“Lotte im Dorf der Erfinder” ist ein netter und einfallsreicher Zeichentrickfilm für das ganz junge Publikum. Dem Kinofilm geht die TV-Serie “Lotte Journey South” voran, die bereits im Kinderkanal KIKA als "Lotte" ausgestrahlt wurde.
Lotte ist eine junge Hündin. Ihr bester Freund ist der Kater Bruno. Beide wohnen in einem Dorf, in dem jährlich die besten Erfindungen von einer Jury bestimmt werden. Besonders Lottes Vater ist wie jedes Jahr einer der Favoriten.
Eines Tages wird die Biene Susumo aus Japan angeschwemmt. Sofort freundet sie sich mit Lotte an und bringt ihr Judo bei. Als ein wichtiger Judo-Wettkampf in Japan stattfindet, fliegt Lottes Vater sie mit seinem erfundenen Flugballon ans andere Ende der Erde.
Das Schönste an “Lotte im Dorf der Erfinder” sind die Details. Viele kleine Ideen in der Erzählung und in den Zeichnungen der erfundenen Maschinen machen den Film sehenswert. Einige Bilder sind sogar richtig originell, besonders wenn Brunos Vater von seiner Weltreise erzählt. Insgesamt ist die Stimmung des Films positiv und fröhlich und einige Dialoge sind wirklich witzig. Besonders hervorzuheben ist die deutsche Synchronstimme von Lotte (Jodie Blank), die wunderbar frisch und aufgeweckt ist. Es macht viel Spaß, dieser Stimme zu lauschen.
Die optische Umsetzung ist leider nur mittelmäßig. Obwohl die oft sehr kitschigen Hochglanz-Produktionen aus den USA nicht das Maß aller Dinge sein sollten - die Figuren in “Lotte im Dorf der Erfinder” sind einfach uncharmant gezeichnet. Lotte selbst ist dabei am nettesten getroffen. Ihre Freunde jedoch, besonders der Kater Bruno, und die anderen Einwohner des Dorfes sind ein wenig charakterlos geraten. Da der Film keine schönen, satten Farben hat, wirkt der ganze Look trotz der vielen bunten Farben doch blass.
Obwohl “Lotte im Dorf der Erfinder” nicht an Einfällen leidet, drängt sich dem erwachsenen Zuschauer die störende Frage auf, warum die Dorfbewohner eigentlich Tiere sind. Die Maulwürfe leben zwar unter der Erde und die Biene Susumo beherrscht mit Hilfe ihres Stachels die Akupunktur. Doch ansonsten verhalten sich alle Tiere wie Menschen: Hunde, Katzen, Hasen und Schweine gehen auf den Hinterbeinen, wohnen in Häusern, benutzen Werkzeug und Küchengeräte, tragen Kleidung und sprechen alle die gleiche Sprache (Moment – die Biene Susumo spricht mit japanischem Akzent, seltsamerweise jedoch auch im Gespräch mit Japanern selbst). Tiere darzustellen ist immer eine feine und höchst pädagogische Sache, doch sollten dann eben auch Tiere dargestellt werden, wenigstens mit ein paar Eigenheiten, und nicht nur Menschen mit Tiernasen und -ohren.
“Lotte im Dorf der Erfinder” war im Produktionsland Estland angeblich ein absoluter Kassenschlager. Für Kinder im Vor- und Grundschulalter ist der Film lustig und liebenswert - bei einem Kinderfilm schließlich die Hauptsache. Eltern hingegen werden sich zwar nicht langweilen, aber doch darauf hoffen, nicht jedesmal selbst gucken zu müssen, falls dies die neue Lieblings-DVD ihrer Kleinen werden sollte.