Der Familienvater Nick Hume (Kevin Bacon,
„Tremors“, „Sleepers“) ist im Prinzip der Prototyp des guten Amerikaners: Es werden ausgiebig Geburtstage und andere Feierlichkeiten vor laufender Kamera zelebriert und wenn es im trauten Heim mal turbulenter unter seinen beiden Söhnen Lucas (Jordan Garrett) und Brendan (Stuart Lafferty) zugeht, weiss der stolze Papa auch in dieser Situation verbal durchzugreifen.
Doch Nicks kleine perfekte Welt zerbricht auf grauenvolle Weise, als diesem nach einem Hockey-Spiel seines ältesten Sohnes Brendan der Sprit ausgeht und er an einer abgelegenen Tankstelle halten muss. Während er noch draußen mit seiner Frau Helen (Kelly Preston) telefoniert um ihr stolz vom jüngsten Entschluss Brendans, nach der Highschool ein renommiertes College zu besuchen, zu berichten wird dieser Opfer eines Überfalls einer brutalen Straßengang. Nick kann noch das Gesicht eines Täters erkennen, bevor jener flüchten kann und sein Sohn bei der Ankunft im Krankenhaus elendig stirbt.
Obwohl er während einer Gegenüberstellung bei der Polizei das betreffende Gangmitglied identifizieren kann, wird ihm von seinem Anwalt mitgeteilt dass die Strafe nicht das Höchstmass erreichen wird, da Nick die Tat nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Um dem Mörder seines Sohnes dennoch die in seinen Augen gerechte Strafe zuteil werden zu lassen, fasst er einen konsequenten Entschluss:
Er zweifelt vor Gericht seine vorherige Aussage an und entlässt somit das reuelose Scheusal wieder auf freien Fuß – um ihm in der Nacht aufzulauern und ihn ebenfalls zu töten.
Dass Nick damit eine Lawine der Gewalt losgetreten hat, wird ihm kurze Zeit später bewusst. Die übrigen Mitglieder, darunter der Bruder des „Hingerichteten“, schwören blutige Rache an Nick und seiner restlichen Familie...
Der Roman, auf welchem der vorliegende Film basiert, stammt aus der Feder des „Death Wish“-Autoren Brian Garfield, dessen Adaptionen mit Charles Bronson wohl so etwas wie die Urväter der modernen Rächerfilme darstellen.
Im Fall von „Death Sentence“ hat der für den Horror-Megaerfolg „
Saw“ (2004) und den leider völlig untergegangenen aber trotzdem gelungenen Gruselstreifen „
Dead Silence“ (2007) verantwortliche James Wan auf dem Regiestuhl Platz genommen.
Und um es gleich vorwegzunehmen: Dass der Newcomer auch in einem anderen Genre punkten kann, hat er mit dieser brachial-brutalen Rache-Ballade durchaus bewiesen.
Vielleicht kann der Film nicht gerade in der Liga grosser Meisterwerke mithalten, doch er überrascht mit seiner visuellen Wucht und einem überzeugenden Hauptdarsteller. Wobei das Wort „überzeugend“ auch im richtigen Kontext gesehen werden muss: Der Film stellt nicht unbedingt über die gesamte Laufzeit ein Spiegelbild der Realität dar, und das Finale ist so grotesk und brutal geraten, dass es in gewisser Weise schon den Charakter eines Comics für Erwachsene besitzt – damit wäre „Death Sentence“ definitiv auch die bessere
„Punisher“-Verfilmung gewesen, da Wans Werk eher den kompromisslosen Marvel-Heftchen gerecht wird.
Wie die Leser bereits an dem inflationären Gebrauch des Wortes „brutal“ gemerkt haben dürften, stellt diese Rezension ganz klar keine Empfehlung für sanfte Gemüter dar: Im Laufe des Films werden Kehlen mit Macheten aufgeschlitzt, Leiber von Kugeln zersiebt und Extremitäten mit Schrotflinten abgeschossen.
Interessant ist dabei vor allem die Tatsache dass der Regisseur den moralischen Zeigefinger weitestgehend außen vor und der Geschichte ihre blutige Konsequenz lässt. Aus diesem Grund kann man hier auch zweifellos die Entscheidung der FSK verstehen, „Death Sentence“ die Jugendfreigabe zu verweigern. James Wan hat hier eine zynische Mischung aus Drama und Actionthriller geschaffen, die in Zeiten von trendigen Baller- und „Hau-drauf“-Filmchen wie „Crank“ oder „Transporter“ erfrischend altmodisch daherkommt.
Zum Schluss bleibt auch noch der mal wieder sehr gelungene Score des ehemaligen „Nine Inch Nails“-Producers Charlie Clouser hervorzuheben, mit dem der Regisseur auch bei seinen Vorgängern zusammengearbeitet hat.
Daumen hoch!