Weihnachten steht vor der Tür.
Und während
mannbeisstfilm-Gründer Axel D. vermutlich eifrig damit beschäftigt ist, seinen fleißigen Schreiberlingen Geschenke in die Socken zu stopfen und auch sonst überall das
„O du fröhliche!“ angestimmt wird, nimmt der grimmige Onkel Bastian in seinem Schaukelstuhl Platz, um den verehrten Lesern etwas von „Rare Exports“, einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte, zu berichten.
Das von dem finnischen Newcomer Jalmari Helander inszenierte Gruselabenteuer basiert dabei auf der Kurzfilmidee „Rare Exports Inc.“ von 2003.
Hier erzählt der Regisseur die Geschichte des jungen Pietari (Onni Tommila), der zusammen mit seinem Vater, dem Jäger Rauno (Jorma Tommila), in einer abgeschiedenen Hütte am Fuße des Korvatunturi lebt.
Ein mysteriöses Forschungsteam hat dort eine riesige Fläche besetzt und mit Zäunen abgeriegelt. Sie sprengen und graben.
In der einsamen Gegend geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu.
Also schneiden Pietari und sein Freund Juuso (Ilmari Järvenpää) eines Tages ein Loch in die Absperrung, um dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen.
Wie sie bei einer Ansprache Rileys (Per Christian Ellefsen), dem Leiter der Operation, erfahren, ist man unter dem Berg auf das größte Grab der Welt gestoßen.
„Hier ist der Weihnachtsmann begraben“, entfährt es Pietari.
Aufgestachelt von der phänomenalen Beobachtung, beginnt der Junge alte Bücher über die wahre Identität von Santa Claus zu wälzen, der in Wahrheit nicht die nette Coca Cola-Galionsfigur mit dem roten Anzug gewesen ist.
Diese bösartige Kreatur hat aus unartigen Kindern Kleinholz gemacht.
Pünktlich zum Fest der Liebe ereignen sich dann merkwürdige Zwischenfälle:
Irgendjemand (oder: -etwas) hat sämtliche Renntiere abgeschlachtet. Und, wie vom Erdboden verschluckt, verschwinden die Kinder des Ortes.
Sollte der nackte, bärtige Mann, den Rauno in seiner Falle auffindet, tatsächlich der echte Weihnachtsmann sein...?
Helanders Spielfilm-Ausgabe „Rare Exports“ entpuppt sich als extrem kurzweiliges und fantasievolles Genrewerk mit Versatzstücken aus „
Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und „
Gremlins“ (1984).
Die anfänglich - trotz der bunten Bilderbuchaufnahmen - bedrohlich-isolierte Stimmung könnte fast direkt aus Carpenters Klassiker stammen, während die schräge Grundidee um den festzeitlichen Schrecken an Dantes galligen Weihnachtsalbtraum erinnert.
Bei einer Laufzeit von nur etwa 80 Minuten bleibt neben der Darstellung des grotesken Treibens nicht allzu viel Raum für Tiefgang oder eine nähere Beschäftigung mit den Charakteren.
Dass es das Leben mit Pietari und Rauno nicht sonderlich gut gemeint hat, erfahren wir durch vereinzelt eingeschobene, melancholische Passagen, die „Rare Exports“ nun aber nicht direkt in ein bitteres Drama verwandeln.
Der pechschwarze Humor und die stechenden Seitenhiebe auf das wirtschaftliche Phänomen „Weihnachten“ sind es vor allem, die den bekannten Mythos vom grausamen Santa vor dem Fall in die beliebige Slasher-Grütze bewahren.
Wenn die Protagonisten später versuchen, aus ihrem lebendigen Fund ein großes Geschäft zu machen, und das unheimliche Großväterchen zu dem Anlass im typischen, roten Gewand rausputzen, ist das schon ein deutliches Statement, wie kommerzialisiert das Fest doch auch in ihren Köpfen bereits ist – sie verkaufen eine Marke.
Auch wenn sich der echte Weihnachtsmann am Ende doch nicht als
die große Lüge der Kindheit entpuppt...nach dem ganzen Horror wünscht man sich das besser wieder.
Die späteren Angriffe anderer, sinistrer Gestalten und das abschließende Finale inklusive eines lauten Knalls, könnten übrigens auch aus einer aufwendigen Hollywood-Produktion stammen.
Ohnehin fühlt sich „Rare Exports“ durch und durch wie ein sympathisches, altmodisches Produkt der Traumfabrik an.
Solch ähnliche Abenteuer sind dort in den Achtzigern entstanden, als man die Zuschauer noch eher mit einer kleinen, irrwitzigen Geschichte, und nicht nur mit teuren Computertricks, in die Kinos locken konnte.
Zumindest dürfte es niemanden sonderlich verwundern, wenn schon bald eine Weiterführung der Geschehnisse unter dem Banner eines großen Studios angekündigt würde.
Die letzte Szene legt einen potentiellen Stein in Richtung Sequel – möglicherweise unter dem Titel „Rare Imports“?
Wer also ein Kontrastprogramm zu den Festlichkeiten voller süßer bis fettiger Schleckereien und heiterer TV-Schnulzen sucht, wird mit „Rare Exports“ ordentlich bedient.
Man bekommt Spannung, Action, Witz und milden Grusel – und einen Santa, der nur auf den ersten Blick ein Santa ist.
Für Weiteres aber bitte selbst den Film anschauen und immer dran denken:
Schön artig sein, sonst gibt’s keine Geschenke vom Weihnachtsmann...und vielleicht auch keine Socken von Axel!