„I had to come. It was a sequel.”
WAHRE HELDEN.
Helden fallen nicht einfach so vom Himmel, mal diejenige Spezies ausgenommen, die mit Vorliebe ihre Unterhose über dem einfarbigen Strampelanzug trägt und an einem schwerwiegenden Formtief (oder vorübergehender Flugangst) leidet. Wahre Helden wissen meistens nicht, dass sie bald zu solchen werden, kostümieren sich ergo auch nicht und achten nicht tunlichst darauf, dass sich die Initialen ihres Vor- und Nachnamens wie ein Ei dem anderen gleichen. Wer sich bewerben möchte, braucht Mut, einen eisernen Willen und sollte sich möglichst gerade im wohlverdienten Ruhestand befinden.
Wieso Ruhestand? Ganz einfach, denn nicht anders ergeht es nämlich mal wieder dem Mann, der sich anhört wie eine Mischung aus unkaputtbaren Plastikutensilien und Easy Rider. Topper Harley (Charlie Sheen, „
Die drei Musketiere“ [1993]), seines Zeichens ehemaliger Pilot bei der Army und Held des ersten Abenteuers „Hot Shots! Die Mutter aller Filme“ [1991], hat sich nach der Aktion im Nahen Osten, die unter dem Namen „Schläfriges Wiesel“ das Stürzen eines Diktators zum Ziel hatte, zurückgezogen, um endlich seinen Ruhestand zu genießen. Falsch gedacht, denn erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Wieder werden seine Dienste benötigt. Dieses Mal verschlägt es den armen Kerl in den Irak, wo e
r ein Rettungsteam anführen soll, welches Geiseln befreien soll, die dort hingeschickt wurden, um Geiseln zu befreien, die kurz zuvor dort hingeschickt wurden, um Geiseln zu befreien. Abenteuerlich. Im Irak angekommen, trifft Topper urplötzlich seine verloren geglaubte Freundin Ramada (Valeria Golino, „
36 - Tödliche Rivalen“ [2004]) wieder, die jetzt als Geheimagentin aktiv ist, und erfährt auf diesem Wege, dass sich ihr Ehemann Dexter (Rowan Atkinson, „
Mr. Bean macht Ferien“ [2007]) unter den zu befreienden Geiseln befindet. So macht sich Topper in bester Einzelkämpfer-Manier auf, seinen Auftrag zu erfüllen, bis letzten Endes im Palast von Saddam Hussein der alles entscheidende Showdown bevorsteht, bei dem die Ein-Mann-Armee unerwartete Unterstützung vom mittlerweile zum Präsidenten der Vereinigten Staaten aufgestiegenen Ex-Admiral Benson (Lloyd Bridges, „
Zwölf Uhr mittags“ [1952]) bekommt.
Moment, niemand hat doch wohl erwartet, dass diesem Film eine sinnvolle Geschichte zugrunde liegt, oder? Die sucht man nämlich in
„HOT SHOTS! DER ZWEITE VERSUCH“ vergeblich, sollte sich deshalb auch erst gar nicht auf die Suche machen. Denn wie schon im Vorgänger ist Dreh- und Angelpunkt des bunten Treibens das Parodieren und Zitieren möglichst vieler bekannter und weniger geläufiger Filme, so dass man den „zweiten Versuch“ – abgesehen von einer groben Rahmenhandlung – eher als Ansammlung von teils überaus gelungenen Gags und weniger als zusammenhängendes Werk ansehen sollte. 1991 durfte noch Tom Cruises Welterfolg „
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ [1986] die sogenannte Rahmenhandlung mehr oder minder freiwillig stellen. Doch trotz des phänomenalen Erfolges an den Kinokassen war den Verantwortlichen der Plan, in der Fortsetzung wieder das Thema Fliegerei mit einer meterdicken Gagdichte zu versehen, nun entweder komplett zu abgehoben (man entschuldige den nicht sehr subtilen Wortwitz) oder einfach nur zu ausgelutscht, um noch einmal derartige Massen ins Kino zu locken. Was tun?, sprach das Huhn. Und plötzlich war sie da, eine Assoziation (der Autor dieser Zeilen übernimmt im folgenden keinerlei Gewähr für die Richtigkeit der nun anschließenden – im übrigen komplett erfundenen – Angaben): Ein Huhn nennt Federn sein Eigen, selbige muss man manchmal ganz schön lassen – warum nicht einfach eine Fortsetzung mit ordentlich Federnlassen und einem Huhn drehen? Ersteres findet man bei so ziemlich jedem „Rambo“-Film, zweiteres als überteuerte Gummivariante im gut ausgestatteten Ramschladen Deines Vertrauens. Schon war das Gerüst für
„HOT SHOTS! DER ZWEITE VERSUCH“ errichtet. Manchmal ist Filmemachen so einfach.
Unter dieser Prämisse erklärt es sich fast schon von selbst, dass dem Zuschauer im Laufe der 85 Minuten ein wahres Feuerwerk bevorsteht, das Gags und Nonsens mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs abfeuert. Wenn Topper mal eben einen neuen Bodycount-Rekord aufstellt und sich das actionreiche Geschehen für kurze Zeit zu einer regelrechten Schießbuden-Jahrmarktsattraktion wandelt, bei der ganz trocken gegen Ende
„bloodiest movie ever“ konstatiert wird, kommt man nicht umhin, diesen hemmungslos übertriebenen Nonsens innerlich ausgiebigst zu beklatschen. Vor allem, wenn man sieht, mit welcher Freude
Richard Crenna seine legendäre Rolle des
Col. Samuel Trautman aus den „Rambo“-Filmen eigens ad absurdum führt. Sehr mutig, aber auch sehr lustig. Wer übrigens das eingangs erwähnte Huhn vermissen sollte, erblickt es kurz vor Ende dieser Komödie unter der Regie von
Jim Abrahams („
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ [1986]) etwas zweckentfremdet wieder (siehe Bild unten links). Bis dahin wird jedoch geschossen, geballert, geschäkert, gegackert und munter alles parodiert, was Rang respektive Namen hat – und sich sicherlich auch zwischenzeitlich gefragt, ob man diesen Film, diese bleihaltige Parodie, überhaupt gut finden kann.
Zweifelsohne kann man diese Parodie gut finden, muss man jedoch nicht. Wenn aber ein Film aufzeigt, dass böse Buben einen nicht festhalten können, wenn man einfach nur richtiges Schuhwerk trägt (Klettverschluss, heißt das Zauberwort), kommt man nicht umhin, vieles mit anderen Augen zu sehen: einerseits die kleinen Wonneproppen vor unseren Füßen beim Einkaufsbummel, wenn sie („Bitte, bitte!“) mit ihrem Zeigefinger versuchen, das neuste Nicht-Schnür-Schuh-Modell zu ergattern; andererseits die Welt, weil man sich zwangsläufig fragt, warum nicht alles so einfach sein kann. Das soll erst mal ein anderer Film schaffen! In jedem Fall ist
„HOT SHOTS! DER ZWEITE VERSUCH“ jedoch eines: eine überaus unterhaltsame, hemmungslos alberne Parodie mit bestens aufgelegten Schauspielern und massig Unsinn.
Ach ja, und
„der blutigste Film aller Zeiten“ natürlich. Wen’s interessiert...