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Guardians of the Galaxy Vol. 2

Guardians of the Galaxy Vol. 2

Ein Film von James Gunn


EGO-TRIP IM WELTALL


„You are like Mary Poppins.“
„Was he cool?“



Treffen sich ein Waschbär, ein Baum, eine Kampfamazone, ein volltätowierter Ex-Wrestler und ein Outlaw im All: Was sich zunächst noch wie der Beginn eines schlechten Witzes las, geriet 2014 als „Guardians of the Galaxy“ unter der Regie von Kreativ-Sonderling James Gunn zum Kino-Überraschungshit, der weltweit für Furore sorgte. Gunn und seine inszenatorische, ja kindliche Spielfreude, die genüsslich und mit steter Regelmäßigkeit die üblichen Sehgewohnheiten der nichtsahnenden Zuschauer attackierte, schafften es doch tatsächlich, eine auf einem 70er Jahre Marvel-Comic basierende Helden-Truppe, die nicht verschiedener (und seltsamer) sein könnte, als Sympathieträger der etwas anderen Art zu etablieren. Selbst die meisten der sonst eher gestrengen Kritiker hatten da ein Einsehen und gingen Gunn nach dessen Langfilmdebüt 2006 ein weiteres Mal gehörig auf den (Sch)Leim.


Der Rest ist mit fast 800 Millionen-US-Dollar Gewinn vergoldete Kinogeschichte, die nun, drei Jahre später, ihre locker-flockige Fortsetzung spendiert bekommt, in der Peter (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), (Baby-)Groot (Vin Diesel) und Rocket (Bradley Cooper) abermals die
Galaxie vor allerlei Ungemach retten dürfen. Dabei stoßen die Freunde (?) nicht nur in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor und so weiter, sondern machen diesmal auch eine Reise in ihr Innerstes durch, wenn etwa verloren geglaubte Väter plötzlich wieder mit dem Raumschiff vor der Tür stehen und dem überrumpelten Gegenüber ein lange gehütetes Geheimnis offenbaren, das dessen Welt wortwörtlich aus den Angeln hebt.


„We can jack up our prices if we are two-time galaxy savers!“


„Guardians of the Galaxy“ war so eigensinnig wie ein ausgewachsener Elefant, der sich mit seinem prallen Rucksack in einen mehr als engen Porzellanladen begibt, obwohl er doch eigentlich nur Pappteller für die nächste Grillparty benötigt. Teil 2 macht genau da weiter, mit dem Unterschied, dass diesmal auch noch des Dickhäuters halbwüchsiger Sohnemann auf dessen Schultern sitzt und enthusiastisch mit seinem Plastik-Lichtschwert umherfuchtelt. Alles wirkt noch eine Spur bunter, wilder, lauter, aufgeblasener und abgefahrener, wenn James Gunn und sein namhaftes Ensemble im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten eines Sequels die Erfolgsformel des Vorgängers weiterspinnen. So verwundert es nicht, dass die Effekte diesmal noch ausgefeilter daherkommen, die Witze teilweise noch pointierter ausfallen und die Gagdichte insgesamt noch größer ist, während sich die Story - ja, etwas Kritik muss erlaubt sein - noch minimalistischer und weniger gradlinig als im Vorgänger gibt. So folgt „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ab Beginn keinem wirklich roten Faden, sondern schmeißt den Zuschauer direkt ins tumultige Geschehen, das von coolen One-Linern, knackiger Action und einem immer wieder niedlichen Baby-Groot unterfüttert wird. Dieser baumige Szenendieb mit eingeschränktem Wortschatz hat die Herzen der Zuschauer bereits während der Credits auf seiner Seite und stiehlt sich im Fortgang der Geschichte, die im zweiten Akt dann noch so richtig an CGI-Fahrt aufnimmt, immer wieder naiv-munter zwischen die Zeilen.


Apropos Zeilen: Dieses Mal sind die Guardians noch geschwätziger als im Vorgänger unterwegs und finden in den 136 Minuten Spielzeit immer wieder Gelegenheit, über ihr Seelenleben zu philosophieren. Wer nun aber Thearpiesitzungen in Spielfilmlänge vermutet, darf beruhigt werden, da die Guardians nicht die Guardians wären, würden sie nicht auch diesen Szenen ihren unnachahmlich frech-ironischen Stempel aufdrücken. Da wird sich dann schon mal mit dem Feingefühl eines Schlagbohrers über das äußere Erscheinungsbild eines Charakters ausgelassen, ein peinlicher Moment dank peinlicher Gegenaktion nur noch peinlicher, und Waschbär Rocket wird sogar kurzerhand zum Trash-Panda ernannt („Is this something good?.“). Keine Schamlosigkeit wird ausgelassen, was den Humorpegel auch in Teil 2 zur Freude des Zuschauers in ungeahnte Höhen treibt.


Wenn zum Ende hin die Enthüllungen rund um Peters Eltern die Emotionen aus dem Kellerbereich hervorholen und das humorig-eigensinnige Treiben eine gar tragische Note bekommt, die das Schicksal der Galaxie besiegeln könnte, dann offenbart Regisseur und Drehbuchautor Gunn sein ganzes Können. Denn wie er in diesen Momenten die Balance zwischen dem vormals locker-flockigen Weltraum-Spaß und einem sich nun anbahnenden Drama austariert, ohne Inkohärenz an den Tag zu legen, sondern stattdessen fast beiläufig die Herzen der Zuschauer für die Charakter-Schicksale auf der Leinwand öffnet, das ist schon großes Kino. Ganz großes Kino wird nebenbei zelebriert, wenn sich einer der gelungensten Cameo-Auftritte in der Marvel-Historie (nein, Stan Lee ist ausnahmsweise nicht gemeint) völlig überraschend ins Geschehen mogelt und nach Szenenapplaus giert.


Dieser ist auch an anderer Stelle des Films durchaus im Rahmen des Möglichen, denn unsere Helden der etwas anderen Art tragen zwar immer noch nicht den Anstand auf dem Silbertablett umher, dafür aber das (schwarz)humorige Retro-Herz abermals am rechten Fleck. Niemals aufgesetzt, grenzenlos ungeniert, manchmal albern und erfrischend ungehemmt treten die Guardians somit ihren zweiten Siegeszug im Kino an, begleitet vom Soundtrack einer gesamten Generation und flankiert von unzähligen Mid-Credit-Szenen (sitzenbleiben!), die Lust auf mehr machen. Zurückbleibt die Erkenntnis, dass Filmfortsetzungen ihren hevorragenden Vorgängern durchaus ebenbürtig sein können, nicht immer tiefgreifend sein müssen, sondern manchmal schon dann (so gut wie) alles richtig machen, wenn sie einfach nur durch die Bank weg super zu unterhalten wissen.


Fazit: I got hooked on a feeling. Once again.


Das bisherige MCU, bei uns ausführlich rezensiert:

Iron Man“ [2008], „Der unglaubliche Hulk“ [2008], „Iron Man 2“ [2010], „Thor“ [2011], „Captain America: The First Avenger“ [2011], „The Avengers“ [2012], „Iron Man 3“ [2013], „Thor – The Dark Kingdom“ [2013], „Captain America 2: The Return of the First Avenger“ [2014], „Guardians of the Galaxy“ [2014], „Avengers: Age of Ultron“ [2015], „Ant-Man“ [2015], „The First Avenger: Civil War“ [2016], „Doctor Strange“ [2016]


Cover: © Marvel 2017


Eine Rezension von Stefan Rackow
(12. Mai 2017)
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Daten zum Film
Guardians of the Galaxy Vol. 2 USA 2017
Regie James Gunn Drehbuch James Gunn
Produktion Marvel Studios Kamera Henry Braham
Darsteller Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Kurt Russell, Karen Gillan, Michael Rooker, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Laura Haddock, Chris Sullivan, Tommy Flanagan, Sylvester Stallone, u.a.
Länge 136 Minuten FSK ab 12 Jahren
Filmmusik Tyler Bates
Mit den Stimmen von Bradley Cooper (Rocket) und Vin Diesel (Baby-Groot)
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