Schon wieder ein langweiliges B-Movie mit einer abgelutschten Story? Auf den ersten Blick schwante mir Fürchterliches, denn die auf dem Cover der DVD erläuterte Inhaltsangabe schien mir, außer einem einfallslosen Drehbuch, das wie Dutzende andere Filme des Genres aus einer blutigen Vendetta aus dem Jenseits einen einschläfernden Plot spinnt, nicht viel herzugeben.
Nun ja, wir unterliegen alle dann und wann negativen Vorurteilen (und solange wir diese revidieren können, ist das ja auch voll in Ordnung)! Denn von Beginn an liefert dieses Filmchen einen soliden, sehr atmosphärischen Horrorthiller, der den Spannungsbogen bis zuletzt aufrechtzuerhalten vermag.
Der Einstieg zeigt eine fahrlässige Mine und hart schuftende, verhärmte Kinder, die alsbald wegen der Vernachlässigung der Sicherheit verschüttet und in die Anderswelt katapultiert werden.
Beinahe 100 Jahre später ziehen die soeben verwitwete Karen Tunny sowie ihre beiden Töchter Sarah (gespielt von Scout Taylor-Compton, welche wir bald im Rob Zombie Remake von „Halloween – Die Nacht des Grauens“ [1978] in der Rolle der Laurie Strode bewundern dürfen) und Emma tief in die Berge von Pennsylvania, um dort die überraschend geerbte Liegenschaft des verstorbenen Gatten bzw. Vaters zu übernehmen, welche wahrhaften Geisterhauscharakter besitzt. Des Nachts hören die drei Neuankömmlinge unheimliche Geräusche, sehen schattenhafte Gestalten, tun dies jedoch zunächst als Gespinste i
hrer vom Schicksalsschlag traumatisierten Phantasie ab.
Schnell stellt sich heraus, dass der deutsche Titel „Zombies“ (vgl. den treffenderen Titel des Originals „Wicked Little Things“) sehr irreführend ist. Zwar sind die wieder auferstandenen Kinder des Mienenunglücks wahrlich untot, doch lassen sie mehr an Geister, denn an Romeros Kreaturen denken, und verhalten sich auch dementsprechend raffinierter und intelligenter. Auch verzichtete man endlich wieder einmal auf die inzwischen zum Genreklischee gewordenen trashigen Zombiemasken und kleisterte die Kinder lediglich mit Tonnen weißer Schminke zu und verlieh ihnen schwarze Kontaktlinsen, was hier, verbunden mit einer geschickten Ausleuchtung, eine größere Wirkung erzielt, als dies ein Resident-Evil-Styling vermocht hätte, und den Kenner an den liebenswerten, freundlichen Jungen aus „Friedhof der Kuscheltiere“ (1989) erinnert.
Indem man das ganze Schlamassel lediglich auf ein kleines Setting mit wenigen, sympathischen Identifikationsfiguren, denen das Script zumindest einen Ansatz von Tiefe und Charakterzeichnung einhaucht, reduziert, erlangt die Dramaturgie eher klassische Gruselfilm- denn schockierende Splatterqualitäten.
Irgendwo flacht das Geschehen dann zwar zunehmend ab und erschöpft sich in Verfolgungsjagden, viel Blut (wenn auch wenig Splatter) und lautem Gekreische, der Intensität des Thrills tut dies jedoch keinen Abbruch, was unter anderem auf die kreative Inszenierung von Regisseur J.S. Cardone zurückzuführen ist, der sich mit seinen irrealen Gothic-Bildern, viel Nebel, Staub, Spinnweben und monochromen Farbtönen ganz offensichtlich tief vor Tim Burton verbeugt (Emma erwähnt sogar lobenswert dessen Schauermärchen „Sleepy Hollow“ [1999] und gibt zu bedenken, dass ihre neue Heimat sie stark an diesen Film erinnere).
Insgesamt liefert „Zombies“ somit, seiner konventionellen, flachen Geschichte und kaum originellen Ideen zum Trotz, gut funktionierenden Grusel, der für ein B-Movie mit erstaunlichen Qualitäten sowie atmosphärischen Bildern für kurzweilige Unterhaltung sorgt und nie langweilig wird.
Lediglich Gore- und Splatterfreunde sollten von dem Streifen besser die Finger lassen und zu Romero, Fulci und Jackson greifen. Abgesehen von viel künstlich wirkendem Theaterblut und hin und wieder etwas Ausgerissenem, ergötzt sich die Kamera, trotz des Ratings „Keine Jugendfreigabe“, nämlich keineswegs an Gedärm, Gekröse und anderen glitschigen Innereien, blendet brutale Ereignisse meist aus oder lässt diese in der Dunkelheit lediglich erahnen.