Mystic Falls, Virginia
Dear Diary,
today will be different. It has to be. I will smile, and it will be believable. My smile will say: “I’m fine, thank you. Yes, I feel much better.” I will no longer be the sad little girl who lost her parents. I will start fresh, be someone new. It’s the only way I’ll make it through.
Mit dem Ende der Sommerferien und dem Beginn des neuen Schuljahres soll sich für Elena (Nina Dobrev) endlich alles ändern. Schon einmal wurde ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt, als vor einigen Monaten ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Nun jedoch soll nicht nur die Zeit der Trauer endlich aufhören und stattdessen wieder etwas Hoffnung Einzug in Elenas Leben halten, auch die mitleidigen Blicke und wohlgemeinten Ratschläge von allen Seiten will die Schülerin endlich hinter sich lassen. Doch das ist gar nicht so einfach, da unter anderem ihr jüngerer Bruder Jeremy (Steven R. McQueen) seinen Schmerz mit Drogen zu betäuben und hinter rebellischem Verhalten zu verstecken sucht und jedes Hilfsangebot störrisch ablehnt.
Aber da ist ja auch noch der neue Mitschüler – groß, dunkelhaarig, exotisch und ebenso rätselhaft wie anziehend. Stefan Salvatore (Paul Wesley) ist eindeutig einen zweiten, genaueren Blick wert. Was Elena nicht weiß: Stefan birgt noch sehr viel mehr Geheimnisse, als es zunächst den Anschein hat. Er ist nicht nur deutlich älter, als man vermuten
mag, sondern folgt auch einem äußerst ungewöhnlichen Speiseplan – nämlich dem eines Vampirs. Dabei ist er jedoch nicht der Einzige, denn sein Bruder Damon (Ian Somerhalder) ist ihm nach Mystic Falls gefolgt, gleichermaßen getrieben von Langeweile und Rachegelüsten. Einst kämpften die Brüder um die Zuneigung derselben Frau – ein Streit mit tragischem Ausgang. Und nun, da beide weniger freiwillig als schicksalhaft wiedervereint sind, beginnt die Geschichte, sich zu wiederholen...
Die stürmische Liebe zwischen einer Sterblichen und einem Vampir, die von Beginn an unter keinem guten Stern steht – hat man natürlich längst mehrmals gehört, gelesen, gesehen. Der Vergleich zu gegenwärtig angesagten Buch- und Filmvarianten liegt auf der Hand. Natürlich schwimmt
"THE VAMPIRE DIARIES" als Serie damit auf einer aktuellen Welle und tut dies mit Sicherheit ganz bewusst, dürfte sie doch in höchstem Maße vom Hype um die "
Twilight"-Saga und dem damit verbundenen Interesse an Vampir-Romantik profitieren. Zumindest jedoch der literarischen Vorlage nach sind
"THE VAMPIRE DIARIES" aber kein Abklatsch der Geschichten von Stephenie Meyer, da die Bücher von Lisa J. Smith mehr als ein Jahrzehnt früher erschienen. Wenn überhaupt ist es also eher andersherum. Da das Thema Vampir in Verbindung mit Liebe aber schon ebenso betagt wie die untoten Hauptfiguren ist, dürfte es schwer sein, hier einen eindeutigen Ursprung festzumachen. Und wenn, liegt er mit Sicherheit deutlich vor irgendeiner der aktuell angesagten Reihen.
Lisa J. Smiths
The Vampire Diaries jedenfalls ist erstmals 1991 erschienen. Ursprünglich war die Saga als Trilogie gedacht, doch der Erfolg und das Begehren der Fans nach einer Fortsetzung der Geschichte machten Smith die Entscheidung offenbar einfach, sich erneut mit dem bunten Reigen um Elena, Stefan und Damon zu befassen. So wurde die Reihe durch einen vierten Band ergänzt und im Februar 2009 begann mit der Veröffentlichung von
The Vampire Diaries: The Return ein Ableger, der wiederum in einer Trilogie vollendet werden soll. So ist es im Augenblick jedenfalls geplant. Sollte sich die Serie jedoch ähnlich großer Beliebtheit erfreuen wie ihre literarische Vorlage, wäre eine weitere Fortsetzung keine allzu große Überraschung. Zumindest ist so schon mal genügend Material zur Verarbeitung in der Fernseh-Variante vorhanden.
Dabei hält sich
"THE VAMPIRE DIARIES", entwickelt vom Serien- und Slasher-erprobten
Kevin Williamson ("Crime Scene Lake Glory", "Dawson’s Creek", "
Scream") und "Gossip Girl"-Produzent
Leslie Morgenstein, allerdings eher lose an die Vorlage. Im Großen und Ganzen bleibt der rote Faden erhalten. Doch die Serie bedient sich der Bücher weniger als unumstößlich festgeschriebenes Vorbild denn als Fundgrube für Figuren, Namen, einzelne Szenen und Handlungsmotive, welche sie als Dreh- und Angelpunkte eines eigenen Story-Gerüsts verwendet. Die Lücken, die zwischen den ausgewählten Elementen entstanden sind, haben die Drehbuchautoren mit eigenen kleinen Geschichten und weiterführenden Handlungssträngen gefüllt – und liegen damit goldrichtig. Denn während gerade die ersten beiden Romane noch sehr auf die sich entwickelnde Liebesgeschichte konzentriert sind und dabei eher mitunter fast schwülstigen Schmacht-Szenen den meisten Raum zugestehen, schlägt die Serie von Beginn an deutlich düstere Töne an und baut einen Spannungsbogen auf, der nur sehr selten einzubrechen droht.
Dieser Vorteil gegenüber den Büchern ergibt sich vor allem aus zwei simplen, aber wirkungsvollen Komponenten. Zum einen wird die Geschichte äußerst geschickt so erzählt, dass der Zuschauer immer etwas mehr weiß als die Figuren selbst und sich damit in einer Position befindet, die es ihm ermöglicht, voller Vorfreude der weiteren Entwicklung entgegenzublicken und sich dem wohlig-angespannten, prickelnden Gefühl hinzugeben, das drohende Unheil im Voraus zu erahnen. Zum anderen füllt die Serie selbst ihre längst verstorbenen Charaktere mit deutlich mehr Leben, was schlichtweg am gelungenen Casting liegt. Zwar bleiben viele Beweggründe zunächst im Dunkeln, die Figuren machen erst einmal keine allzu großen Wandlungen durch (was ganz einfach der Tatsache geschuldet ist, dass sich die Serie noch in der Entwicklung befindet); die Ansätze sind jedoch vielversprechend, und bis es für die Figuren Zeit zum Wachsen, Reifen, Verändern ist, halten die Darsteller persönlich das Interesse des Zuschauers mit Spielfreude, Ausstrahlung und der zwischen ihnen mühelos erreichten Chemie aufrecht. Vor allem
Ian Somerhalder ("
Tell me you love me") überrascht in der Rolle des charmanten Bösewichts und hat sichtlich Spaß, wenn er sich mit selbstbewusster Arroganz, heimtückischer Niedertracht und animalischer Rage austoben darf. Leider verschwimmt sein Charisma in der deutschen Fassung etwas, und bei der Synchronisation von
Katerina Graham ("17 Again") alias Elenas bester Freundin Bonnie haben die Verantwortlichen sogar einen katastrophalen Fehlgriff getan, da die Figur vollkommen entstellt wird. Diese Makel können aber der Serie selbst nicht angelastet werden. Visuell ist mit den ansprechend – oder im Falle des Friedhofs und anderer Örtlichkeiten schön schaurig – gestalteten Sets und der unaufdringlichen Kameraführung, die je nach Bedarf harmonische oder spannungsreich komponierte Bilder einfängt, jedenfalls alles im grünen Bereich.
Wenn die Serie in so manchem Fan der Romane auch zwiespältige Gefühle hervorrufen könnte (mit der Liebe zu einem Buch und der rigorosen Ablehnung von Abänderungen des geliebten Stoffes ist das ja so eine Sache), dürften sich doch einige neue Interessenten für die Geschichte um Elena, Stefan und Damon finden lassen. Das Genre neu erfunden hat
"THE VAMPIRE DIARIES" natürlich nicht. Aber das Potential zu einem längerfristigen Dasein ist vorhanden. Der weiteren Evolution bis zum wahrscheinlich Tragik-reichen Finale kann also mit Spannung entgegen gesehen werden. Denn natürlich kann nicht nur der Kenner der Vorlage zu vielen Entwicklungen nahezu sichere Tipps abgeben. Dazu folgt die Geschichte zu sehr althergebrachten Erzähltraditionen. Doch in so manchem dunklen Winkel lauert noch die eine oder andere Überraschung. Was bisher aus den Schatten zutage getreten ist, macht in jedem Fall Lust auf mehr...