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Kung Fu Panda 2

Kung Fu Panda 2

Ein Film von Jennifer Yuh Nelson

„Ah. My old enemy... stairs!“

Im Laufe seines Lebens hat der Mensch viele Stufen zu überwinden. Wer hier jetzt aber nur an die Bewältigung von etwaigen Höhenunterschieden mittels Trittstufen denkt, denkt zu kurz und hat zudem etwas Wichtiges verkannt. Denn auch das Leben selbst ist in der Lage, uns dann und wann vor Hindernisse zu stellen, die es zu beseitigen gilt. Und ganz egal, ob man erfolgreich als Sieger aus dieser Aufgabe herausgeht oder nicht, die Folge ist unumstößlich immer dieselbe: Man reift an der Erfahrung, denn Erfahrung macht ja bekanntlich klug. Dementsprechend viele Eindrücke versucht ein Mensch während seines Lebens zu sammeln, was sinnbildlich dem Erklimmen eines hohen Berges gleichkommt, geboren aus der Hoffnung auf ein langes, erfülltes Leben, gefestigt durch neu gewonnene Erkenntnisse und schließlich gekrönt von der eigenen Vorstellung von Glück. Der Weg dorthin, das sind die imaginären Stufen, auf die es wirklich ankommt. Haben wir doch wieder was gelernt...


Panda Po (Originalstimme: Jack Black) hasst Stufen, das ist seit „Kung Fu Panda“ [2008] hinlänglich bekannt. Und auch das Leben macht es ihm zur Zeit wirklich nicht einfach. So musste der frischgebackene Drachenkrieger gerade erst erfahren, dass die Gans Mr. Ping (James Hong) gar nicht sein leiblicher Vater ist. Welch' Überraschung, die den Panda
fortan in eine tiefe Identitätskrise stürzt. Doch damit nicht genug der Probleme: Der größenwahnsinnige Lord Shen (Gary Oldman), einst von den eigenen Eltern wegen seiner Gräueltaten verstoßen worden, hat nämlich zu derselben Zeit mit brachialer Gewalt die Stadt seiner Ahnen zurückerobert, den Kung-Fu-Meister Rhino (Vincent Garber) umgebracht und die Meister Oxen (Dennis Haysbert) und Croc (Jean-Claude Van Damme) inhaftiert. Mit im Gepäck: eine ominöse Waffe, die angeblich das unwiderrufliche Ende des Kung Fu bedeuten könnte. Der in Selbstzweifeln zerfließende Drachenkrieger Po und seine Furiosen Fünf müssen schleunigst einschreiten, um Schlimmeres zu verhindern. Doch wie soll man bloß mit Kung Fu etwas stoppen, das Kung Fu für immer stoppen will?!


„KUNG FU PANDA 2“, die nach Hollywood-Maßstäben quasi unausweichliche Fortsetzung des erfolgreichen Erstlings, führt die Geschichte um den liebenswerten Panda konsequent fort, der mit der Ausbildung zum Drachenkrieger eigentlich alles erreicht zu haben scheint, was er sich jemals erträumt hat. Doch auch ein Panda wächst nach einem Erfolg noch mit seinen Aufgaben, und dies nicht zwingend nur in die Breite. Denn was nützt all der Ruhm, all die Anerkennung, wenn man selbst nicht weiß, woran man ist? Regisseurin Jennifer Yuh Nelson wählt hier den wohl konsequentesten aller Wege, indem sie die längst überfällige Frage, ob Po seines „Vaters“ leiblicher Sohn ist, zum Ausgangspunkt einer ereignisreichen Reise in des Pandas verschleierte Vergangenheit erklärt. Das Leben selbst diktiert hier die Marschrichtung, die den liebenswerten Panda auf einen holprigen Selbstfindungstrip führt, an dessen Ende ihn nicht mehr und nicht weniger als die Antwort auf die existenziellste aller Fragen erwartet: Wer oder was bin ich? Und warum überhaupt?


Interessanterweise lotet „KUNG FU PANDA 2“ aber nicht nur das Wesen seines pummeligen Hauptdarstellers aus. Auch der Antagonist, der berüchtigte Lord Shen, erfährt während des Films eine recht deutliche Wandlung zum beinahe tragischen Schurken, der abseits seiner getätigten Schandtaten (das grausige Thema Massenmord wurde wohl selten derart eindrücklich in einem animierten Film verarbeitet!) eigentlich nur eines wollte: Anerkennung. Leider um jeden Preis. Man sieht schon: Auch ein Animationsfilm schreckt zuweilen nicht davor zurück, keine Gefangenen zu machen. Und es ist gerade diese Diskrepanz zwischen Humor und Ernst, actionreichen und den leisen Momenten, die es möglich macht, eine Fortsetzung zu einem soliden, aber hinter seinen Möglichkeiten zurückgebliebenen Film im Direktvergleich einen ganzen Deut besser dastehen zu lassen. Der kreative Einfluss von Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“ [2006]), der das Projekt als Produzent begleitete, ist unleugbar und hier wohl der größte Glücksgriff, der unserem Panda überhaupt zuteil werden konnte.


Dass Pos Weg hin zum inneren Frieden trotz der nun unverkennbar düsteren Töne nicht zum bedeutungsschwangeren Besinnungsstück gerät, wissen die unzähligen eingepflegten Kampfeinlagen einerseits und die wieder einmal gelungene Musikkollaboration von John Powell („Das Bourne Ultimatum“ [2007]) und Hans Zimmer („Inception“ [2010]) andererseits geschickt zu verhindern. Der fernöstlich angehauchte Score verleiht den wirklich atemberaubend choreographierten Einlagen, die gerade im dreidimensionalen Gewand im wahrsten Sinne des Wortes einschlagen, noch elegant den letzten Schliff. Wer schon die Liebe zum Detail im ersten Teil mochte, wird hier wohl aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. DreamWorks Animations erst drittes Sequel in etwas über 10 Jahren Firmengeschichte ist schlichtweg das, was sowohl „Shrek 2“ [2004] als auch „Madagascar 2“ [2008] nur allzu gerne gewesen wären: eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Teils, womit natürlich nicht nur die technische Seite gemeint ist, die hier noch geschmeidigere Animationen als beim (ebenfalls toll animierten) Vorgänger präsentiert. Denn abgesehen von ein paar Längen, wirkt einfach alles an „KUNG FU PANDA 2“ rund, von der Dramaturgie, über den Humor, bis hin zur Moral von der Geschicht', dass nur ein Jeder selbst den Schlüssel zum eigenen Glück bereithält. Ja, augenscheinlich ist nicht nur unser Panda, sondern auch das hinter ihm stehende Studio durch Erfahrungen der Vergangenheit reicher geworden. In jedem Fall hat sich die Anzahl an Stufen, die noch bis zum Olymp des Animationsfilmsgenres zu beschreiten sind, für das Animationsstudio merklich verringert, das nach dem sehr guten „Drachenzähmen leicht gemacht“ [2010] nunmehr bereits seinen zweiten Volltreffer in Folge verbuchen kann. Eine beachtenswerte, bärenstarke Leistung, die für die Zukunft im Grunde nur Gutes erwarten lässt. Hoffen wir's.


Fazit: „KUNG FU PANDA 2“ ist eine über alle Maßen würdige Fortsetzung des originellen Vorgängers, welche selbigen sogar noch einen Deut überflügelt. Unverkennbar ist hier und da die düstere Handschrift von Guillermo del Toro auszumachen, die dem ansonsten ausgelassenen Treiben einen ebenbürtigen Konterpart gegenüberstellt. Ein Wagnis, das aufging. Denn es ist gerade dieser gelungenen Symbiose zweier so unterschiedlicher und dennoch friedlich nebeneinander existierender Posten zu verdanken, dass der als spaßiger Kinderfilm vermarktete Panda-Actioner mehr denn je auch für die Älteren unter uns einen genaueren Blick wert sein dürfte. Kurzum: Wenn diese Marschrichtung beibehalten werden sollte, können die angekündigten Fortsetzungen ruhigen Gewissens kommen. Skadoosh!


Zusatzbemerkung: Der Film erscheint über Paramount Home Entertainment und ist ab dem 27. Oktober 2011 im Handel auf DVD sowie Blu-ray inklusive DVD und Digital Copy erhältlich. Die zur Verfügung stehende Rezensions-DVD enthält neben dem knackig scharfen Hauptfilm in gut abgemischtem Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch und Türkisch mit jeweils zuschaltbaren optionalen Untertiteln) auch noch etliche Extras. So warten nicht nur entfernte Szenen auf Begutachtung, sondern auch zwei aufschlussreiche Dokumentationen über die Besetzung und die Welt von DreamWorks Animation, sowie ein längerer Trailer zum kommenden Animationsabenteuer „Der gestiefelte Kater“. Wem das nicht reicht, der erhält zusätzlich noch einen Audiokommentar der Filmemacher, der über die gesamte Laufzeit viel Interessantes zu berichten weiß. Alles in allem eine mehr als würdige Umsetzung dieses wirklich tollen Animationsfilms, die ihr Geld sicherlich wert ist.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(31. Juli 2011)
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Daten zum Film
Kung Fu Panda 2 USA 2011
(Kung Fu Panda 2)
Regie Jennifer Yuh Nelson Drehbuch Jonathan Aibel & Glenn Berger
Produktion DreamWorks Animation
Länge 91 Minuten FSK ab 6 Jahren
http://www.kungfupanda.com/
Filmmusik Hans Zimmer & John Powell
Originale / deutsche Sprecher Jack Black / Hape Kerkeling (Po), Jackie Chan / Stefan Gossler (Monkey), Dustin Hoffman / Gottfried John (Shifu), Lucy Liu / Cosma Shiva Hagen (Viper), Angelina Jolie / Bettina Zimmermann (Tigress), Seth Rogen / Tobias Kluckert (Mantis), David Cross / Ralf Schmitz (Crane), Gary Oldman / Hans-Jürgen Dittberner (Lord Shen), Jean-Claude Van Damme / n.b. (Meister Croc), James Hong / Lutz Mackensy (Mr. Ping)
Kommentare zu dieser Kritik
Stefan R. TEAM sagte am 27.10.2011 um 14:33 Uhr

Ab heute auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Alle weiteren Infos siehe Zusatzbemerkung am Ende der Rezension.

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