Sun-Woo (Byung-hun Lee) ist wohl der loyalste Mitarbeiter den man sich vorstellen kann, denn egal was Boss Kang (Yeong-cheol Kim) von ihm verlangt, es wird sofort erledigt. Der nächste Auftrag besteht darin seine Freundin namens Hee-soo (Min-ah Shin) zu bespitzeln, da er sie des Fremdgehens beschwichtigt. Anfänglich ist es für Sun-Woo keine große Sache, bis er Gefühle für sie entwickelt. Bald erwischt er Hee-soo auch als sie den Big Boss mit einem anderen Mann betrügt. Er schafft es aber nicht die Beiden zu töten, und so lässt er sie mit der Voraussetzung am Leben, dass sie sich nie wieder sehen dürfen. Natürlich geht alles in die Hose, und bald muss Sun-Woo um sein eigenes Leben bangen.
Der Sieg des Stils über die Substanz ist meistens der frühzeitige Tod eines Filmes, denn auch wenn man mit schönen Bildern den Zuschauer einlullen kann, und es schafft ihn dadurch ins staunen zu versetzen, benötigt man schon mehr, wie zum Beispiel ein gutes Drehbuch. Eigentlich wäre „A Bittersweet Life“ genau so ein Fall, die Bilder sind schlicht und ergreifend grandios. Jede einzelne Szene ist von A bis Z durchkomponiert, und die Kämpfe sind trotz ihres knallharten Realismus ästhetisch.
Die Story hingegen ist vollkommen veraltet. Der treue Mitarbeiter, welcher sich nicht dem Willen seines Chefs beugt, und somit eine Katastrophe auslöst, ist nicht wirklich originell. Auch der darauf folgende Rachefeldzug ist weit davon entfernt so etwas wie Inn
ovation zu versprühen.
Wurscht, wer braucht schon eine gute Story, wenn die Bilder, kombiniert mit der fantastischen Musik, einen solchen Genuss ergeben. Man muss aber auch verdeutlichen, dass die schwache Story der einzig wirkliche Kritikpunkt ist. Denn die Schauspieler können alle durchaus überzeugen. Natürlich benötigt man einen starken Hauptdarsteller, der die Präsenz eines Eisklotzes haben muss, und der anfängt langsam zu schmelzen. Denn während er zu beginn cool, wenn nicht sogar ein bisschen übermenschlich wirkt, entfaltet sich spätestens dann die menschliche Seite, wenn er sich gegen seinen Boss entscheidet und das Mädchen am Leben lässt. Und genau ab hier spürt man, dass man sich für den richtigen Mann entschieden hat, Byung-hun Lee versprüht den nötigen Charme, um diesen Eisklotz wirklich sympathisch wirken zu lassen, ohne ihm dabei etwas von seiner Zähheit wegzunehmen. Ebenso der Big Boss Kang gespielt von Yeong-cheol Kim hat jene Präsenz, welche man sich von einem Gangsterboss erwartet, brutal, brachial aber wiederum genauso sympathisch. Nichtsdestotrotz hätte man durchaus mehr mit den Charakteren anfangen können, wenn man diese zu Beginn besser etabliert hätte.
Man könnte vielleicht auch bemängeln, dass am Anfang der ein oder andere Hänger vorhanden ist. Es benötigt schon seine Zeit bis der Film in Fahrt kommt, aber wenn es dann mal so weit ist, geht die Action wirklich los. Die Kämpfe sind typisch für das südkoreanische Kino. Weit davon entfernt zu übertreiben wird einem Realismus pur geboten. Jeder einzelne Schlag wirkt echt und schmerzt umso mehr. Ebenfalls toll ist das erste Hantieren mit einer Waffe. Sun-Woo, welcher sich eigentlich immer nur mit seinen Fäusten zu wehr setzt, wirkt anfangs beim Schießen mit der Pistole ziemlich unbeholfen. Da benötigt es schon mehr Versuche, damit er überhaupt trifft.
Das Spektakel mündet dann in einer Schiesserei der Extraklasse, da werden Kopfschüsse ausgeteilt und das Blut spritzt aus allen Poren. Gegen Ende wird der Blutpegel generell noch einmal gehörig hochgedreht, was aber nicht unbedingt deplaziert wirkt.
Ein wahres Fest für die Sinne! Wer auf eine clevere Story verzichten kann, wird hier sehr gut unterhalten, und das ist ja auch im Normalfall das Ziel eines Filmes.
Wenn der Stil schon die Oberhand gewinnt, dann soll es bitte auch so ausschauen und nicht anders.