Es gibt miese Monsterfilme, in denen von der Handlung über die Dialoge bis hin zum Grad an Stümperhaftigkeit der Animation alles vorher bekannt ist. Mit ein wenig Glück sind solche Filmchen zumindest amüsant, ob gewollt oder unfreiwillig sei dahingestellt. Manchmal entdeckt man auch die ein oder andere Genreperle, die trotz einiger Mankos gut zu unterhalten vermag.
Selbiges gilt für das breite Spektrum der Katastrophenfilme. Mit hauptberuflichen Weltenzerstörern wie Roland Emmerich ist zumindest ein bildgewaltiges
Untergangsspektakel sicher. Andere setzen bei kleineren Budgets lieber auf den dramatisch-emotionalen Effekt.
Nimmt man es mit Genre-Grenzen nicht so genau, gibt es dann noch Monster-Katastrophen à la
Godzilla. Oder eben
"MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUS". Nein, die Rezensentin hat sich den Titel nicht ausgedacht. Es handelt sich um eine der berühmt-berüchtigten B-Movie-Produktionen aus dem Hause
The Asylum, welches uns schon mit "Snakes on a Train", "100 Million BC" oder "
Transmorphers" beglückt hat. Ob sich ein Roger Ebert mit solchen Filmchen beschäftigt, wissen wir nicht. Aber das Publikum liebt solche Gurken. Oder zumindest liebt das Publikum es, sie zu hassen. Die Frage bleibt: muss man einen Film wie
"MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUS" überhaupt b
esprechen? Sagt der Titel nicht eigentlich schon alles Wesentliche? Ja, wahrscheinlich schon. Aber gönnen wir uns doch trotzdem den Spaß und sehen mal etwas genauer hin.
Während eine Ozeanographin in einem experimentellen U-Boot, das sie sich unerlaubt „ausgeborgt“ hat, eine Gruppe Pottwale vor der eisigen Küste Alaskas studiert, ist über ihr ein Militär-Hubschrauber schwer mit einem Aviation & Missile Command Sonar Testing beschäftigt und versenkt einen Sonar-Transmitter im Wasser, der offenbar den Orientierungssinn der Wale stört. Einige Tiere rammen daraufhin wiederholt den Gletscher, während der Hubschrauber urplötzlich ebenfalls in Schwierigkeiten gerät und abstürzt. Die folgende Explosion in Kombination mit den durch die Wale verursachten Erschütterungen bringt Teile des Gletschers zum Bersten. Dadurch werden ein megagroßer Hai und ein gigantischer Krake – um bei der Wortwahl der Macher zu bleiben – aus dem Eis befreit und schwimmen bereits Sekunden später munter drauf los. Als der Krake nach seinem langen Winterschlaf ein unbändiges Verlangen nach Kuscheleinheiten entdeckt, muss als erstes eine Ölbohrplattform vor der japanischen Küste dran glauben, welche die kräftige Umarmung des Tentakel-Getiers nicht verträgt. Allerdings wird das Unglück von der japanischen Regierung offiziell als Folge einer Fehlkonstruktion verkauft.
Unterdessen muss die Meeresforscherin sich nicht nur für das Stibitzen des nun schrottreifen U-Bootes verantworten, sondern sich auch wegen eines von gewaltigen Wunden verunstalteten Wal-Kadavers sorgen. Während ihr Kollege an Verletzungen durch Schiffsschrauben glaubt, hält sie etwas Organisches für den Verursacher. Als sie endlich zusammen mit ihrem ehemaligen Professor und einem japanischen Forscher auf die zweigestaltige Lösung aller Rätsel stößt, gilt es nur noch, ein wirksames Vorgehen im Kampf gegen die beiden prähistorischen Kreaturen zu finden.
Klar, die Story ist mehr als mau. Ist bei einem solch einfallsreichen Titel wie
"MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUS" aber auch nicht allzu verwunderlich. Dafür machen die Darsteller ihre Sache größtenteils sehr ordentlich, wobei das Drehbuch zugegebenermaßen nicht gerade höchste Ansprüche stellt.
Vic Chao ("Mad Cowgirl") als japanischer Forscher stellt den sanften Gegenpol zum sprücheklopfenden Wissenschaftlerduo
Deborah Gibson ("Coffee Date") und
Sean Lawlor ("Braveheart") dar, deren meist heiteres Spiel erstaunlicherweise selbst in den dramatischen Szenen nicht ärgerlich, sondern vielmehr erfrischend amüsant wirkt. Weit amüsanter jedenfalls als die überdreht kantige Weise, mit der "Renegade"
Lorenzo Lamas hier als kopfloser Militärfuzzi und aufgeblasener Unsympath vom Dienst auftritt.
Auch die Effekte sind größtenteils ansehnliches B-Movie-Mittelmaß, jedoch gibt es einige Ausreißer. Es ist jedenfalls erstaunlich, dass die Animation einer durch die See schneidenden Rückenflosse offenbar schwieriger ist als die eines ganzen Haifischs. Dagegen ist das Skript eines der größten Probleme des Films. Abgedroschene Dialoge sind es ausnahmweise mal nicht, die Augenrollen beim Zuschauer verursachen. Vielmehr stören abrupte Erzählweise und die oftmals sinnfreie Aneinanderreihung einzelner Sequenzen den Sehgenuss. Allein die Eingangsszene ist unübersichtlich und kaum nachvollziehbar, und der plötzliche Einsatz eines amerikanischen Kampf-U-Bootes gegen den Hai nach zwanzig Filmminuten reiner Abwesenheit irgendwelcher U.S.-Behörden oder -Militärs wirkt, als habe das monströse Flossentierchen nicht nur an Walen, sondern auch an der Filmrolle rumgeknabbert und erklärende Stellen entfernt. So besteht die Handlung aus mehr Einbrüchen als sinnvollen Weiterentwicklungen, es reiht sich ein Logikloch ans nächste wie die brüchigen Maschen eines alten Fischernetzes.
Doch das allergrößte Manko des Filmes besteht darin, dass er seine beiden Hauptdarsteller zu wenig einsetzt. Klar, weitere Animationssequenzen hätten ein weit größeres Budget verschlungen. Aber schließlich wurde schon reichlich Geld gespart, indem man dieselbe „Achtung, Hai kommt aus der Dunkelheit angeschwommen!“-Einstellung immer und immer wieder verwendet, ebenso wie die, welche die Rückenflosse beim Durchpflügen der Meeresoberfläche im Abendrot zeigt. Es ist traurig, aber hier liegt vielleicht das Potenzial für den ultimativen Monster-Horror/Katastrophenfilm – und es wird so wenig genutzt. Dabei gibt sich der Film schon Mühe, den Zuschauer mit Szenen zu ködern, die so kolossal schlecht sind, dass man nicht anders kann, als sie zu bejubeln. Da springt der Hai mit einem eleganten Satz à la Flipper aus dem Meer und schnappt sich ein Passagierflugzeug als kleinen Zwischensnack. Oder er benutzt die Golden Gate Bridge als Kauknochen. Grandios! Oder wie es im Film so schön heißt: „I freakin’ love it!“
Alles in allem haben wir es hier also mit einem Film zu tun, der Vieles widerspiegelt, was so oft in low-budget-Produktionen aus der Horror-Sparte anzutreffen ist. Glücklicherweise wissen die Herrschaften bei
The Asylum aber, dass sie schlechte Filme produzieren. Genau genommen haben sie sich ihren legendären Ruf als Vermurkser von bekannten
Blockbustern zu
Mockbustern – wie die Filmchen in der Branche liebevoll betitelt werden – hart erarbeitet. Und so nimmt sich
"MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUS" (man kann den Titel gar nicht oft genug nennen) dann auch nicht allzu wichtig und wirkt größtenteils eher verspielt als ernst gemeint. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, dass Autor und Regisseur
Jack Perez ("Wild Things 2") aus der Idee viel mehr hätte rausholen können. Ausnahmsweise muss man also anmerken, dass der Film um Einiges besser wäre, hätte man noch mehr Mut zur Absurdität bewiesen. Schade. Der Film könnte – weit mehr als es bereits der Fall ist – so schön schlecht sein.