Kurz vor seiner Rückkehr in die Heimat bekommt ein amerikanischer Verband im Irak einen letzten Einsatzbefehl: eine Stadt soll mit Hilfsgütern durch einen Militärkonvoi versorgt werden. Schon bald gerät der Verband in einen Hinterhalt und erleidet im folgenden Feuergefecht schwere Verluste. Die überlebenden Soldaten können evakuiert werden und kommen schliesslich wieder in die Heimat. Aber hier erwartet die gebrochenen Menschen der nächste Kampf, jedoch nicht gegen die Aufständischen.
"Home of the Brave" steht in der langen Tradition der sogenannten Heimkehrerfilme. Der bekannteste Film mit dieser Thematik, auch wenn er einen ganz anderen Ansatz verfolgt, dürfte wohl "Rambo" ("First Blood") mit Sly Stallone sein. Auch hier versucht ein Kriegsveteran, diesmal Vietnamkrieg, nach seinen traumatischen Erlebnissen im Krieg wieder Fuß in der Heimat zu fassen. Wo "Rambo" dann aber zum Actionfilm wird, bleibt "Home of the Brave" Drama und belechtet das Schicksal und den weiteren Lebensweg von vier Soldaten mit unterschiedlichen Traumata: Will Marsh (Samuel L. Jackson), Vanessa Price (Jessica Biel), Jamal Aiken (Curtis "50 Cent" Jackson) und Tommy Yates (Brian Presley). Der Ansatz ist nicht ganz neu, und um beim Vietnamfilm zu bleiben, hat auch "Dead Presidents" von den Brüdern Hughes sich für das Leben in der Heimat interessiert, ist aber gegen Ende deutlich actionbetonter als "Home of the Brave".
Jeder Charakter hat sein eigenes Trauma, sei es körperlich oder psychisch/seelisch. Will Marsh ist die einzige Person die keinen körperlichen Schaden davon getragen hat, jedoch ist der psychische Schaden um so beträchtlicher. Als Chirurg im Irak musste er innerhalb von 3 Stunden über 6 Gliedmasen amputieren, 4 Soldaten, deren Namen er nicht einmal kannte, starben, er wurde sogar von eigenen Soldaten mit der Waffe bedroht. All dies hat sein Inneres abgetötet, er fühlt nichts mehr, er kann sich auf seine Arbeit nicht konzentrieren und flüchtet sich letztendlich in den Alkohol. Doch der Alkohol macht ihn unberechenbar und er wird gegenüber seinem Sohn gewalttätig. Vanessa Price verlor bei dem Hinterhalt ihre rechte Hand und ihr Vertrauen in die Menschen. Sie schafft es nicht, sich wieder auf ihren Freund und Vater des gemeinsamen Sohnes einzulassen und wehrt sich auch heftigst gegen die Annährungsversuche eines Kollegen. Sie arbeitet als Sportlehrerin an einer Schule und gerade deshalb leidet sie noch mehr unter der amputierten Hand. Jamal Aiken verletzte sich am Rücken und kommt nicht darüber hinweg, dass seine Ex-Freundin nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte - warum dass so ist, wird aber nicht deutlich. Er wird zum frustrierten Veteranen und für sein Umfeld zu einer Gefahr. Tommy Yates wurde ins Bein geschossen, leidet jedoch viel mehr unter dem Tod seines Kameraden und Kindheitsfreundes Jordan, der in seinen Armen starb. Er findet nicht mehr ins Leben in der Heimat zurück und bewegt sich ziellos durch sein neues altes Leben.
Wie gesagt ist der Film dramatisches Schauspielerkino und hat daher nicht gerade eine wirkliche Spannung zu bieten. Überhaupt plätschert der Film stellenweise etwas dahin, da es keinen Spannungsbogen im herkömmlichen Sinne gibt. Sehr spannend und ansprechend inszeniert sind die Irakszenen, vor allem das Vorspiel zum Hinterhalt ist spannend, immer wieder zeigt die Kameraführung die umstehenden Personen und Fenster, so dass man ein Gefühl für die ständige Bedrohung der Soldaten bekommt. Der Film, vor allem eben jene Irakszenen, leidet jedoch etwas unter seinem minimalen Budget. Das Budget betrug ca. 12 Mio. $, eine lächerliche Summe, vor allem wenn man sich die Besetzung anschaut. Und gerade im Irak wirken die Stadtsets manchmal etwas leblos und billig umgesetzt. Sie erfüllen jedoch ihren Zweck und sind eh nur kurz zu sehen. Die Kriegsszenen sind mit der üblichen Wackelkamera gefilmt und durchaus recht blutig in den Feuergefechten. Der Teil in der Heimat ist dann recht konventionell abgefilmt, ohne besonderen Überraschungen - handwerklich solide, mehr aber auch nicht.
An der Schauspielerfront überzeugt natürlich Samuel L. Jackson in seiner Rolle als traumatisierter Arzt. Curtis Jackson hat nur wenig Screentime fällt aber nicht allzu negativ auf. Zusammen mit Samuel L. Jackson hat Brian Presley die größte Rolle und bringt sie auch glaubwürdig rüber. Am beeindruckendsten ist jedoch für mich Jessica Biel. Schnuckelig wie immer überzeugt sie mich nicht unbedingt durch ihr schauspielerisches Talent (hier leistet sie sich jedoch keine Patzer, sondern spielt auch emotionale Szenen), sondern dass sie Mut zur "Hässlichkeit", zur unperfekten Ästhetik zeigt. In "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" rannte sie immer sexy as hell und top gestyled durch den Film, während sie hier tatsächlich eine Amputierte verkörpert. Nicht schlecht. Fraglich ist jedoch, warum man unbedingt so viele Hauptpersonen nehmen musste, ich denke hier wäre eine Reduktion und Vertiefung einzelner besser gewesen. Vor allem die Rolle von Curtis Jackson hat schon sehr wenig Screentime.
In Nebenrollen sind u.a. Christina Ricci zu sehen.
Wodurch der Film jedoch enorm zwiespältig wird, ist die Moral und Aussage des Films. Der Krieg wird natürlich wie es in modernen Filme üblich ist, als grausam dargestellt. Die Helden sind tatsächlich gebrochene Menschen die der Krieg zerstört oder schwer geschädigt hat. In einer Szene beweist der Film sogar richtige Eier, als Samuel L. Jackson seinen Filmsohn vor dem Schuldirektor verteidigt, da er ein "Buck Fush" Shirt trägt. In einer anschliessenden Rede verteidigt Jackson seinen Sohn, redet zynisch über Patriotismus, und letztlich bekommt der Sohn Zeit, seine Antikriegsgründe darzulegen - inkl. den Ölinteressen Amerikas. Vielleicht die beste Szene, jedoch opponiert Jacksons Charakter, ohne jedoch seine Gründe darzustellen. Regisseur Winkler lässt aber all diese verschiedenen Facetten unkommentiert stehen und bezieht keine Stellung, was manche als Stärke sehen, ich jedoch als Einknicken vor den Autoritäten. Wenn man das kleine Budget in Verbindung mit den Bildern betrachtet, ist überdeutlich, dass die Armee Unmengen Geld in den Film gesteckt hat. Und genau dort findet sich meiner Meinung nach, wenn ich die Aussage des Films betrachte, das "Home of the Brave": in der Militärgemeinschaft, wo junge Männer und Frauen ihrem Land dienen, unabhängig davon, ob und in welchem Krieg - das Militär als Ersatzfamilie, in der man sich wohlfühlt.
Daher möchte ich auch den letzten Monolog des Films hier zitieren, ihn jedoch unkommentiert lassen:
"Liebe Eltern,
Ich weiß, ihr versteht nicht warum ich mich wieder hab anwerben lassen. Das ist für uns alle verwirrend und beängstigend. Das weiß ich. Aber ich muss zurück! Ich will nicht sterben, John wollte auch nicht sterben. Vielleicht wussten wir beim ersten Mal nicht, worauf wir uns da einlassen. Vielleicht wusste unsere Regierung auch nicht, worauf sie sich einlässt. Vielleicht wollen die Leute nicht, dass wir da sind. Vielleicht macht es das alles nur noch schlimmer. Aber trotzdem, ich kann nicht hier bleiben, wenn ich weiß, dass da drüben Soldaten sind, die jeden Tag angegriffen werden und sterben. Ich glaube nicht, dass es falsch ist, wenn ich dorthin zurückgehe und ihnen helfe. Soldat zu sein ist eine harte Aufgabe, nicht nur für Menschen wie mich, sondern auch für die die wir zurücklassen - euch beide, Freundin, Kinder, Ehemänner, -frauen - bei uns allen hinterlässt der Krieg Narben. Aber ich weiß, wenn ich meinen Teil dazu beitrage, kommen wir da vielleicht alle raus und können wieder zurück zu den Menschen die uns lieben.
Ich hoffe, ihr könnt es irgendwie verstehen. Für mich ist das alles vollkommen logisch. Das sind meine Leute, und ich brauch sie, genauso wie sie mich brauchen. Ich will gar nicht toll oder mutig sein, aber würde ich nicht zurückgehen würde ich Jordan im Stich lassen, oder Jamal, und alle die ihr Leben gelassen haben, und das wäre noch schlimmer als nie mehr nach Hause zu kommen. Ich weiß, ihr seid nicht glücklich darüber, aber ich weiß auch, dass ihr mich liebt. Ich geh dorthin zurück und ich will meine Sache so gut wie möglich machen und so schnell wie möglich wieder bei euch sein. Betet für mich!"
Diese Kritik basiert auf der Presse-DVD aus dem Hause e-m-s. Da die DVD jedoch eh den normalen Zuschauer nicht erreichen wird, erübrigt es sich, großartig etwas darüber zu schreiben. Da die DVD nur eine deutsche Tonspur hat, kann ich jedoch sagen, dass die Synchronisation durchaus gelungen ist und mit professionellen und bekannten Sprechern besetzt worden ist. Die Timecodes auf den Screenshots sind auch durch die Presse-DVD bedingt. Viele Dank an e-m-s für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Fazit: "Home of the Brave" ist der erste Film, der die Traumata von Irakveteranen zum Thema hat. Dafür sollte man den Film anerkennen, und in so mancher Sequenz beweist er durchaus Mut. Allerdings überzeugt der Film nicht immer, sei es durch die Schauspieler, durch die Umsetzung, oder durch die Personenanzahl. Und durch den letzten Monolog kann ich leider nicht anders, als ihm einen Stern noch abzuziehen, daher sind es nur 3 Sterne geworden.