieder einmal das Licht flackert, weiß man genau dass es ausgehen wird und wieder jemand stirbt. Dazu kommen noch einige gelungene Schemen und kurze Visionen, sowie natürlich die Klaustrophobie im engen Aufzug, so dass sich durchaus eine gewissen Beengung beim Zuschauer einstellen kann, gerade auch mit steigenden Spannungen unter den armen Seelen im Lift. Andererseits hat der Film leider auch bei dieser grundlegenden Story ein dickes Problem: das Zusammenspiel des gläubigen Securitytypen mit dem skeptischen Cop Bodwen mag leider gar nicht funktionieren, da der Zuschauer ja einen enormen Wissensvorsprung vor Bowden hat. Insofern wäre es vielleicht besser gewesen, einerseits den Film nicht „Devil“ zu nennen, andererseits den Sicherheitsbeamten nicht als Erzähler auftreten zu lassen, dann hätte der Zuschauer auch noch mitraten können, ob denn nun der Teufel anwesend ist oder eben nicht.
Aber ebenfalls großer Sport ist die dem Film inhärente Komik. Nicht falsch verstehen: „Devil“ ist sicherlich keine Horrorkomödie, und witzige Szenen – also beabsichtigt – gibt es auch nicht. Aber so manches Mal wird der Streifen wirklich zum Brüllen lustig, ohne das er das möchte. Highlight ist natürlich der Expositionsmonolog, als der Sicherheitstyp die Anwesenheit des Teufels anhand einer Stulle mit Marmelade belegt! Auch in Retrospektive: wenn man weiß, wer oder was der Teufel ist, und sich dann die Aktionen Teufels noch einmal durch den Kopf gehen lässt, kann man sich schon frage, was der Teufel eigentlich für ein Freak und Komödiant ist, und ob er nicht einen eigenen Film verdient hätte. Ebenfalls fantastisch ist die Reaktion der Eingeschlossenen, als ein Mitarbeiter des Gebäudes in den Schacht stürzt und mit Karacho – natürlich tödlich – auf dem Lift landet. Nicht dass sich unsere Figuren fürchten würden, nein. Vielmehr bedanken sie sich für die Rettung in greifbarer Nähe! Natürlich gibt auch der finale Twist, bzw. das Motiv des Teufels und seine letzte Aktion eigentlich keinerlei Sinn, aber sei es drum. In seiner szenenweise vorhandenen Lachhaftigkeit verbirgt sich natürlich ebenfalls ein großartiges Unterhaltungspotential.
Punkten kann der Film dafür aber bei der Machart. Die Regie ist straff, die Darsteller überzeugend, und ganz besonders gefallen können die Kameraarbeit und der Soundtrack. Allein schon die Idee, die üblichen Großstadtpanoramen der Anfangscredits einfach auf den Kopf zu stellen fand ich super, das sorgt schon für ein unangenehmes Gefühl. Auch wie die Kamera den Figuren beim Einsteigen in den Lift zuschaut und dabei selbst langsam in den Aufzug hineinfährt – auf einen Spiegel zu! – ist fantastisch umgesetzt. Und auch der Soundtrack kann begeistern, unterstreicht er doch die potentiell unangenehme Atmosphäre weiter.
Letztendlich bekommt „Devil“ also eine Empfehlung. Er ist kein Muss, aber er lohnt sich. Sicherlich, kein großes Horrorkino, auch kein Schlager wie Shyamalans Komödie „
The Happening“, aber ein kurzweiliger Trip voller Spannung und trashigem Witz hinter den Kulissen. Und auch endlich mal kein stumpfer Folterschmarrn, ist doch auch mal was. Ich hatte meinen Spaß.
Allein für die Marmeladenszene lohnt es sich. Die hat das Zeug zum Internetkult.