„One thing I've learned in the last seven years: in every game and con there's always an opponent, and there's always a victim. The trick is to know when you're the latter, so you can become the former.“
Der Regisseur Guy Ritchie kann einem irgendwie leid tun: Nach seinen beiden Kultfilmen „Bube, Dame, König, grAs“ (1998) und „Snatch“ (2000) ist der mit Pop-Ikone Madonna liierte Hot-Shot zunächst als der „britische Tarantino“ gefeiert worden. Dann ist ihm wohl der blöde Einfall gekommen, auch mal etwas Romantisches mit seiner Ehefrau zu drehen – das Ergebnis, „Stürmische Liebe“ (2002), hat dann auch prompt einige Preise abgesahnt…wenn man die „Goldene Himbeere“ als solch einen ansehen möchte.
Ein weiser Spruch besagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Und eben diesen hat sich der Regisseur, nachdem das genannte Machwerk auch an den Kinokassen gefloppt ist, wohl auch zu Herzen genommen und 2005 mit seinem Stamm-Schauspieler Jason Statham die Gangster-Groteske „Revolver“ abgedreht. 2005 – das ist jetzt inzwischen auch schon einige Jahre her, und hierzulande ist von dem Strefen noch weit und breit nichts zu sehen oder hören gewesen. Was ist also passiert? Nun, nach vielen desaströsen Kritiken und enttäuschten Fans hat es Ritchie einfach schwer gehabt, einen Verleiher für seinen neuen Film zu f
inden. In den USA und England ist er schon erfolglos gelaufen und so wird er vermutlich in einiger Zeit mal als billige DVD-Premiere auf den Markt geschmissen werden.
Die Frage ist jetzt nur, ob das negative Gegrummel um „Revolver“ nun tatsächlich berechtigt ist. Der Verfasser dieser Rezension meint eindeutig:
Nein!
„The greatest enemy will hide in the last place you would ever look.“
Nach siebenjährigem Gefängnisaufenthalt hat der passionierte Glücksspieler Mr. Green (Statham) nur noch ein Ziel vor Augen: Er will sich bei dem Gangster-Boss Macha (Ray Liotta, „Goodfellas“, „
Smokin´ Aces“) aus verschiedenen Gründen rächen, und betritt so direkt nach seiner Entlassung dessen Casino um ihn während eines Spiels gehörig abzuzocken. Natürlich lässt sich Macha das nicht gefallen und hat es von nun an auch gehörig auf ihn abgesehen.
Um sich zu schützen nimmt Green die Hilfe von den beiden Kredit-Haien Avi („Outkasts“ André Benjamin) und Zach (Vincent Pastore) an, die als Gegenleistung dessen Mitarbeit und gesamtes Vermögen verlangen. Natürlich hat die ganze Geschichte des Mr. Green, der im Gefängnis aus den Zellen neben sich einige totsichere Tricks über das Spielen gelernt hat, noch einen doppelten Boden und am Ende schlägt der zunächst recht schlichte Plot doch so einige überraschende Haken…
Mehr braucht der Zuschauer von der Geschichte zunächst nicht zu erfahren, allerdings sollte angemerkt werden, dass „Revolver“ im Gegensatz zu Ritchies beiden Erstwerken eindeutig weniger Humor besitzt.
Der Film ist immer noch extrem schlagfertig in Sachen Sprüche, und möglicherweise sieht man hier den durch etliche Klasse-A-Trashfilme abgestürzten Jason Statham zum letzten Mal in einer Rolle als coole Sau, aber dennoch hat der Regisseur hier zusätzlich versucht, seinen eigenen Stil durch ein wenig mehr Storygehalt und Tiefe zu verfeinern.
Denn mal ehrlich: „Snatch“ ist mit Sicherheit eine unglaublich lässige und furchtbar unterhaltsame Gangster-Komödie geworden, aber trotzdem hat diese im Grunde nicht von ihrer ziemlich banalen Geschichte, sondern von den vielen schrägen Charakteren, gelebt.
Und die gibt es auch in Ritchies aktuellem Werk zu sehen, allerdings nicht mehr in dieser Vielzahl - und ein wenig „reifer“ scheinen sie auch geworden zu sein. Man könnte schon fast behaupten, dass „Revolver“ ein typischer Guy Ritchie-Film geworden ist, der in einem Mixer mit Bryan Singers „Die üblichen Verdächtigen“ (1995) und Paul McGuigans „Gangster No. 1“ (2000) gelandet ist. Dieses Ergebnis hat eben auch vielen Fans nicht sonderlich geschmeckt.
Das schon ziemlich düstere und psychotische Ende hat einige gar an einen David Lynch-Output erinnert, was aber wirklich sehr weit hergeholt erscheint. Noch obskurer ist allerdings, dass von manchen Stellen schon verlautet worden ist, das Werk stelle einen offensichtlichen Werbefilm für den Kabbalah-Glauben des Regisseurs und seiner Frau dar. Naja, wer das wirklich so sehen will…
Letztendlich steht „Revolver“ ganz bestimmt nicht als großes Meisterwerk da, und er ist auch ein wenig schwächer als „Bube, Dame, König, grAs“ und „Snatch“. Dennoch sollten sich etwas aufgeschlossenere Fans der genannten Vorgänger den Film auf jeden Fall ansehen…wenn er denn mal offiziell den Weg in die Bundesrepublik findet.