Was für viele „Ghost Dog“ von Jim Jarmusch ist, ist für mich „Dead Man“: Jarmuschs bester.
William Blake: Englischer Dichter, geboren 1757, berühmt geworden durch Werke wie „Songs of Innocence“ und seine Gedichte. Der Stoff, aus dem Orson Wells-Filme geschmiedet sind! - Nur hat dieser William Blake herzlich wenig mit Jarmuschs Protagonist zu tun. Was aber „Nobody“, der, der sehr viel spricht und doch nichts sagt, irgendwie nicht verstehen will.
Für den Indianer, der in Übersee William Blakes Namen in einem dicken, schweren Buch begegnet ist, steht fest, dass es nur einen William Blake geben kann und dass dieser indentisch ist mit dem angeschossenen Weissen und zufälligen Namensvetter Blakes, den er in der Wildnis aufgelesen hat.
Jarmuschs Hang zum stillen, ungewollten Heldentum kommt in „Dead Man“ für mich noch besser zur Geltung als in „Ghost Dog“.
William Blake wird von mehreren Kopfgeldjägern durch die (beinahe) menschenleeren Wälder in der Fremde gejagt, obwohl er John Dickinsons (Rober Mitchum) Tochter nicht getötet hat, wie ihm angelastet wird.
„Nobody“ steht ihm dabei treu zur Seite. Auch wenn William Blake nicht William Blake ist und sich im Verlauf der Geschichte unter den Klängen von Neil Youngs Overdrive-Gitarre vom Gejagten zum Killer entwickelt, der sich beinahe lakonisch seinem Schicksal ergibt, indem er sich seinen Henkern einem nach dem andern ste
llt.
„Ich sehe, Ihr sammelt wieder Blei!“ beliebt Nobody zu sagen.
Jarmuschs trockener, an manchen Stellen herzlich surrealer Humor dringt immer wieder an die Oberfläche.
Der schwarz-weisse Streifen wurde hervorragend fotografiert, was neben dem Soundtrack viel zu seiner dichten Atmosphäre beiträgt.
Dass das Sammeln von Blei nicht zur allgemeinen Gesundheit beiträgt, muss auch der „Dead Man“ unpoetischerweise erfahren. Doch tut dies Jarmuschs gelungenem Versuch, geltende Werte auf den Kopf zu stellen, keinen abbruch.
"They said this mystery never shall cease:
The priest promotes war, and the soldier peace."