Vor acht Jahren verschwand Ninas Schwester im australischen Hinterland, als sie sich auf die Suche nach dem ausgestorbenen tasmanischen Tiger machte. Als sich die Sichtungen des mysteriösen Tieres häufen, macht sich Nina zusammen mit ihrem Freund Matt und einem befreundeten Pärchen daran, einen Beweis für die Existenz des Tieres zu finden, und gleichzeitig das Trauma Ninas zu verarbeiten. Doch sie sind nicht allein, denn auf Tasmanien verschwinden seit dem Ausbruch eines legendären Strafgefangenen vor langer Zeit regelmäßig Menschen...
Dying Breed kann man fast schon als ein exemplarisches Beispiel für den klassischen Backwoodshorror im modernen Gewand präsentieren. Wir erinnern uns: Backwoods, das sind degenerierte Menschen in abgeschiedenen Gegenden, die Jagd auf unbedarfte Touristen machen. Das ist im Subtext auch immer ein Zusammenprall der modernen Zivilisation mit den urinstinkten des Menschen, bei dem sich der vermeintlich zivilisierte Mensch fast immer auf seinen ureigensten Überlebenstrieb berufen muss, um heil aus der Sache rauszukommen. Backwoods, das ist auch der Clash von traditionellen Werten wie Familie und der (dörflichen) Gemeinschaft mit dem modernen schnellen Leben der Großstädte, wo die Familie als Sammelbecken auch der schwächsten (und hässlichsten) nur noch wenig zählt. All dies praktiziert Dying Breed eigentlich aus dem Effeff, mengt es aber gerade zu Beginn noch mit einer interessanten Tierhorrornote an. Denn es steht doc
h lange Zeit die Suche nach dem Tiger im Vordergrund, was ein fast schon mysteriösen Aspekt in das Geschehen einfügt.
Der Film setzt dabei auch weniger auf üble Foltereien wie es viele moderne Vertreter des Genres in letzter Zeit vorführten. Viel mehr könnte man sagen, dass bei Dying Breed schon der Spaß im Vordergrund steht. Also nicht Spaß im Sinne von Humor und Slapstick, sondern eben der Spaß am wohligen Grauen, der im Horror- und Splatterfilm seit einiger Zeit häufig gegen vordergründige Gewaltexzesse eingetauscht wurde. Aber das sollte man auch auf keinen Fall falsch verstehen: für Kinder und die ganze Familie ist Dying Breed ganz und gar nichts. Denn wenn der Film zupackt, dann aber so richtig. Dabei sult er sich nicht in gigantischen Blut- und Eingeweideorgien, sondern zeigt kurze Blicke auf harte Effekte, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Kurze und knackige Gewaltspitzen sorgen also einerseits für eine gesunde Härte, andererseits verkommen sie aber auch nicht zum Selbstzweck. Technisch ist das ganze auch größtenteils toll gelöst, und gerade die kurze Einstellung auf eine Wasserleiche sorgt für wohligen Ekel. Auch sind die Effekte eigentlich fast nie over-the-top, sondern immer noch relativ realistisch, so dass der Film zwar hart, aber eigentlich nie unangenehm anzuschauen ist - und genau das ist ja auch mal was im Fahrwasser der aktuellen Hardgore-Welle.
Dazu kommen auch noch die wunderbaren Naturaufnahmen. Diesmal sehen wir nicht endlose Wüste wie bei
The Hills have Eyes und auch keine reinen Wälder wie bei
Timber Falls oder Wrong Turn 2, sondern Dying Breed zeigt uns die wunderbare australische Landschaft, und zwar nicht die heißen wüstenartigen Gebiete, sondern vor allem verregnete, ursprüngliche Waldlandschaften. Phänomenal ist dabei ein See, aus dem abgestorbene Bäume ragen, sowie die vielen Abgründe und Klippen. Natürlich könnte man auch sagen, dass die Natur ihre Einwohner wiederspiegelt, respektive die Einwohner ihre Natur. Ursprünglich, abgehärtet, isoliert und überlebensfähig - sicherlich auch der ideale Ort für ein eigentlich ausgestorbenes Tier um zu überleben. Australien zeigt sich hier also von einer herben, verregneten aber trotzdem oder gerade deshalb wunderschönen Seite, die man so nicht unbedingt aus den Katalogen kennt.
Ansonsten ist Dying Breed konventionelle Genrekost, die nicht durch unendlich viele Innovationen beeindrucken kann. Das läuft alles in den abgesteckten Grenzen des Backwoods, das kann schwerlich überraschen. Doch genau das tut dem Film auch einfach mal gut, er verlässt sich auf seine Wurzeln, versucht nicht sonderlich clever zu sein oder ein pseudo-überraschendes Ende mit einer irren Wendung am Schluss einzubauen. Wobei das Ende selbst für das Genre schon ziemlich fies und böse ist, passt aber zum Film, da es nicht unbedingt erzwungen wird. Nur die letzte Sequenz vorm eigentlich Ende bricht vielleicht zu schnell ab, da hätte ich mir eine rundere Überleitung gewünscht. Die Charaktere sind ebenfalls eher schwach gezeichnet, wir haben natürlich die Leading Lady, ihren einfühlsamen Freund, kontrastiert durch den Vollidioten der Gruppe und seine Freundin, die eigentlich auch nur dazu da ist, etwas nackte Haut zu zeigen und den Bodycount zu erhöhen. Aber ähnlich wie bei
Donkey Punch erfüllen die Charaktere ihren Zweck, nur der Vollidiot nervt ziemlich, und man wünscht ihm alsbald den Tod. Was man der Regie aber noch positiv anmerken kann, ist, dass Jody Dwyer ein paar wirklich dichte und spannende Szenen mit simplen Mitteln gelingen, ich denke da vor allem an die Szene, als man sich in dem Minenschacht befindet, und zum anderen Ende kommen möchte.
Der bekannteste im Cast ist mit Sicherheit Leigh Whannell. Der gebürtige Australier spielte nicht nur in Death Sentence und
Saw, sondern letzteren schrieb er auch noch. Nathan Phillips sammelte unter anderem Aussie-Horror in
Wolf Creek und
Snakes on a Plane, hat hier aber eine enorm undankbare Rolle. Melanie Vallejo, die sich hier auch mal nackig macht, war immerhin 31 Folgen lang der Blue Mystic Ranger der Power Rangers - wer hier also einen Kindheitstraum erleben will, ist gerne eingeladen. Jody Dwyer (der meines Wissens nach ein Mann ist) legt mit Dying Breed ein durchaus überzeugendes Regiedebüt vor.
Der Film lief auf dem FFF in München, mit tollem Bild und tollem Ton. Das Bild sah ab und zu aus, als wäre es auf Digital gedreht, aber das störte nicht weiter. Der australische Dialekt war größtenteils problemlos verständlich. Ins Kino wird der Streifen hier wohl nicht kommen, aber ich freu mich auf eine DVD-Veröffentlichung. Die sollte auch problemlos ab 18 durchgehen.
Fazit: Dying Breed ist Genrekino wie man es gerne sieht. Harte Effekte, keine unnötig clevere Story, wunderbare Aufnahmen und gute Spannung - was will man mehr?