Wie schafft man es, Surfen zu einer Extremsportart zu machen? Nein – man wartet nicht irgendeinen hervorgesagten Jahrhundertsturm ab, um dann in der Nähe von zerklüftetem Felsgestein über haushohen Wellen zu brettern. Es gibt eine viel einfachere Variante, die noch dümmer ist und deshalb wohl umso mehr Spaß bringt. Besonders coole Typen ritzen sich blutige Striemen in die Füße und wellenreiten dann in Gewässern, in denen es vor Haien nur so wimmelt.
Zack (Matthew Borlenghi) und Bog (Dax Miller) sind jene Extremsportler, die sich über den Kick hinaus auch noch ein bisschen Geld dazuverdienen, indem sie Kamerafrau Cecily (Kate Fischer) und Produzent Jeremy (Joel West) dazuholen, die ihre kleinen Abenteuer ablichten sollen. Für eine TV-Dokumentation geht es als nächstes auf eine abgelegene Südseeinsel, auf der aber bald nicht nur unserem coolen Abenteurerteam Angst und Bange wird, sondern selbst den Haien das Fürchten gelehrt wird. Denn im Wasser lauert etwas viel größeres, das auch ohne akute Hungersnot gern einmal zuschnappt…
Blutige Abenteuerfilme um meterlange Krokodile scheinen nicht selten zu sein und stellen mittlerweile eines der häufigsten Tierhorrorsubgenres dar. Warum kleine, schleimige Frösche oder niedliche Hausratten mutieren lassen, wenn es doch in der Natur schon etwas gibt, das auch ohne viel Fantasie so ursprünglich und gefährlich ist wie die letzten Überlebenden der Saurier? So dachte sich wohl auch Regisseur Jame
s D. R. Hickox, dass er in seinem Tierhorror selbst Haie lieber zu herumplantschenden Komparsen macht und stattdessen ein fies dreinschauendes, langschnauziges Reptil ins Zentrum des Geschehens rückt.
Statt düsterer Atmosphäre und eiskalter Spannung, die sich einem Szene für Szene enger um beide Lungenflügel wickelt, produziert Hickox letztlich aber eher eine konfuse Mischung aus „Eis am Stiel“ mit schlecht animierten Krokopassagen. Die Story ist so doof und die Dialoge so unterirdisch dämlich, dass mit billigen Mitteln getrickst werden musste, um oberflächlich betrachtet etwas Schwung in den Plot zu bringen. So wird alles eben mehr als übertrieben dargestellt – denn irgendwo muss die reißerische Stimmung ja herkommen. Das besagte Salzwasserkrokodil hat eine monströse Länge von 10 Metern (gewöhnlich sind wohl 6 das Maximum bei einem ausgewachsenen Männchen) und kann dabei auch noch etwa genauso hoch springen. Zusätzlich ist es natürlich nicht nur hungrig, sondern hat auch sonst seinen ungestillten Spaß am Jagen und Morden. Damit den menschlichen Hauptfiguren von „Blood Surf“ auch ein bisschen Aufmerksamkeit geschenkt wird, sind diese im Verhältnis von der Fläche ihrer Haut zur Kleidung, die sie tragen, überwiegend nackt und haben für einen 87minütigen Horrorfilm überdurchschnittlich oft Sex. Um die Story abwechslungsreich zu gestalten, gibt es ständig Wendungen, die die nackigen Gejagten von einer vertrackten Situation in die nächste scheuchen. Nachdem es schließlich nicht genug ist, dass ihr Boot zerstört wird und sie auf der Insel festsitzen, auf der sich das Monsterkrokodil herumtreibt, müssen sie auch noch in die Hände von notgeilen Möchtegernpiraten geraten, von denen sie schließlich gefangen genommen werden. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch den ehemaligen Touristenführer John (Duncan Regehr), der die Nackten eigentlich retten könnte, aber viel lieber auf Rache sinnt, weil das Krokodil einst all seine Touris aufgefressen hat.
Jetzt kann den Zuschauer eigentlich nur noch die eigene Einstellung retten. Ist man dem Film böse, weil er doch so offensichtlich dämlich ist, dass er gar nicht anders kann, als dies schon auf dem Cover mit dem Subtitel „Sonne, Strand … Blut!“ anzukündigen? Viel mehr Spaß hätte man jedenfalls, wenn man dem Regisseur und seiner Crew einfach mal andichtet, sie hätten mit Absicht so einen Müll produziert, um sich selbst und das Genre auf die Schippe zu nehmen, die eigenen, nicht existenten filmerischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen und Lacher anstelle von Gänsehaut zu kassieren. Wenn das so gewollt war, dann ist „Blood Surf“ zumindest teilweise gelungen und bietet dem anspruchslosen Genrefan recht unterhaltsame anderthalb Stunden Krokivergnügen.