Die Crew des Bergungsschleppers
Sea Star stößt in den Weiten der See auf ein vermeintlich verlassenes russisches Forschungsschiff. Doch gerade als die Truppe sich auf die gigantische Bergungsprämie, welche das Abschleppen des Schiffes und seine Rückgabe an die russische Regierung verspricht, zu freuen beginnt, machen sie die überraschende Bekanntschaft eines scheinbar vollkommen verstörten Crew-Mitglieds der
Academician Vladislav Volkov. Die Wissenschaftsoffizierin Nadia Vinogradiya erzählt den zunächst verschreckten, dann enttäuschten und schließlich verwirrten Neuankömmlingen eine unglaubliche Geschichte:
Sieben Monate zuvor, während einer Datenübertragung von der
Mir auf die
Academician Vladislav Volkov, geriet die Raumstation in ein seltsames Energiefeld, welches die Elektronik sowohl der
Mir als auch des russischen Forschungsschiffes empfindlich störte. Diese Energie entwickelte auf der
Academician Vladislav Volkov ein Eigenleben, erwies sich genaugenommen als unbekannte, offenbar hochintelligente und vor allem lernfähige Lebensform. Insbesondere lernte sie, ihren neu eroberten Lebensraum von unerwünschten Mitbewohnern – sprich der Schiffsmannschaft – zu befreien.
Zunächst schenkt natürlich Niemand dieser Geschichte Glauben. Doch nachdem die
Sea Star zerstört und damit die Flucht unmöglich gemacht wurde, muss nun auch die ehemalige Bergungscrew eingestehen, dass tatsächliche Etwas di
e Kontrolle über das russische Schiff übernommen und mittlerweile ein beachtliches Arsenal an Ideen zur Beseitigung jeglichen menschlichen Lebens zusammengetragen hat...
Wenn man eine Ansammlung von so bekannten Gesichtern und Namen wie jene von
Donald Sutherland ("Space Cowboys"),
Jamie Lee Curtis ("
Halloween - Die Nacht des Grauens") und
William Baldwin ("Sliver") auf dem Kinoplakat oder dem DVD-Cover entdeckt, möchte man den daneben stehenden Aufdrucken, die spannende Unterhaltung ohne Ende versprechen, nur allzu gern Glauben schenken. Doch wie wir in der Kino-Vergangenheit bereits mehrfach erfahren mussten, machen Hollywood-Größen allein noch keinen großen Film.
John Brunos Comic-Verfilmung
"VIRUS" ist ein weiteres Beispiel für den Gehalt dieser traurigen Wahrheit.
Von einer guten Geschichte abgesehen sind Schauspieler auf Rollen mit einem gewissen ausbaufähigen Potenzial angewiesen, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Im vorliegenden Fall aber werden den Figuren in überdeutlich kontrastiertem Schwarz und Weiß gezeichnete Charakterbilder aufgedrückt, ohne dass deren Ursprünge auch nur im Ansatz erklärt werden. Motive für Handlungen und Verhaltensweisen gibt es kaum (mit Ausnahme der Gier nach Geld, welche der ehemalige Kapitän des Schleppers
Sea Star geradezu übertrieben zur Schau stellt), ebenso wenig wie zufriedenstellende Erklärungen für plötzliche, sprunghafte Weiterentwicklungen einer Figur (die mitunter innerhalb weniger Augenblicke erst in die eine und dann in die entgegengesetzte Richtung gehen). Solch unvollständig gefertigten Figuren können auch gute bis sehr gute Schauspielleistungen nicht mehr viel Überzeugungskraft verleihen, weshalb man die Mitarbeit an diesem Filmprojekt vor allem von Donald Sutherland und Jamie Lee Curtis, aber ebenso von einigen der weniger bekannten Darsteller, als nutzlos und verschwendet bezeichnen darf (zumal Jamie Lee Curtis ihren mittlerweile legendären Status als Scream-Queen eigentlich nicht mehr bestätigen oder gar ausbauen muss).
Ebenso wenig überzeugend wie die Figuren ist die Geschichte an sich. In dem gleichnamigen
Dark Horse Comic mag die Vorstellung von grotesk verstümmelten Gestalten, welche die außerirdische Energie aus Metal, Elektronik und den Körpern seiner Opfer (oder zumindest Teilen davon) erschafft und als groteske Waffen im Kampf gegen den Virus Mensch einsetzt, noch irgendwie nachvollziehbar sein, herrschen in der Sphäre des Comics doch andere Gesetzmäßigkeiten, und die dortige Bildwelt lässt dem Erfindungsreichtum einen größeren Spielraum. Doch übertragen in den Filmkosmos funktioniert die scheinbar aufwendig konstruierte Geschichte nur noch als Deckmantel für reichlich Blut, umherfliegende Innereien und Geschrei. Die ganze Szenerie wird mit fortschreitender Handlung zunehmend absurd und endet in einer nur als albern zu bezeichnenden Flucht der letzten zwei Überlebenden per Raketenschleudersitz.
Zugegebenermaßen sind die Tricks und Effekte im Großen und Ganzen recht überzeugend, zumindest soweit man aus Schrott und menschlichen Ersatzteilen zusammengebastelte Kreaturen glaubhaft darstellen kann. Und wie bereits erwähnt sind die Schauspielleistungen im Allgemeinen sehr ansehnlich. Doch leider helfen diese wenigen positiven Punkte dem Film als Ganzem nicht wirklich. Dazu sind Story und Charaktere einfach zu nachlässig ausgearbeitet und ebenso nachlässig umgesetzt worden. Da man als Zuschauer ständig über die dadurch hervorgerufenen Ungereimtheiten stolpert, ist es schwer, sich überhaupt in die Geschichte reinzufinden – von einem tatsächlichen Spannungsaufbau kann dabei gar keine Rede sein. Damit darf man
"VIRUS" gut und gern als missglücktes Projekt bezeichnen, welches praktisch keinerlei Potenzial für einen gelungenen Filmabend bereithält. Jeder Schnupfen macht mehr Spaß.