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von Frank Tashlin




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Juno

Juno

Ein Film von Jason Reitman

Das wurde ja eigentlich auch mal wieder Zeit.

Mit seinem zweiten Spielfilm „Juno“ hat der vielversprechende Newcomer Jason Reitman (Sohn von „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman) nach einer Flut dĂŒsterer und pessimistischer Werke ein grandioses „Feel-Good-Movie“ in die Kinos gebracht, das zudem 2008 mit vier Oscar-Nominierungen bedacht worden ist, von welchen es sogar die Auszeichnung fĂŒr das „Beste Originaldrehbuch“ einheimsen konnte.

Doch was ist nun eigentlich die Besonderheit des vorliegenden Films, der sich an den Kinokassen als riesiger Erfolg entpuppt und etliche Zuschauer restlos ĂŒberzeugt hat? Nun, eigentlich ist gerade die Tatsache, dass „Juno“ in keinster Weise spektakulĂ€r, sondern stets bodenstĂ€ndig und „echt“ wirkt, gerade fĂŒr Produktionen in der heutigen Zeit, wo kompliziert zusammengesetzte Storys oder reißerische Spezialeffekte den Ton angeben, schon allein eine erfrischende Abwechslung. Das hat man auch bei der betreffenden „Academy Awards“-Verleihung gespĂŒrt, denn eigentlich stellte dort Reitmans freche Komödie, abgesehen von einigen Trickfilmen, fast das einzige Werk dar, das einen eben nicht mit einem schwermĂŒtigen oder bedrĂŒckten GefĂŒhl aus dem Kinosaal entlassen hat.
In dieser Tradition steht es so neben absolut sympathischen Filmen wie „Beim ersten Mal“ (
2007) oder dem 2007 ebenfalls Oscar-nominierten „Little Miss Sunshine“ (2006), die zuvor auch LĂŒcken in die finsteren Wolken ĂŒber Hollywood gerissen und einige Sonnenstrahlen herab gelassen haben.
JunoJunoJuno
„It started with a chair.”

Die 16-jĂ€hrige Juno (Ellen Page, „Hard Candy“, „An American Crime“) lĂ€sst schon den ganzen Tag literweise Orangensaft in sich hineinlaufen, um den bereits x-ten Schwangerschaftstest durchzufĂŒhren. Als auch dieser natĂŒrlich, wie schon die vielen zuvor, positiv ausfĂ€llt, registriert das kesse MĂ€dchen, dass es wohl von nun an ein kleines Problem am Hals – bzw. im Bauch – hat.
Dabei hat doch alles noch so harmlos angefangen: Es sollte eigentlich bloß der erste Sex mit ihrem Freund, der Sportskanone Paulie Bleeker (Michael Cera, „Superbad“), werden, ein unschuldiges „erstes Mal“


NatĂŒrlich ist Juno nicht darauf vorbereitet worden, was man in solch einer Situation zu tun hat, und so macht sie das, was ein MĂ€dchen in ihrem Alter halt so tun wĂŒrde: Sie erzĂ€hlt es zunĂ€chst ihrer besten Freundin Leah (Olivia Thirlby) und dem „Mitschuldigen“ Bleeker. Die erste Idee lautet dann auch „Abtreibung“, doch nach kurzer Überlegung im Wartezimmer der Klinik, entscheidet sich die junge Schwangere doch gegen diese Lösung. Da sich ihr Umstand allerdings unmöglich ĂŒber lĂ€ngere Zeit als Geheimnis bewahren lĂ€sst, fasst sich Juno ein Herz und klĂ€rt ihren verdutzten Vater Mac (J.K. Simmons, „Spider-Man 1-3“, „Machtlos“) und ihre Stiefmutter Bren (Allison Janney, „Private Parts“) ĂŒber die Situation auf. Zum GlĂŒck reagieren ihre VormĂŒnder entgegen allen Erwartungen sehr offen fĂŒr das Problem und suchen nun mit ihr nach einer vernĂŒnftigen Lösung.

Juno kommt schließlich auf die Idee, das Kind nach der Geburt an Adoptiveltern zu ĂŒbergeben. DafĂŒr hat sie sich das reiche PĂ€rchen Vanessa (Jennifer Garner, „Daredevil“, „Operation: Kingdom“) und Mark Loring (Jason Bateman, „SmokinÂŽ Aces“, „Voll auf die NĂŒsse“) ausgesucht, denen bisher das KinderglĂŒck aus biologischen GrĂŒnden verwehrt geblieben ist. WĂ€hrend sich Vanessa ĂŒbermĂŒtig in die Vorbereitungen stĂŒrzt, scheint dem innerlich noch nicht recht erwachsenen Mark die Idee dieser auf ihn zukommenden, großen Verantwortung nicht wirklich zu passen. Allerdings sagt Juno dessen lockere und sympathische Art durchaus zu, und so besucht sie ihn gelegentlich um ein paar Akkorde auf der Gitarre mit ihm zu spielen oder darĂŒber zu diskutieren, ob nun Dario Argentos „Suspiria“ oder Hershell Gordon LewisÂŽ „Wizard Of Gore“ der bessere Horrorschocker sei.
Bren klĂ€rt sie darĂŒber auf, dass man keinem verheirateten Mann einfach so einen Besuch abzustatten habe, und dass sie diese ungeschriebene Regel noch nicht verstehe. Schon bald beginnen sich gewisse Faktoren in der eigentlich perfekt geplanten Geschichte zu verĂ€ndern, und auch die inzwischen sichtbar schwangere Juno spĂŒrt, dass sie fĂŒr den „TicTac“-sĂŒchtigen Paulie Bleeker vielleicht doch mehr empfindet als zunĂ€chst gedacht

JunoJunoJuno
„Nah... I mean, I'm already pregnant, so what other kind of shenanigans could I get into?”

Ja, wie man bereits an der Inhaltsangabe gemerkt hat, geht es bei „Juno“ mal nicht um politische Verschwörungen und menschliche AbgrĂŒnde, sondern um einfache Leute mit einfachen Problemen, wie man sie jeden Tag auf der Strasse treffen könnte. Das Anliegen von Regisseur Reitman („Thank You For Smoking") und der Oscar-prĂ€mierten Autorin Diablo Cody ist es, dem Zuschauer reale Charaktere zu prĂ€sentieren, die zwar auch oft verquer sind und ihre Laster aufweisen, aber dabei trotzdem stets sympathisch erscheinen.

Um die Geschichte auch tatsĂ€chlich authentisch rĂŒberzubringen, sind natĂŒrlich in erster Linie großartige Schauspieler gefragt, die vor allem natĂŒrlich wirken mĂŒssen. Der Casting-Prozess kann also als voller Erfolg gewertet werden, da wirklich alle Darsteller ihren Rollen die nötige Ausstrahlung verleihen – egal ob es nun J.K. Simmons als unkonventioneller Vater, Allison Janney als dessen aufopferungsvolle Frau oder Michael Cera als Junos leicht verpeilter Freund Paulie Bleeker sind. Ganz besonders hervorgehoben werden muss natĂŒrlich die auch Oscar-nominierte Performance von Ellen Page als Titelfigur, die momentan vermutlich zu den hoffnungsvollsten Jungstars Hollywoods zĂ€hlt. Da darf man wirklich gespannt sein, wie sich Pages Karriere in Zukunft entwickeln wird – zumindest scheint sie nicht den Fehler von anderen gefeierten Stars wie Halle Berry oder Charlize Theron wiederholen, und fĂŒr hohle Hochglanz-Actionfilme ihr Talent vergeuden zu wollen: Sam Raimi hat sie jĂŒngst einen Korb fĂŒr ein Rollenangebot in dessen neuem Horrorstreifen gegeben - das Drehbuch habe ihr nicht gefallen


Ein weiterer wichtiger Pluspunkt des Werkes ist neben den erwĂ€hnten Leistungen von Cast und Crew, dass „Juno“ nicht denselben Fehler wie Ă€hnliche Filme begeht, und sich gegen Ende zu einem trĂ€nentriefenden Drama entwickelt, sondern stets die Balance zwischen rotzfrechem Witz und ernsten Untertönen bewahrt.
JunoJunoJuno
Wer sich nicht mit einem durchweg positiven Film anfreunden kann, sollte dieses unheimlich unterhaltsame, beschwingte Komödien-Juwel vielleicht besser meiden - fĂŒr alle anderen sollte „Juno“ als ein „Must-see“ des Jahres 2008 gekennzeichnet werden!

Eine Rezension von Bastian G.
(12. April 2008)
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Daten zum Film
Juno USA 2007
(Juno)
Regie Jason Reitman Drehbuch Diablo Cody
Produktion Fox Searchlight Pictures, Mandate Pictures, Mr. Mudd Kamera Eric Steelberg
Darsteller Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman, J.K. Simmons, Allison Janney, Olivia Thirlby, Darla Vandenbossche, Rainn Wilson, Daniel Clark
Länge 96 min. FSK ab 6 Jahren
http://www.juno-derfilm.de/
Filmmusik Matt Messina
Deutscher Kinostart: 20.03.2008 - Der Film ist 2008 fĂŒr 4 Oscars nominiert gewesen, von welchen er einen gewann - Bestes Originaldrehbuch: Diablo Cody
Kommentare zu dieser Kritik
Anj TEAM sagte am 12.04.2008 um 05:57 Uhr

Dazugesagt werden muss, dass man sich "Juno" unbedingt im Original anschauen sollte. Ellen's Stimme und Sprechweise ist wirklich der Hammer!
Ich stimme der Rezension in allen Punkten zu. Wirklich ein ganz großartiger Film mit einem tollen Ende. So habe ich es mir gewĂŒnscht und zwischendurch gebettelt, dass es bitte nicht anders laufen wĂŒrde. ;-)

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