„F“ ist ein kleiner, fieser Horrorthriller aus Großbritannien, von welchem man seine spätere Ausrichtung anfangs vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte.
Johannes Roberts' Arbeit entpuppt sich schließlich als geradezu altmodischer, aber dennoch effektiver Slasher, eingebettet in die aktuelle Thematik um die tägliche Gewalt an den Schulen.
Der Regisseur erzählt hier keine sonderlich ausgeklügelte Story mit irgendeinem interessanten Plottwist - er entwirft um seine Charaktere schlicht ein streckenweise ziemlich beunruhigendes Szenario.
Dass ihm für dieses John Carpenters düsterer Neo-Western „
Assault - Anschlag bei Nacht“ (1976) als Vorbild gedient hat, erscheint offensichtlich (auch der Vorspann präsentiert, ganz im Sinne des Meisterregisseurs, mit nüchtern-weißen Titeln
Johannes Roberts' „F“). Ebenso drängt sich noch das französische Schauderstück „
Them“ (2006) von David Moreau und Xavier Palud als filmischer Vergleich auf.
Nun handelt es sich bei dem vorliegenden Werk bestimmt nicht um eine große inszenatorische Glanzleistung, über die sich Genrefreunde in einigen Jahren noch lebhaft austauschen werden.
„F“ ist eine unspektakulä
re Low Budget-Produktion, die, wie viele andere zuvor auch, Elemente aus Klassikern oder originellen Geschichten stibitzt und ein wenig anders zusammensetzt.
Man könnte sich nun seitenlang über eben diese Dreistigkeit auslassen – oder sich entspannt zurücklehnen und den manchmal ganz schön wirkungsvollen Schrecken über sich hereinbrechen lassen.
Robert Anderson (David Schofield, „
Fluch der Karibik“) ist Lehrer am englischen Wittering College.
In seiner Klasse befinden sich neben seiner aufmüpfigen Tochter Kate (Eliza Bennett, „Tintenherz“) auch echte Unruhestifter, von denen einer Robert nach einer harsch mit
F (das Pendant zum deutschen
Ungenügend) benoteten Arbeit ein Messer in den Körper stößt.
Der Lehrer erholt sich zwar körperlich von seiner Verwundung, aber findet sich Monate später als trinkendes, seelisches Wrack wieder.
Von seiner Frau verlassen und seiner Tochter gemieden, nimmt er den Schuldienst wieder auf – nur um von seinen Schülern noch respektloser behandelt und von seinen Kollegen mit gehöriger Skepsis betrachtet zu werden.
Unverständnis kommt eben meist von den Leuten, die eine ähnliche Situation nie am eigenen Leib erfahren haben.
Robert sammelt Zeitungsausschnitte von Berichten über die immer weiter zunehmende Gewalt an Bildungseinrichtungen.
Ihm macht so schnell niemand mehr etwas über die doch so vermeintlich harmlosen Teens in ihren Kapuzenpullis vor.
Natürlich soll er mit seinem Argwohn Recht behalten:
Eines Abends sieht er sich im College zusammen mit einigen restlichen Schülern und Lehrern mit einem nur allzu realen Grauen konfrontiert...
Einen derart harten und ungeschönten Blick auf das Treiben der heutigen Jugend, wie ihn uns James Watkins mit „
Eden Lake“ (2008) beschert hat, vermag Regisseur Roberts mit „F“ nicht auf die Beine zu stellen.
Zu Beginn werden wir Zeugen von dem schockierenden Angriff des Schülers, aber wir werden nicht wirklich in das wütende Reich des Heranwachsenen hineingezogen.
Genau genommen begeht der Lehrer für den Zuschauer sogar einen Fehler, indem er seinem späteren Angreifer das
F ausstellt.
Die Tat bekommt auf diese Weise einen gewissen Grund – auch wenn dieser sie natürlich von unserem Blickwinkel aus keinesfalls rechtfertigt.
In der folgenden Szene weist selbst die Direktorin Robert darauf hin, dass er nicht richtig gehandelt habe und das
F (für
fail) inzwischen durch das milder anmutende
RS (für
resubmission) ersetzt werden müsse.
Die Sympathie für die Hauptfigur ist deshalb ein wenig gespalten.
So richtig lernen wir den Lehrer zu Anfang des ohnehin kurzen Films (etwa 80 Minuten) nicht kennen.
Da der Regisseur aber im weiteren Verlauf sehr zügig die Handbremse löst und das Drama irgendwann unversehens ganz zur Seite rutschen lässt, spielt dieses Manko nun nicht die entscheidende Rolle.
Vielleicht hätte „F“ ohne den eh zu kurz gekommenen Blick auf das aktuelle Lehrer/Schüler-Verhältnis sogar besser funktioniert, da auf diese Weise (wie schon in „
Them“ oder auch „
The Strangers“) die Sinnlosigkeit der folgenden, bestialischen Taten durch gesichtslose Jugendliche deutlicher vermittelt worden wäre.
Wie bereits erwähnt, punktet der Film da schon eher mit seinen spannend umgesetzten Slasher-Elementen, die in Verbindung mit der finsteren Location und einigen gemeinen Soundeffekten ganz gut zu gruseln verstehen.
Für die Hartgesottenen gibt es sogar ein paar dezente Ekelszenen zu sehen und der atmosphärische Soundtrack ruft mit seinen unheilvollen Flüsterstimmen Dario Argentos „
Suspiria“ vor das geistige Auge.
Die meisten anderen Figuren außer Robert (wie z.B. der Sicherheitsdienst) sind ein wenig Banane und laufen den Unholden mit den Kapuzen dementsprechend leicht in die Falle.
Aber wundert das jemanden ernsthaft?
Der Rezensent gibt gerne zu, dass er es durchaus mühselig findet, sich viele Worte über einen Streifen aus den Fingern zu saugen, der einem bei entsprechender Subgenre-Zuneigung wahrscheinlich gefällt und ansonsten wohl eher weniger.
Wer diesen Text gelesen hat und trotzdem noch eine tiefgründige Sozialstudie erwartet, ist eben selbst schuld.
Das
Fazit kommt per
Copy & Paste-Verfahren:
„F“ ist ein kleiner, fieser Horrorthriller aus Großbritannien, von welchem man seine spätere Ausrichtung anfangs vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte.
Note:
D