Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
von Andrew Dominik




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Joel Schumacher > Blood Creek
Blood Creek RSS 1.0


Blood Creek

Blood Creek

Ein Film von Joel Schumacher

Joel Schumacher hat sich in der Vergangenheit für eine Reihe recht ansprechender Filme verantwortlich gezeichnet.
Sein aktueller Output „Blood Creek“ gehört nicht dazu.

Tatsächlich mag man bei der Betrachtung gar nicht glauben, dass auf dem Regiestuhl dieses stumpfen Machwerks ein gestandener Hollywood-A-Regisseur Platz genommen hat.
Abgesehen vom passend düsteren Look und dem soliden Prolog werden bei den Zuschauern kaum positive Elemente im Gedächtnis haften bleiben.

Ob der Streifen im Vorfeld so oder ähnlich nun geplant gewesen ist oder ob die internen Streitigkeiten über Skriptänderungen zwischen Regisseur Schumacher und Drehbuchschreiber Kajganich („Invasion“) erst zu dem Fiasko geführt haben, bleibt ungeklärt.

Das Resultat zumindest spricht eine deutliche Sprache.
Blood CreekBlood CreekBlood Creek
Dabei hätte aus der Rahmengeschichte ein durchaus interessanter Film entstehen können:
In den frühen 30ern sandte Hitler ausgewählte Männer aus, um auf der Welt nach nordischen Runensteinen zu suchen, von denen sich die Nazis okkulte Macht erhofften (Stichwort: Thule-Gesellschaft).

Einer von ihnen ist der Forscher Richard Wirth (der charismatische Michael Fassbender spielt zu Beginn seinen Part recht souverän, um sich im weiteren Verlauf vorsichtshalber unter einer dicken Maske zu verstecken), der eines dieser Relikte im Keller eines US-amerikanischen Farmhauses ausmachen kann und als Gegenleistung für die Gastfreundschaft der dort ansässigen Familie Wollner Kunststücke der schwarzen Magie vorführt.

Viele Jahrzehnte später erhält der Paramedic Evan (Henry Cavill, „Der Sternwanderer“) in der Nacht überraschend Besuch von seinem tot geglaubten Bruder Victor (Dominic Purcell), der ihn auf hysterische Weise bittet, ihm sofort mit bewaffneten Händen zu folgen.
Wie das halt bei Geschwisterliebe immer so ist, begleitet dieser ihn auch brav zu einer abgelegenen Farm, wo Victor gleich beginnt, scharf auf die Bewohner zu schießen.

Auf die Frage, was die Gewalt zu bedeuten habe, bekommt Evan nur die Antwort, dass die dortige Familie für das lange Verschwinden seines Bruders verantwortlich sei und dass sie diesem schreckliche Qualen bereitet habe.

Was Victor aber zunächst nicht gewusst hat ist, dass seine Peiniger selbst nur einem übermenschlichen Wesen dienen, das ihnen einst die Unsterblichkeit geschenkt hat…

Während Joel Schumacher seinen Horrorschocker zunächst angenehm atmosphärisch in schwarz-weißen Bildern einläutet, scheint der Regisseur anschließend mit Nachdruck beweisen zu wollen, dass er sich nicht in einer Spielstrasse befindet und drückt ab dem Moment das Gaspedal voll durch.
Wie ein betrunkener, notgeiler Bock auf dem Weg zum nächsten Puff, jagt er nun mit 200 km/h über die Genreautobahn.

Dass er in dem Zustand schon nach halber Strecke die Kurve nicht mehr kriegt und mit seinem schicken Gefährt über die Leitplanken hinaus in den Trash-Sumpf düst, sollte niemanden ernsthaft verwundern.
Blood CreekBlood CreekBlood Creek
Spätestens wenn es der wie ein Neandertaler zustehende Victor in Windeseile schafft, seinen verblüfften Bruder von dem mehr als zweifelhaften Vorhaben zu überzeugen, kann man den Streifen kaum noch ernst nehmen.
Das wäre im Prinzip ja auch nicht ganz so schlimm, da man als Genrefan gern mal über die eine oder andere Ungereimtheit hinwegsieht - wenn der Rest stimmig ist. Ist er in diesem Fall leider nicht.

Wie bereits erwähnt, lässt Schumacher „Blood Creek“ kaum Zeit, sich inhaltlich zumindest ein wenig zu entfalten.
In der Einführung wird knapp klargemacht, wie der Hase läuft – was bleibt, ist Action.
Mit keinem der Charaktere, die ohnehin wie am Reißbrett entworfen anmuten, kann man als Zuschauer echte Sympathie empfinden: Victor ist der toughe Ex-Soldat auf Rachefeldzug, sein Bruder eine treue Seele, die ganz offensichtlich sogar so naiv ist, für diesen ohne vernünftige Hinterfragung große Dummheiten zu begehen. So einfach ist das.
Die Wollners sind auch nur auf den ersten Blick als Feindbilder interessant – sobald sie ebenfalls in die Opferrolle schlüpfen, bekommt man den altbekannten Kampf von Gut gegen Böse aufgetischt.

Denn natürlich ist der Unhold im Keller der inzwischen richtig fies gewordene Fassbender, der nun ausschaut wie eine Mischung aus „Hellraiser“-Zenobiten, „Jeeper Creeper“ und Gothic-Party-Regular. Und dieser hat aufgrund seines Stubenarrestes schrecklich schlechte Laune, giert nach menschlichem Blut und versucht verzweifelt in das durch magische Siegel geschützte Haus einzudringen.

Dafür muss er schon einige raffinierte Tricks aufbringen, wie z.B. Besitz von dem Körper eines Pferdes zu ergreifen.
Ja, leider handelt es sich bei der letzten Aussage nicht etwa um ein Hirngespinst des Rezensenten: Man muss allen Ernstes einem schlecht animierten CGI-Gaul beim Attackieren der Protagonisten zusehen. Allerdings ist ja Joel Schumacher auch der Mann, der Batman Nippel verpasst hat…da muss man wohl auch mit solchem Schabernack rechnen.

Leider könnte man dem Regisseur auch nicht wohlwollend anrechnen, dass er ja im Genrebereich noch keine Erfahrung besäße – schließlich hat er einst mit Filmen wie „The Lost Boys“ (1987), „Flatliners“ (1990) oder zuletzt „Number 23“ (2007) durchaus ein Gespür für düstere Stoffe bewiesen.

„Blood Creek“ dagegen besitzt schon fast eine paralysierende Wirkung. Die Helden fassen schlaue Pläne, welche sich dann als dumm herausstellen, schießen wild durch die Gegend, schreien sich an und machen andere Sachen, die man in solch ausweglosen Situationen wohl (oder auch nicht) tun würde.
Den Zuschauern dürfte das Alles eh egal sein, da sie inzwischen schon vor sich hin schnarchen und frühestens zum einigermaßen blutigen Showdown die Augenlider noch einmal anheben.
Blood CreekBlood CreekBlood Creek
Wie fassen wir das nun zusammen, damit die Rezension nicht nachher noch länger als das mit Sicherheit hauchdünne Drehbuch gerät?

„Blood Creek“ ist optisch ansprechendes, hundertprozentig vorhersehbares, viel zu hastiges und lustlos wirkendes Horrorkino, das die Welt nicht braucht.

Was vergessen? Er ist besser als „Batman & Robin“. Aber das ist ja nun wirklich keine Kunst…

Eine Rezension von Bastian G.
(05. August 2010)
Blood Creek bei Amazon.de kaufen    Blood Creek bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Blood Creek USA 2009
(Town Creek)
Regie Joel Schumacher Drehbuch David Kajganich
Produktion Gold Circle Films Kamera Darko Suvak
Darsteller Henry Cavill, Dominic Purcell, Michael Fassbender, Emma Booth, Rainer Winkelvoss, László Mátray, Joy McBrinn, Shea Whigham, Tony Barger, Gerard McSorley, Lynn Collins
Länge 87 min. FSK ab 18 Jahren
Filmmusik David Buckley
Die deutsche DVD ist seit dem 23.04.2010 im Handel erhältlich.
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum