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The House of Usher

The House of Usher

Ein Film von Hayley Cloake

Ein weiser Mann hat einmal gesagt, dass es nicht schwer sei, einen schlechten Film zu verreißen. Deshalb habe ich, begierig nach einer Herausforderung, zu einer Literaturverfilmung gegriffen. Leider aber habe ich „House of Usher“ erwischt, den die Regisseurin Hayley Cloake zu verantworten hat.

Der geneigte Leser kennt vielleicht die Edgar Allan Poe-Geschichte: dem Vorspann zufolge hat sie diesen Film inspiriert. Mit dieser Information im Hinterkopf kann man tatsächlich einige vage Parallelen erkennen. Würde die Familie jetzt aber nicht Usher, sondern Schreck oder Huber heißen, dann würde garantiert niemand mehr den guten Herren Poe mit der Sache in Verbindung bringen - wohl nicht zu seinem Nachteil.

Zu Beginn erfährt Jill (Izabella Miko) vom Tode ihrer alten Freundin Maddy, mit deren Bruder Roderick (Austin Nichols) Jill früher zusammen war. Eigentlich wollte sie ihn ja nie wieder sehen, aber zu Beerdigungen geht man nun einmal, selbst wenn der Weg durch einen geheimnisvollen Wald zu einem geheimnisvollen Haus führt. Dass Nachts dort stilgerecht geheimnisvolle Geräusche erklingen, scheint da schon selbstverständlich, und auch die erste geheimnisvolle Gestalt lässt nicht lange auf sich warten. Vielleicht ahnt es der Eine oder Andere bereits: Die Familie hat ein dunkles Geheimnis.

Die Vorgänge im Hause Usher werden stilgerecht untermalt von Musik, die wohl unheimlich klingen soll und zu jeder noch so unpassenden Gele
genheit erklingt: beim Gang durchs Stiegenhaus, beim Gläschen Wein oder auf der Toilette. Letzteres blöd zu kommentieren erscheint selbst mir zu billig. Nur wenn Herr Usher und Jill beginnen sich gegenseitig abzulecken - alte Liebe rostet ja bekanntlich nicht - fehlt die klangliche Untermalung. Dabei fand ich gerade das am Unheimlichsten.

In diesem Kontext muss dann allerdings auch der große Mut des Filmes positiv hervorgehoben werden. Beiläufig wird auf eine tief in der männlichen Psyche verwurzelte Angst eingegangen: Rodericks Potenz wird dem Ursprung des Begriffes nicht gerecht, von Manneskraft kann keine Rede sein. Nur eine Frau kann ein solch heikles Thema derart gefühlvoll darstellen, ein Mann hätte diesen Schritt wohl nicht gewagt. Nicht, dass sich das irgendwie auf die Handlung auswirken würde, aber schreibt Ihr mal über 80 Minuten, in denen so gut wie gar nichts passiert.

Irgendwann erhärtet sich - wenn schon sonst nichts - der Verdacht, dass die rätselhafte Gestalt Maddy ist. Außerdem schafft es Roderick „Viagra“ Usher irgendwie Jill zu schwängern. Laut Klappentext der DVD „damit sie für immer in seinem Haus bleibt.“ Das ist doch mal ein vernünftiger Grund ein Kind zu zeugen. Im Film wirkt das übrigens etwas ungewollter, aber wahrscheinlich habe ich nur die eine oder andere subtile Andeutung verschlafen.

Am Ende folgt natürlich eine dramatische Auflösung der dunklen Mysterien der Familie Usher. Leider entwickelt kein einziger Charakter auch nur annähernd genug Persönlichkeit, um irgendwie Interesse an seinem Schicksal zu wecken. Und so habe ich, abgesehen von einem kurzen Lacher gegen Ende, eigentlich nur noch verzweifelt dem Abspann geharrt.

Im Großen und Ganzen also ein Film zum Vergessen. Vor allem die ersten sechzig Minuten wird krampfhaft versucht Spannung aufzubauen, ohne dass _irgendetwas_ passiert. Das Ende ist dann zwar überraschend, aber trotzdem alles andere als gut. Selbst eingefleischten Poe-Fans sei von diesem Machwerk abgeraten, allen Anderen sowieso.

Die DVD ist bei Atomik Films erschienen und enthält die ungeschnittene Version von „House of Usher“. Auf dem Silberling sind die englische und deutsche Sprachversion enthalten, Untertitel gibt es nur auf Deutsch. Für Masochisten bietet sich noch das Bonus-Material an, das einen Audiokommentar, Deleted-Scenes und diverse Trailer umfasst.

Eine Rezension von Peter L.
(28. Juni 2009)
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Daten zum Film
The House of Usher USA 2006
(The House of Usher)
Regie Hayley Cloake Drehbuch Collin Chang
Produktion Boyd Hancock
Darsteller Austin Nichols, Izabella Miko, Beth Grant
Länge 80 min FSK ab 16 Jahren
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