Die Beziehung zwischen Dean Koontz und der Filmindustrie darf man wohl kaum mit dem Begriff „Liebe“ versehen.
Obwohl der US-amerikanische Bestseller-Autor neben Stephen King und Clive Barker zu den absoluten Größen der modernen fantastischen Literatur zählt, hat es bisher noch keine Adaption von einem seiner Werke geschafft, qualitativ auch nur annähernd neben der betreffenden Vorlage zu bestehen.
So entstand aus dem gut 500 Seiten starken Roman „Brandzeichen“ 1988 das trashige B-Movie „Watchers – Gnadenlos gejagt“, während Koontz' übersinnlicher Thriller „Das Versteck“ schließlich von Brett Leonard zu dem oberflächlichen Effektspektakel „Hideaway - Das Versteckspiel“ (1995) mit Jeff Goldblum und Alicia Silverstone in den Hauptrollen verwurstet worden ist.
Vor allem zuletzt genannter Streifen hat dem Meister bei der Sichtung fast die Verzweiflungstränen in die Augen getrieben, so dass dieser ab dem Punkt mehr in den Entstehungsprozess der Verfilmungen involviert sein wollte und für die folgende Auflage seines älteren Schockers „Unheil über der Stadt“ (im Original „Phantoms“, 1983) gleich höchstpersönlich das Drehbuch verfasst hat.
Dass mit „Phantoms“ nun auch nicht gerade der erhoffte Genrehit entstanden ist, darf man also folglich getrost zu einem Teil dem Autoren selbst in die Schuhe schieben – allerdings muss dabei auch angemerkt werden, dass das Resultat bei Kennern der Vorlage zwar wahrlich keine Freudensprünge auslöst, aber dennoch um Längen besser geraten ist, als die vorherigen Machwerke.
Die Ärztin Jennifer Pailey (Joanna Going, „Die Abbotts“) fährt mit ihrer jüngeren Schwester Lisa (Rose McGowan, „
Scream - Schrei!“) zu ihrem abgelegenen Heimatstädtchen Snowfield in Colorado, wo die Beiden ein wenig entspannende Idylle suchen.
Mehr noch als die erhoffte Ruhe, finden sie bei ihrer Ankunft eine Geisterstadt vor: Die Einwohner scheinen über Nacht vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Kein Lebenszeichen. Nichts.
Erst bei genauerer Inspektion der Häuser stoßen die Schwestern in einem Backofen auf einen grausigen Fund – zwei abgehackte, menschliche Köpfe.
In der wachsenden Panik trifft auf einmal der junge Sheriff Bryce Hammond (Ben Affleck, „Good Will Hunting“) mit seinen Deputys Stu Wargle (Liev Schreiber, „Sphere“) und Steve Shanning (Nicky Katt, „SubUrbia“) in Snowfield ein.
Zusammen versuchen die Fünf, dem Mysterium auf die Spur zu kommen. Weitere Leichen werden entdeckt.
Und in einem Badezimmer stehen die Zeilen „Timothy Flyte - Der alte Feind“ mit Lippenstift an einen Spiegel geschmiert…
Wenn man eine Adaption gleich akribisch mit ihrer Vorlage vergleicht, begeht man im Grunde schon einen Fehler.
Buch und Film sind nunmal zwei verschiedene Medien, die nur in den seltensten Fällen (siehe z.B. Jonathan Demmes „
Das Schweigen der Lämmer“) in einer wirklich werkgetreuen Übertragung resultieren.
Einige geschriebene Elemente lassen sich halt oftmals filmisch nicht recht umsetzen - und wenn diese dann für die Kerngeschichte keine große Rolle spielen, werden sie verständlicherweise auch lieber gleich ganz unter den Tisch fallen gelassen.
Auch Koontz hat in seinem „Phantoms“-Drehbuch die fesselnde Original-Story ganz gehörig straffen müssen, um am Ende ein Skript mit Leinwand-tauglicher Länge zu erhalten.
Bei diesem Prozess sind dann nicht nur ganze Figuren (wie etwa eine satanische Biker-Gang) herausgekürzt worden, sondern auch die unheimliche Macht, welche die Kleinstadt heimgesucht hat, verliert nach einem recht starken Auftakt zu schnell ihren geheimnisvollen Schleier und wird dem Publikum mit einer Palette schwacher Spezialeffekte um die Augen und Ohren geworfen.
Man kann festhalten, dass die atmosphärisch dichte, erste Hälfte des Werkes durchaus gelungen umgesetzt worden ist, während der spätere Verlauf einfach hastig und lustlos heruntergekurbelt wirkt.
An dieser Stelle kommt dann die Verantwortung von Regisseur Joe Chappelle ins Spiel, welcher nach seinem MTV-artig durchgestylten, sechsten Teil der „Halloween“-Reihe von der Produktionsfirma
Dimension Films (warum auch immer) eine Zeit lang wie eine Art Wunderkind behandelt worden ist und vor „Phantoms“ bereits den von Kevin Yagher begonnenen „Hellraiser: Bloodline“ (1996) vollenden durfte.
Auch wenn man Chappelle mit seinem Einsatz schneller Schnitte oder rasanter Kamerabewegungen bestimmt nicht ein gewisses Gespür für Dynamik absprechen möchte, ist er dennoch nicht unbedingt die richtige Wahl für einen Film über eine sich schleichend ausbreitende Bedrohung gewesen.
Die Einführung in das isolierte Snowfield ist ihm – wie schon zuvor erwähnt – recht gut geglückt und auch das erste Aufeinandertreffen der verstörten Schwestern auf die frisch eingetroffenen Gesetzeshüter ist souverän inszeniert.
Was dann allerdings zügig folgt, kann als ziemlich mauer Mix aus John Carpenters „
Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und Chuck Russells „Der Blob“-Remake (1988) bezeichnet werden, in welchem sich zu der ansonsten etwas hölzern agierenden Darstellerriege noch ein motivierter aber offensichtlich unterforderter Peter O'Toole („Lawrence von Arabien“) als Schlüsselfigur gesellt.
Die Grundidee einer Urgewalt, die in gewissen Zeitabständen ganze Populationen spurlos verschwinden lässt (als Beispiele dienen Geisterschiffe oder das Maya-Volk), ist zwar mit Sicherheit interessant, aber in der vorliegenden Verfilmung einfach viel zu knapp angerissen worden.
Im Prinzip hat hier Dean Koontz nur selbst sein eigenes Baby für einen absolut durchschnittlichen 08/15-Schocker mit einigen ganz netten Ansätzen ausgeschlachtet und dabei ganz bestimmt keinen großen Sieg über die seelenlosen Produktions-Studios erzielen können.
„Phantoms“ ist ja durchaus kurzweilig und streckenweise sogar ziemlich spannend geraten – wer allerdings nicht bitter enttäuscht werden will, liest die großartige Vorlage erst nach der Sichtung des Films…