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The Tribe - Die vergessene Brut

The Tribe - Die vergessene Brut

Ein Film von Jörg Ihle

1922 findet eine wissenschaftliche Expedition irgendwo auf den Großen Antillen durch das stückweise Verschwinden der Team-Mitglieder ein vorzeitiges und unerwartetes Ende. Als diverse Jahrzehnte später eine Gruppe junger Leute Schiffbruch erleidet und auf einer scheinbar einsamen Insel strandet, ahnt der aufmerksame Zuschauer bereits, dass auf dem Eiland statt eines kostenlosen Urlaubes vielmehr ebenso unerwartete wie tödliche Gefahren auf die in Not Geratenen warten. Und so ist es dann auch wenig überraschend, als die Gruppe schon bald tatsächlich Stück für Stück dezimiert wird. Was bleibt, ist die Frage, wer oder was so erbarmungslos Jagd auf die jungen Leute macht. Und ob es überhaupt noch ein Entkommen gibt…

Die Antwort hierauf gaben die Produzenten schon recht bald und beschlossen: erst einmal wird das Kapitel um die Schrecken dieser Insel noch nicht beendet. Denn noch bevor "THE TRIBE – DIE VERGESSENE BRUT" es sich in den DVD-Regalen so richtig gemütlich gemacht hatte, wurde Jörg Ihles Projekt als gescheitert eingestuft und die Entscheidung zugunsten eines Neustarts getroffen. Cast und Crew wurden größtenteils ausgetauscht, das Skript wurde überarbeitet und die Geschichte schließlich unter der Regie von Roel Reiné erneut auf Zelluloid gebannt. Das quasi-sofort-Remake "Lost Island - Von der Evolution vergessen" präsentierte sich nur kur
z nach dem Original auf dem Heimkino-Markt, und nun liegt es am Zuschauer, über Sinn und Unsinn der doppelten Erzählung und deren Wertigkeit zu entscheiden.

Genau dieses Vorhaben erweist sich jedoch als einigermaßen schwierig, denn "THE TRIBE" ist insgesamt einer jener Filme, die man sich ansieht und fast augenblicklich wieder vergisst. Die Suche nach Überraschungen erweist sich schnell als aussichtslos, auch die Monster selbst bieten wenig Neues. Sogar auf eine Erklärung für ihre Existenz wartet man in der Version von Regisseur und Drehbuchautor Ihle vergebens – im Remake wird hierfür zumindest ein kleiner Ansatz geliefert. Ansonsten gilt überwiegend das Motto: Recycling ist einfacher als Eigenproduktion. Eine wirkliche Geschichte ist ohnehin nicht vorhanden, und das bisschen tatsächlich existierender Plot bedient sich fröhlich an längst zur Genüge ausgelaugten Vorlagen. Optisch ist ebenfalls wenig Innovation zu erkennen, für eine exotische Dschungel-Kulisse ist das Setting geradezu einschläfernd langweilig und vom Szenen- bis zum Maskenbildner orientieren sich alle Kreativen an bereits oft gesehenen Vorbildern. So erinnert manches Detail im Design der Kreaturen sowie in der Gestaltung des finalen Kampfes unwillkürlich an "Predator", während der Versuch, die Insel trotz ihrer paradiesischen Optik von Anfang an als bedrohlichen Ort darzustellen, nur unzureichend zu einer leidlich angespannten Atmosphäre führt, die man beispielsweise im Serien-Abenteuer "Lost" weitaus intensiver erleben konnte.
Was die Figuren angeht, muss sich der Zuschauer mit eindimensionalen, stereotypen Charakteren ohne nennenswerte Hintergrundinformationen begnügen. Der einzige Ansatz, zumindest einem Teil von ihnen Tiefe zu verleihen, entfaltet sich in Form einer lückenhaft ausgearbeiteten Beziehungskrise. Ein kläglicher Versuch, der das widerspiegelt, was dem Zuschauer nach Sichtung des Werks in den Sinn kommt: die Figuren haben sich bis auf einige wenige halbwegs spannende Momente nichts zu sagen und über den Film selbst gibt es im Grunde genommen ebenso wenig Bedeutendes zu berichten.

Wer sich wenigstens einen blutigen, wenn auch inhaltslosen Horror-Streifen erhofft, wird bei Ihles Original ebenfalls enttäuscht. Dafür hat der Film gegenüber seinem nur unwesentlich jüngeren und sehr viel Gore-lastigeren Remake aber immerhin zwei Vorteile: zum einen verrät der Teaser nicht bereits zu Beginn, welche Gefahr die dichten Wälder der Insel für eventuelle Besucher bereithalten. Während der Zuschauer bei "Lost Island" eingangs immerhin das Sammeln von Informationen spekulativer Art über die Kreaturen verfolgen kann, weiß er bei "THE TRIBE ebenso wenig über die Art der Bedrohung wie die unglücklich Gestrandeten. Rein theoretisch besteht hier also die Möglichkeit, aus der Unwissenheit heraus Spannung zu erzeugen. Leider wird diese Chance nur unzureichend genutzt, und bereits nach etwa der Hälfte des Filmes wird auch hier die Lösung des Rätsels auf dem Silbertablett serviert. Die übrige Laufzeit beschäftigt sich dann „nur“ noch mit dem Kampf ums Überleben der bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht Gefressenen.

Der entscheidendere Vorteil des Originals – der einzige, der wirklich ausgespielt wird – ist daher Hauptdarstellerin Jewel Staite ("Firefly"). Sie ist im Gegensatz zu ihren Mitstreitern beider Produktionen in der Lage, ihrer Figur Glaubhaftigkeit zu verleihen und sie dem Zuschauer näher zu bringen. Wo es unsereins jenseits des Bildschirms schwer fällt, auch nur einen Hauch Sympathie für den Großteil der Charaktere zu entwickeln, wird uns durch sie zumindest ein Ansatzpunkt zum Mitfühlen gegeben. Leider kann sie den Film damit auch nicht retten, der abgesehen von diesem einen Pluspunkt auch nicht interessanter als sein Remake ist und nach dem Ansehen ebenso schnell in der unübersichtlichen Masse der Durchschnittsproduktionen verschwindet. Im Gedächtnis haften bleibt wenig, außer vielleicht das große Erstaunen darüber, dass es zwei Anläufe brauchte, um diese wenig originelle Geschichte zu erzählen, und dass man es beim Wiederholungsversuch nicht geschafft hat, aus den Fehlern des Ersten zu lernen.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(27. Februar 2011)
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Daten zum Film
The Tribe - Die vergessene Brut USA 2008
(The Forgotten Ones a.k.a. The Tribe)
Regie Jörg Ihle Drehbuch Wallace Balboa, Jörg Ihle
Produktion Wallace Balboa, Justin Baldoni, Joel Sadilek, Ethan Cushing u.a. (Avatar Media) Kamera Chris Popp
Darsteller Jewel Staite, Kellan Lutz, Justin Baldoni, Nikki Griffin, Marc Bacher, Helena Barrett
Länge ca. 90 Minuten FSK 18
Filmmusik Kyle Kenneth Batter
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