Ein befreundeter Literaturwissenschaftler hat mir einmal erläutert, dass, als diese in einer Krise steckten, Western-Groschenromane recht einfach in ähnlich anspruchslose, doch unterhaltsame Science-Fiction Erzählungen umgewandelt werden konnten; Aufbau und Charaktere blieben weitgehend erhalten, man wechselte nur das Setting und einige genre-typische Elemente. Die beiden genannten Genres sind dabei nur exemplarisch zu verstehen, tatsächlich funktionieren die wahnwitzigsten Adaptionen.
The Warrior and the Sorceress ist damit nur ein Beispiel von Vielen, aber, das muss gesagt werden, ein besonders dreistes, macht es doch kein Hehl aus seinen Wurzeln und den diesen geschuldeten geistigen „Leihgaben“.
Die ersten Szenen sind in gewisser Weise schon exemplarisch: Ein einsamer Wanderer in seltsamer, dunkler Kleidung streift durch die Wüste und wird dabei von nicht minder obskuren Gestalten beobachtet. Eine Nahaufnahme zeigt uns das Gesicht unseres namenlosen Helden (David Carradine): trockene, aufgerissene Lippen, leicht glasiger Blick, Schweißperlen auf der Stirn. Wäre nicht in einer der nächsten Einstellungen das Schwert auf seinem Rücken zu erkennen gewesen, ich hätte schwören können, gerade einen Western zu sehen
Die Anspielungen bleiben natürlich nicht rein visueller Natur: Als der „Dark One“, so der einfallsreiche „Name“ unseres Helden, in ein kleines, heruntergekommenes Dorf mitten in der Wüste kommt, findet er s
chon bald heraus, dass sich dort zwei gleich starke Banden um den einzigen Brunnen streiten, und beschließt, zugunsten der DorfbewohnerInnen die Fieslinge gegeneinander auszuspielen. Eine Idee, die mir vage bekannt vorkommt, kennt man sie doch aus
Für eine Handvoll Dollar, der sich wiederum an Kurosawas Meisterwerk
Yojimbo „orientiert“ hat (und zwar dermaßen, dass Kurosawa Leone verklagte); John C. Broderick, Regisseur von
The Warrior and the Sorceress, hat sich aber eher an ersterem bedient, wie wir der obigen Beschreibung der anfänglichen Szenen entnehmen können; auch die Musik passt eher zu einem klassischen Revolver-Duell denn einem Schwertkampf.
Eine gewisse Eigenständigkeit muss man
The Warrior and the Sorceress dann aber doch zugestehen, finden sich hier doch auch phantastische Elemente. So wird der Anführer einer der Banden, der ein wenig an Jabba the Hut bzw. den späten Marlon Brando gemahnende Bal Zac, von einem scheinbar telepathisch begabten Krokodilwesen beraten, das wohl dem Kasperltheater entlaufen ist. Sein Gegenspieler, Zeg, hält wiederum eine junge Frau gefangen, die nicht nur den ganzen Film über oben ohne herumläuft, sondern wohl auch die Zaubererin aus dem Titel sein soll, will er sie doch zwingen, das magische Schwert von Ura zu schmieden. Darüber hinaus haben wir noch ein selten billiges Monster namens „Beschützer“, welches größtenteils aus „Tentakel“-Schläuchen besteht und von unserem Helden im Vorbeigehen gemetzelt wird, und eine Frau mit vier Brüsten – ob Herr Verhoeven diesen Film wohl gesehen hat?
Und damit ist eigentlich das Meiste über
The Warrior and the Sorceress gesagt, besonders starke oder schwache Elemente sucht man vergebens. David Carradine kann in seiner Rolle selbstverständlich überzeugen, und auch die anderen SchauspielerInnen sind zumindest „passend“ - glücklicherweise nimmt sich der Film nicht immer selbst ganz ernst, das macht ihnen die Sache leichter. Der Plot ist weitgehend verständlich, die vorhandenen Logikfehler stören nicht sonderlich und gehören bei einer solchen Produktion ja schon fast zum guten Ton. Mein einziger größerer Kritikpunkt ist, dass ein Großteil der Kämpfe, vom Ende einmal abgesehen, recht unspektakulär und blutarm verlaufen, hier hätte man wohl ohne große Mühe noch etwas punkten und sich selbst ein wenig von den Idolen abheben können: Wenn schon trashig, dann bitte richtig. Denn, seien wir uns ehrlich, mehr als eine seichte Kopie ist nicht herausgekommen, in puncto Spannung und Ästhetik sind diesem Streifen
Yojimbo und
Für eine Handvoll Dollar Lichtjahre voraus. Ein weiterer Film, den man sich nur mit ein paar Freunden und einer Menge Bier ansehen sollte.