Der äußerst umtriebige Joe D'Amato drehte genau zwei Endzeitfilme und schwamm somit gleich doppelt auf der italienischen Erfolgswelle mit: neben „
Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod“ schuf er auch noch den vorliegenden „2020: Texas Gladiators“. Während ersterer ja tatsächlich überraschend unterhaltsam war (also ein sehr weit gestreckter Begriff, aber immerhin reden wir hier von D'Amato-Maßstäben) ist der ein Jahr eher entstandene „2020“ mal wieder das, was man von diesem Regisseur erwartet. Wie kein anderer erkundet er den Bodensatz der jeweiligen Genres und legt uns hier ein recht widerwärtiges und absolut einfältiges Werk voller unnötiger und selbstzweckhafter Sadismen vor. Aber auch hier muss man wieder fair bleiben: das Ding hatte gleich zwei Regisseure, George Eastman war nämlich diesmal auch hierfür verantwortlich, wenn er schon nicht mitspielte.
Mal wieder ist also die Welt vor die Hunde gegangen, wir schreiben das Jahr 2020 und dank Krieg und diversen anderen Katastrophen steht die Menschheit vor den Trümmern ihrer Existenz. Und – Überraschung – die wenigen, zivilisierten Überlebenden müssen sich gegen Banden, Mutanten und allerlei andere Bösewichte zur Wehr setzen. So überfällt eine Gruppe von Mutanten also ein Kloster, mordet, plündert, brandschatzt und vergewaltigt als ob es keinen Morgen gäbe (der Film gibt h
ier den Ton zukünftiger „Ereignisse“ voraus), bis schließlich die Helden des Films, eine Truppe von Rangern, auftauchen. Diese machen kurzen Prozess mit den schlecht geschminkten Komparsen und verbannen noch Catch Dog aus den eigenen Reihen, da er das Überfallsopfer Maida sogleich noch einmal vergewaltigen wollte. Maida überredet ihren Retter Nisus (sicherlich: Al Cliver!) dazu, sie zu begleiten, immerhin können solche Leute wie er gebraucht werden. Gesagt, getan, und mit der Brechstange, vollkommen umständlichem und vor allem unnötigem Erzählermonolog katapultiert uns der Film einige Jahre in die Zukunft.
Nun hat also Nisus seine Maid Maida (konnt ich mir nicht verkneifen) geehelicht und mit ihr ein Kind gezeugt. Man lebt so seine Tage in einer Fabrik (die wir – genau wie das Kirchenset zu Beginn – wohl ebenfalls in Endgame zu sehen bekommen) voller Gutmenschen, in der wohl Uran oder sowas abgebaut wird, um die Zukunft der Menschheit zu sichern; fragt mich nicht, aber das tut für den Rest des Films ohnehin nix zur Sache. Doch da: Catch Dog ist inzwischen Bandenanführer geworden und überfällt die Anlage! Der Angriff kann unter schweren Verlusten geradeso abgewehrt werden, doch nun taucht „Der Schwarze Satan“ auf (der hat glaub ich echt keinen anderen Namen), und macht mithilfe seiner Soldaten samt Thermoschilden kurzen Prozess mit den Verteidigern. Al Cliver wird bei der 25 Minuten Marke erschossen (das ist fast schon shocking, weil es ziemlich aus dem Nirgendwo kommt!), Frauen und Männer dürfen nur noch getrennt wohnen aber Ehepaare sich weiterhin sehen (voll evil, der alte Nazi) und überhaupt klingt das alles halb so schlimm.
Und wieder setzt der Film die Brechstange an und transportiert uns
wieder einige Jahre in die Zukunft! Ich fass es nicht! Nun sind wir also wieder mit den restlichen Rangern unterwegs, die Station in einem Saloon machen. Dort bescheissen sie beim Russischen Roulette, mischen die Gäste auf, werden geschnappt und in Steinbruch geworfen. Es gelingt natürlich die Flucht und man gabelt noch Maida auf, die inzwischen im Besitz eines professionellen Roulette-Spielers war. Ja, die ganze Sequenz ist äußerst wirr; dass da immer noch auf den SS-Colonel und Catch Dog geschnitten wird, ist dann auch nicht wirklich hilfreich. Es kommt, wie es kommen muss: Satan möchte die Rangers tot, Catch Dog nimmt die Verfolgung auf, man balgt sich, und letztendlich können die überlebenden Ranger ein paar versprengte Indianer im Wald dazu überreden, mit ihnen gemeinsam in die Schlacht um Industrieanlage 08/15 zu ziehen, da die Thermoschilde zwar Kugeln aber keine Pfeile abhalten – I shit you not! Indianer gegen futuristische Nazis, ist doch auch mal was!
Bei so einem Endzeit-Joe-D'Amato-Doublefeature kommt es natürlich unweigerlich zu Deja-Vues. Die Kulissen kennt man, die nichtige Handlung kennt man, die allgemeine Unfähigkeit kennt man. Es ist natürlich sehr deutlich, dass hier wieder der Plot nicht ausreicht, um 90 Minuten Laufzeit zu füllen, obwohl man viele Minuten mit stupiden Actionszenen zukleistert. Dass das Geschehen dann aber sowas von wirr wird, ist schon beeindruckend. Da springt man von Nebenhandlung zu Nebenhandlung, verknüpft das Geschehen nicht ansatzweise, und lässt ganze Storystränge vollkommen sinnlos erscheinen – so kann man beispielsweise die Episode im Steinbruch ersatzlos rausschneiden, es würde nicht auffallen. Wenn die Geschichte also schon so krude ist, und die Action erneut äußerst redundant, muss man den Film aber auch loben: die Regie ist tatsächlich ganz in Ordnung und nicht so schnarchnasig wie sonst. Hier wird sicherlich die Arbeit von George Eastman deutlich, der der Legende nach innerhalb von drei Tagen das Drehbuch überarbeitete und den Regieposten übernahm, da D'Amato wohl nur 40 Minuten Laufzeit vorlegen konnte – so ungefähr jedenfalls.
Daher neige ich auch dazu, Eastman den schwarzen Peter für die viehische Brutalität des Films zuzuschieben. Nicht falsch verstehen: ich habe vom Prinzip her kein Problem mit Gewalt in Filmen, gerade Spaghetti-Western – und „2020“ ist vor allem ab der zweiten Hälfte praktisch einer – sind häufig sehr gewalttätig und äußerst nihilistisch, ohne wirkliche Helden. Nur hat in (guten) Western die Gewalt noch so eine Art Zweck, und sei es, um den (Anti-)Helden zu brechen, damit er umso triumphaler zurückkommen kann, doch letztendlich mit seinen hart verdienten Dollars und geschundenem Körper aus der Stadt reiten darf. Schwer zu beschreiben, was „2020“ hier so anders macht. Doch wenn unsere „Helden“ bereits getöteten Gangstern noch den Kopf mit einem Stein zermatschen, Bösewichte Jungen vergewaltigen, Nonnen sich vor den marodierenden Banden retten, indem sie sich selbst die Kehle aufschlitzen, und so weiter und so fort, dann ist der Spaß halt irgendwann vorbei, und die grimmige Chose wird zu einem Ärgernis sondergleichen. Ach, und wer nun auf Schauwerte namens Gore hofft: gibt’s nicht, dazu gab es scheinbar nicht genügend Budget. Und die im Gegensatz zu „Endgame“ äußerst blasse Besetzung kann dann auch nix mehr an dem ziemlich miesen Werk retten.
Insofern ist das ganze also schlimmer Blödsinn, mit einigermaßen peppigem Tempo, keinerlei Geld im Hintergrund und langweiligen Darstellern. D'Amato halt; und die überflüssige Gewalt macht den Film dann ziemlich ungenießbar.