„This is too much madness to fit into one text!“
South London ist der ganz falsche Ort, um eine Alien-Invasion zu starten.
Das erfährt ein zunächst einzelner Aggressor aus der Ferne der Galaxie am eigenen Leib, als dieser direkt nach seiner Ankunft auf dem blauen Planeten von der Straßengang des jungen Moses (John Boyega) brutal in seine extraterrestrischen Einzelteile zerlegt wird.
Der Sieg der kriminellen Kids über das Unheil von Oben soll allerdings nicht von langer Dauer bleiben:
Im Schutze des Feuerwerks während der Bonfire Night schlagen weitere Lichtbälle im Umkreis der tristen Wohnsiedlung ein.
Nur, dass sich in diesen nun eine pelzig-schwarze Spezies mit messerscharfen Zähnen (die
Critters lassen grüßen) befindet, welche Jagd auf die fünf Jugendlichen macht.
Zusammen mit der Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker, „Venus“) und dem Kiffer Brewis (Luke Treadaway, „
Heartless“) verschanzen sich die Freunde in dem Gebäudekomplex und versuchen einerseits, ihren Block vor den Angreifern zu verteidigen und sich andererseits vor dem zornigen Gangster-Boss Hi-Hatz (Jumayn Hunter, „
Eden Lake“) zu verstecken.
Eine abenteuerliche und mörderische Nacht beginnt, die nicht jeder von ihnen unbeschadet überstehen wird...
„Attack The Block“, das Spielfilmdebüt des Londoners Joe Cornish, stellt neben J.J. Abrams' „
Super 8“ schon die zweite diesjährige Hommage an das Science Fiction/Monster-Kino der frühen/mittleren Achtziger dar.
Während sich Abrams' Arbeit jedoch eindeutig dem Werk Steven Spielbergs verschrieben hat, kommt sein britisches Gegenstück ungleich düsterer und blutiger daher und erinnert nicht selten an die etwas „leichteren“ Filme von John Carpenter („Big Trouble In Little China“, „
Sie leben!“), gewürzt mit einer Prise von dessen knallhartem Actionthriller „
Assault - Anschlag bei Nacht“ (1976).
Die erste Einstellung könnte sogar direkt aus „
Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) stammen, nur dass die seltsam vertrauten, pulsierenden Klänge diesmal nicht von Carpenter und Morricone, sondern von Steven Price und den Electronica-Tüftlern
Basement Jaxx komponiert worden sind.
Produziert wurde der Film übrigens von Edgar Wright, der ja seit seiner Zombie-Satire „
Shaun Of The Dead“ (2004) und dem Nachfolger „
Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis“ (2007) so etwas wie Englands hoffnungsvollster Genre-Export ist.
Abgesehen davon, dass „Attack The Block“ vergleichsweise ernstere Töne als Wrights eigene Arbeiten anschlägt, bemerkt man dennoch, dass hier Regisseur und Produzent auf einer Wellenlänge gefunkt haben, was die schräge Grundidee angeht.
Cornishs Abenteuer ist durchweg unterhaltsam, actiongeladen und – trotz seiner US-Zitate – typisch britisch ausgefallen.
Ohne viel Zeit zu verlieren, führt der Newcomer seine Kreaturen und minderjährigen, aber keineswegs unschuldigen, Charaktere ein.
Gleich zu Beginn werden wir Zeuge, wie Moses und seine Gefährten die völlig eingeschüchterte Sam überfallen und obendrein noch ein davonlaufendes Etwas von einem fremden Planeten zu Tode schlagen.
Man darf also wohl mit Recht behaupten, dass die Hauptfiguren der Geschichte nicht wirklich von vornherein als Helden taugen.
Diesen Titel müssen sie sich erst noch verdienen.
Tatsächlich hat ein selbst erlebter Gang-Überfall den Regisseur erst zum Schreiben des Drehbuchs inspiriert.
Ihn hat die Frage fasziniert, wer die jungen Täter in den Kapuzenpullis wirklich sind.
Woher kommen sie, wie sieht ihr Leben sonst so aus?
Auch wenn dieser sozialkritische Ansatz in Anbetracht der später geschilderten Ereignisse in den Hintergrund gerückt, beziehungweise eher auf humorvolle Weise abgehandelt wird, ist der etwas andere Blickwinkel auf ein erbarmungslos-brutales Umfeld erfrischend unangepasst – eine weitere Verbeugung vor den etwas kantigeren Helden aus den erwähnten John Carpenter-Filmen?
So in etwa sähen dann wohl die älteren
Goonies aus, wenn sie in South London aufgewachsen wären.
Deren weitgehend unbekannte Darsteller verleihen ihnen schließlich genügend Energie und Witz, um dem Publikum auch einen Unterhaltungswert in den weniger turbulenten Szenen zu bieten, während Wright-Regular Nick Frost in einer Nebenrolle als Drogendealer einige Lacher ganz sicher auf seiner Seite hat.
Im Großen und Ganzen lässt sich „Attack The Block“ also als solider Kino-Spass bezeichnen, der aber leider einen Teil seines Potentials verschenkt.
Selbst wenn das Konzept mit Sicherheit eher als Komödie, als als Horrorstreifen angelegt worden ist, hätte es dem Werk dennoch gut getan, wenn die Angriffe der Aliens, die mit ihrem pechschwarzen Äußeren recht ansprechend umgesetzt worden sind, auch den einen oder anderen Gänsehautmoment eingeschlossen hätten – schließlich sind die ja nicht zum Kuscheln vorbeigekommen.
Am Ende des Films gibt es eine sehr gelungene Szene, in welcher die Protagonisten auf einem rauchgefüllten Flur vor den Wesen flüchten und sich aufgrund des dichten Schleiers aus den Augen verlieren.
Hier beweist der Regisseur dann auch ein Händchen für echten Nervenkitzel, der seinem Debüt ansonstern etwas fehlt.
Im direkten Vergleich mit „
Super 8“ verliert Cornish zwar die große Monsterschlacht, was aber nun wirklich nicht gegen einen netten Filmabend sprechen soll. Den kann man mit „Attack The Block“ nämlich durchaus haben.